Microsoft: Sag Nee zum PC - Christian Schmidt über den E3-Auftritt

Christian Schmidt war auf der E3-Pressekonferenz von Microsoft und beschreibt seine Eindrücke. Ist Microsoft zum PC-Feind geworden?

Nun gut, was Microsoft zum Auftakt der E3 veranstaltete, nannte sich „Xbox 360 Media Briefing“, es ging also schon dem Namen nach ausschließlich um die Konsole. Trotzdem ließ der Software-Gigant zwischen den Zeilen durchscheinen, was er für den PC als Spieleplattform übrig hat: nicht viel.

Wann immer im Verlauf der fast zwei Stunden langen Presseshow das Wörtchen „exklusiv“ fiel, sanken bei den PC-Journalisten im Auditorium die Mundwinkel, denn „exklusiv“ hieß angeblich: kommt erst mal nur für die Xbox 360. Zumindest in der Auslegung von Microsoft.

Das gilt für Alan Wake (das beim Vorspielen einen ausgezeichneten Eindruck machte) ebenso wie für Splinter Cell: Conviction – eine echte Überraschung, die doppelt schmerzt, weil die Spielszenen aus dem Agenten-Thriller zum Spektakulärsten gehörten, was auf der an beeindruckenden Spielen nicht armen Pressekonferenz gezeigt wurde. Auch Left 4 Dead 2 lief etwas vage unter dem Rubrum „exklusiv“.

Nun will das nicht heißen, dass es Alan Wake, Splinter Cell & Co. überhaupt nicht auf den PC schaffen. Es bedeutet noch nicht mal, dass sich die Spiele auf dem PC verspäten. Ubisoft zum Beispiel versichert, dass Splinter Cell: Conviction zeitgleich auf Xbox 360 und PC erscheinen wird. Das verräterische Wörtchen "exklusiv" sagt also vor allem aus, dass Microsoft für seine Xbox 360 den PC totschweigt.

Überraschend kommt das nicht. Microsoft führt seine „Games for Windows“-Initiative seit Jahren bestenfalls halbherzig fort, die Online-Plattform „Live“ funktioniert auf dem PC trotz Generalüberholung längst nicht so gut wie auf der Xbox 360. Seit Viva Pinata kam aus den Microsoft Games Studios kein eigenständiges PC-Spiel mehr, auf der offiziellen Webseite endet die Liste der Neuankündigungen im Jahr 2007.

Unabhängig von den Spielen schießen auch andere Ankündigungen auf der Pressekonferenz gegen den PC. Microsofts erklärtes Ziel ist es seit Längerem, die Xbox 360 zum Entertainment-Center auszubauen, zur digitalen Medienzentrale im Wohnzimmer. Zur Strategie gehört, Angebote auf die Xbox 360 zu ziehen, die Menschen derzeit noch an den Fernseher, das Radio oder eben den PC fesseln.

Unter diesem Gesichtspunkt ist die Ankündigung zu sehen, in Zukunft gebe es die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter auch auf der Xbox 360, genauso wie die populäre Internet-Musikdatenbank Last.fm. Wer sich mit Freunden vernetzen will, so lautet die Botschaft, kann das in Zukunft bequem von der Wohnzimmercouch aus erledigen. Ein Grund weniger, einen PC zu nutzen.

Auch wenn es auf der Pressekonferenz nicht ausgesprochen wurde, die Linie von Microsoft ist trotzdem deutlich: Im Unterhaltungssektor hat die Xbox 360 absoluten Vorrang. Deshalb ist auch nicht zu erwarten, dass mit Windows 7 von Microsoft-Seite aus ein neuer Aufmerksamkeitsschub für den PC folgt. Während andere Hersteller wieder verstärkt auf den PC setzen, hat sich Microsoft für einen seiner zwei Stühle entschieden: für die Xbox.

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