Never Alone im Test - Kultur als Spiel? Egal!

Never Alone trägt eine schwere Last, schließlich soll das Puzzle-Jump&Run die Folklore der Inupiat in die Welt tragen. Im Test haben wir statt Geschichtsunterricht aber in erster Linie ein herzergreifendes Abenteuer erlebt - zum Glück.

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»Weißt du, jetzt würde ich gerne eine Geschichte hören.« In der Gemeinschaft der Inupiat, eines Eskimovolks im Nordwesten Alaskas, fiel dieser Satz gerne einmal nach einem arbeitsreichen Tag. Was dann erzählt wurde, waren Sagen und Märchen, oder anders gesagt: der Kulturschatz eines Volkes - Werte, Tradition und Wissen -, verpackt in eine Geschichte. Und eine solche Geschichte aus den Überlieferungen der Inupiat hat sich Entwickler Upper One Games herausgepickt, um sie in ein Videospiel zu gießen - das Puzzle-Jump&Run Never Alone.

Ein Spiel als Herzensangelegenheit

Upper One Games verfolgt mit Never Alone eine spannende Idee: Videospiele als Werkzeug zu nutzen, um damit die Tradition und Kultur der Inupiat für die nächste Generation der Einheimischen und im besten Falle auch für den Rest der Welt relevant zu machen. Dass dieses Vorhaben nicht zur schnarchigen Lehrstunde verkommt, liegt vor allem an der Hingabe, mit der sich die Entwickler der Atmosphäre gewidmet haben.

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Man spürt diese Hingabe vom Moment an, als der Erzähler im Eskimodialekt loslegt. Aus den deutschen Untertiteln erfahren wir, dass er die Geschichte des jungen Mädchens Nuna erzählt. Gemeinsam mit ihrem tierischen Begleiter, einem putzigen Fuchs, macht sich die Kleine auf eine märchenhafte Reise, um die Ursache eines nicht enden wollenden Schneesturms zu ergründen.

Zu Besuch beim Erbe der Eskimos

Diese Reise führt uns durch eine malerische Alaskakulisse, die zwar in puncto Detailgrad mehr Feinarbeit vertragen hätte und in puncto Animationen ab und an etwas holpert, aber dank kleiner Effektspielereien und geschickt eingesetzter Unschärfe-Effekte viele pittoreske Momente auf den Bildschirm zaubert. Mal tanzen Nordlichter im Hintergrund über den Nachthimmel, mal hopsen wir über auseinanderbrechende Eisberge, mal finden wir uns inmitten eines brausenden Sturms wieder. Dazu schallen Musik und Effekte aus den Boxen, die das Geschehen perfekt untermalen. Majestätische Klangteppiche wechseln sich mit dem einsamen Knacken des Eises gekonnt ab.

Die Schauplätze sind von vorne bis hinten in Eskimofolklore getränkt. Es tauchen etwa Tiergeister auf, die die Verbundenheit mit der Natur symbolisieren, oder ein Bösewicht namens »Menschentöter«, der für personalisierten Egoismus steht. Darüber hinaus machen wir Orte unsicher, die für das Volk der Inupiat große Bedeutung haben. So ist ein Level einer realen Pfahlbausiedlung auf hohen Klippen nachempfunden.

Informationen dazu bekommen wir optional in kurzen Interviewdokus, die wir im Spielverlauf freischalten. Mehr als 30 Minuten an kleinen Filmchen haben die Entwickler in Never Alone gepackt, und die sind so gut gemacht, dass wir das Spiel sogar des Öfteren pausiert haben, nur um das neueste Bonusmaterial anzusehen. Die vielen Hintergrunddetails geben den Figuren, Umgebungen und Themen richtig Tiefe.

Folklore als Jump&Run

Im Vordergrund werkelt bei Never Alone aber immer noch ein Spiel - wie gesagt ein 2D-Puzzle-Jump&Run, vom Ablauf her vergleichbar mit dem Genreprimus Limbo. Um Nunas Reise voranzutreiben, kombinieren wir die Fähigkeiten des Eskimomädchens mit denen ihres Fuchses. Solo schalten wir zwischen den beiden Protagonisten per Tastendruck hin und her, wahlweise darf aber auch ein Koop-Spieler den Part des tierischen Begleiters übernehmen.

Nuna ist meist fürs Manuelle zuständig, etwa wenn sie Kisten verschiebt, Leitern erklimmt oder mit ihrer Bola (Kugeln an Seil) Hindernisse aus dem Weg räumt. Der Fuchs kann zwar auch über besonders hohe Klippen klettern, ist aber meist für spirituellen Beistand zuständig. Das heißt, er kann erstens Tiergeister sichtbar machen und sie zweitens in seine Richtung lenken. Nuna dienen die Geister dann als Sprungplattformen.

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