Megaupload - Hollywood-Umsätze seit Schließung gesunken, GVU widerspricht (Update 2)

Eine neue Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die umstrittene Schließung des größten Filehosters Megaupload im Januar 2012 keine höheren Filmeinnahmen zur Folge hatte – im Gegenteil.

Die Studie wurde von der Copenhagen Business School und der Ludwig-Maximilians-Universität in München erstellt und dabei 1.344 Filme in 49 Ländern beobachtet. Dabei zeigte sich, dass die durch Filme erzielten Einnahmen bei Produktionen, die nicht über ein großes Marketingbudget verfügen, seit dem Ende von Megaupload merklich gesunken sind. Große Blockbuster hingegen zeigten dagegen keinerlei Effekt.

Für die Forscher ist dies ein weiterer Beleg dafür, dass illegales Filesharing nicht schadet, sondern über einen Umweg der Filmindustrie sogar Vorteile bringt. Filmfans, die nur eine niedrige oder keine Zahlungsbereitschaft haben und sich daher des illegalen Filesharings bedienen, dienen demnach vor allem bei kleinen Filmproduktionen als Informationsquelle für Konsumenten mit hoher Zahlungsbereitschaft.

Mehrere Studien hatten bereits ähnliche Schlüsse aus ihren Ergebnissen gezogen, beispielsweise dass Internet-Nutzer, die sich Musik illegal über P2P-Tauschbörden besorgen, gleichzeitig auch deutlich mehr Musik kaufen als der Durchschnitt. Außerdem werden viele Musikfans laut einigen Forschern auf diese Weise auf Künstler aufmerksam, die sie sonst vielleicht nie entdeckt hätten. Dies ähnelt den Ergebnissen der aktuellen Studie für den Bereich der kleineren Filmproduktionen.

Update:

Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) widerspricht den Ergebnissen der Studie, kennt allerdings laut eigenen Angaben die Daten der Studie selbst nicht. Allerdings würden die Zahlen für Deutschland laut GVU belegen, dass Filme mit 200 oder weniger Kopien in den Kinos im ersten Halbjahr 2012 mehr Besucher anlockten als in den beiden Jahren zuvor.

Man sei daher gespannt, wie die Autoren der Studie einen kausalen Zusammenhang zwischen der Schließung von Megaupload und den Einnahmen der Kinos begründen. Schließlich seien nicht die Umsätze an sich, sondern die Besucherzahlen entscheidend.

Update 28.11.2012

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung haben die beiden Forscher zur Kritik an ihrer Studie Stellung bezogen. Laut ihren Ergebnissen haben Filmfans, die zwar kaum ins Kino gehen, sondern Filme illegal herunterladen, durch Empfehlungen großen Einfluss auf Freunde. Durch die Schließung von Megaupload fiele diese Mundpropaganda weg, auf die aber gerade kleinere Filme angewiesen seien. Außerdem sei auch der Effekt bekannt, dass es Filesharer gibt, die sich einen Film auf diese Weise ansehen, bevor sie Geld ausgeben.

Die veröffentlichte Studie solle »neutrale Wissenschaft« und »eine sachliche Grundlage« liefern, bei der die beiden Forscher ihrer Ansicht nach auch keinen Fehler gemacht haben. Die Abschaltung von Megaupload und die Folgereaktionen vieler anderer Filehoster seien unerwartet gewesen und habe der Studie genutzt, die insgesamt Zahlen aus den Jahren 2007 bis 2012 berücksichtigt. Effekte wie eine Wirtschaftskrise oder große Blockbuster wie Avatar seien recht einfach herauszurechnen, außerdem seien die Effekte auch einzeln für isolierte Länder wie die USA und Deutschland nachweisbar. Nach dem Kinomarkt wollen sich die Forscher nun die Auswirkungen auf den Heimkino-Bereich ansehen.

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