Seite 3: Medal of Honor im Test - Dieser Krieg ist die Hölle!

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Multiplayer-Test

So rasant wie Modern Warfare, so taktisch wie Bad Company 2, das möchte Medal of Honor im Multiplayer sein. Es ist ein ambitioniertes Ziel, die Besonderheiten beider Genre-Platzhirsche zu kopieren und im eigenen Spiel zu vereinen. Aber wenn es einer schafft, dann sicher der Battlefield-Entwickler Dice.

Medal of Honor - PC-Screenshots zum Multiplayer-Modus ansehen

Könnte man meinen. Doch die Schweden scheitern an der Aufgabe. Die Online-Gefechte von Medal of Honor plagen jede Menge Macken, von unausgereifter Balance über unrealistisches Waffenverhalten bis zu mangelhaftem Teamgefühl. Nach zahlreichen Testrunden kommen wir nicht umhin zu glauben, dass hier mit wenig Liebe und Herzblut gearbeitet wurde. Denn herausgekommen ist eine seelenlose Ballerei vom Fließband, die zwar kurzweilig Laune macht, sich aber weder mit Modern Warfare noch mit Bad Company 2 messen kann.

Technik hui, Taktik pfui

Die guten Nachrichten zuerst: Das technische Grundgerüst von Medal of Honor funktioniert sehr gut. Der Server-Browser ist schnell, übersichtlich, bietet eine Reihe nützlicher Filterfunktionen und erlaubt den Einsatz von Dedicated-Servern. Zudem laden die Turniere zügig, und im Test kam es nur selten zu Verbindungsverzögerungen, sogenannten Lags, die gegnerische Spieler über die Karte »zuckeln« lassen. Auch die aus der Beta-Phase gefürchteten Verbindungsabbrüche hat Dice weitgehend ausgemerzt. Online-Scharmützel zu finden, ihnen beizutreten und auch drin zu bleiben gehört also nicht zu den Problemen.

Schwache Waffenbalance: Scharfschützen sind selbst auf kurze Entfernungen brandgefährlich. Schwache Waffenbalance: Scharfschützen sind selbst auf kurze Entfernungen brandgefährlich.

Die fangen bei der Wahl der Klassen an, denn es gibt nur magere drei: Schütze, Special-Ops-Soldat und Scharfschütze. Die für Multiplayer-Shooter wichtigen Herausstellungsmerkmale der Klassen halten sich in Grenzen. Zwar zerlegt der Soldat dank seines Raketenwerfers selbst dicke Panzer (die es nur auf zwei von acht Karten gibt), und der Schütze sorgt mit Rauchgranaten für Deckung. Die taktischen Finessen halten sich vor allem im Vergleich zu Bad Company 2 dennoch arg in Grenzen, zumal es weder Sanitäter noch Ingenieure gibt, die Kollegen heilen, Munition verteilen, Fahrzeuge reparieren oder mit technischen Spielereien aushelfen.

Das mangelhafte Teamgefühl wird durch die fehlende Unterstützung von Squads verstärkt. Zudem gibt es weder einen Befehlschat noch ausreichend Punkte für erfolgreiche Zusammenarbeit. Immerhin belohnt das Programm Abschussserien mit offensiven wie defensiven Gruppenaktionen, etwa einem Raketenangriff oder der kurzzeitigen Positionsangabe aller Gegner. Manche dieser Boni sind jedoch weitgehend nutzlos, etwa das Aufstocken der Munition, da Ihnen die eh nur selten ausgeht. Auch die Idee, das Teamgefühl durch die Möglichkeit zu stärken, nach dem eigenen Tod nicht in der Basis, sondern direkt an der Front wieder einzusteigen, scheitert am mangelnden Feinschliff. Denn wer im Gefecht »spawnt«, der landet oft an einer unlogischen Stelle oder dermaßen für den Gegner sichtbar, dass man sich sofort wieder eine Kugel einfängt.

Viele Waffen, ein Gefühl

Schon in der Beta-Phase war uns das unrealistische Waffenverhalten aufgefallen. Daran hat sich nichts geändert, denn die Knarren unterscheiden sich auch in der finalen Version nicht merklich. So trifft die Maschinenpistole MP7 mit aufgeschraubtem Laservisier genauso präzise wie das Scharfschützengewehr SVD, selbst wenn Sie damit über die halbe Karte feuern.

Maschinengewehre verziehen kaum. Dauerfeuer funktioniert immer. Maschinengewehre verziehen kaum. Dauerfeuer funktioniert immer.

Das Rückstoß-Verhalten der Waffen wurde ebenfalls nicht überarbeitet. Die Streuung der Sturmgewehre ist nach wie vor viel zu gering, weshalb stupides Dauerfeuer besser funktioniert als gezielte Feuerstöße. Freischaltbare Upgrades wie etwa größere Magazine oder präzisere Zielvisiere versprechen zwar Variation, verbessern aber lediglich die Feuerkraft, was es Vielspielern einfacher macht, Erfolge zu feiern - gute Waffenbalance sieht anders aus.

Einsteiger haben es in Medal of Honor ohnehin schwer, denn in den Online-Gefechten beißt ihr Soldat extrem schnell ins virtuelle Gras. Das wäre nicht weiter schlimm, würde die Rückmeldung bei Treffern besser funktionieren. Doch woher der tödliche Schuss gekommen ist, wird nur selten deutlich, egal ob’s das schwere Maschinengewehr PKM oder ein Granatwerfer war. Vor allem Scharfschützen profitieren von diesem Manko, denn die können ihre Opfer mit nur einem Treffer ausknipsen und sich mangels »Kill Cam« (zeigt an, wo der Täter sitzt) minutenlang an einer Stelle verschanzen.

Hübsche Karten, rasante Gefechte

Die acht Karten sind etwas detaillierter als die Areale in der Solo-Kampagne, fallen aber allesamt recht klein aus. Vor allem im Modus »Sektorenkontrolle«, der an das Flaggenerobern aus Battlefield 2 erinnert, stehen sich die bis zu 24 Teilnehmer mangels Freilauf oft auf den Füßen. Ebenfalls schade: Anders als in Bad Company 2 ist das Terrain nicht komplett, sondern nur an dafür vorgesehenen Stellen zerstörbar. Das bremst Medal of Honor nicht nur in taktischer Hinsicht aus, sondern nimmt den Gefechten auch Dynamik.

Den mächtigen M3-Panzer dürfen Sie nur auf zwei von acht Karten steuern. Den mächtigen M3-Panzer dürfen Sie nur auf zwei von acht Karten steuern.

Das Tempo ist dennoch auf hohem Niveau. Und auch wenn die insgesamt vier Spielmodi keine Kreativpreise gewinnen, wogen die temporeichen Schlachten ständig hin und her. Für kurzweiligen Spaß zwischendurch taugt Medal of Honor also allemal, zumal die Soundeffekte ordnungsgemäß rumsen. Wer aber Wert auf Taktik, Teamplay und vernünftiges Waffenverhalten legt, der sollte lieber woanders ballern.

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