Joho und ne Buddel voll Sake
Dark Souls ist klar das große Vorbild von Nioh, aber schon bei Story und Szenario tun sich klare Unterschiede auf. Ein Souls-Spiel erzählt auf den ersten Blick keine stringente Handlung, es entwirft keinen klassischen Konflikt zwischen Gut und Böse, der in einem großen Finale gipfelt. Stattdessen versteckt die Serie ihre Geschichten hinter Item-Beschreibungen, in der Levelarchitektur und dem Figurendesign. Vielleicht gelingt es dem Spieler, all das zusammen zu puzzeln. Vielleicht auch nicht. In jedem Fall spüren wir, dass überall Geheimnisse durch diese Welten wabern.
Nioh steuert in eine konkretere Richtung. Es bietet eine konventionelle Erzählweise mit mehr oder weniger aufwändigen Cutscenes, gesprächigen Figuren und klaren Missionsbeschreibungen: Die Jagd nach einem bösartigen Alchemisten führt den Piraten und Helden William Adams – der auf der gleichnamigen historischen Persönlichkeit basiert – ins feudale Japan des Jahres 1600. Nach dem Tod des Fürsten Toyotomi Hideyoshi drängen dort zwei rivalisierende Samurai in das Machtvakuum. Das Land musste jedoch schon in den Jahren zuvor viel Leid durchleben, was Dämonen genug Kraft gab, um ins Reich der Menschen einzufallen.
Nioh scheitert allerdings daran, uns diese grundsätzlich spannende Mischung aus historisch akkuraten Hintergründen und japanischer Folklore nahezubringen. Es überhäuft mich mit Begriffen, Orten und Personen, ohne sie mit dem nötigen Kontext zu füllen. So erklärt mir eine sprechende Katze in weniger als einer Minute den eigentlich komplexen mythologischen Unterbau rund um Schutzgeister, Dämonen und ihr Gleichgewicht. Und das muss mir dann auch erst einmal reichen, um viele der Szenen im Spiel einzuordnen.
Live.Die.Repeat.
Spielerisch jedoch liegen Nioh und die Souls-Reihe nahe beieinander. Zwar erkunden wir in Nioh keine offene Welt, sondern wählen Haupt- und Nebenaufgaben nach zwei Einführungsmissionen über eine Karte an, aber im Grunde machen wir hier wie da dasselbe: anfangs vor allem sterben.
Feinde lauern hinter Ecken, Böden bröckeln unter uns weg, Fledermäuse brechen aus Gängen hervor, um uns in den Abgrund zu reißen. Unfair ist Nioh jedoch nicht. Es macht eben deutlich, dass ich nicht wie ein betrunkener Seemann durch seine Level torkeln darf.
Allgemein lohnt sich es, in den verwinkelten Berg-Dörfern und zerfallenden Tempel-Anlagen des Spiels die Augen offen zu halten. Immer wieder finden wir versteckte Kisten mit nützlichen Items oder knuffige Wesen namens Kodama, die für eine kleine Spende am nächsten Schrein die Drop-Rate von Waffen, Rüstungen und Ähnlichem erhöhen. Darüber hinaus stoßen wir auf Möglichkeiten, die Level-Architektur zu unserem Vorteil zu nutzen.
In Nioh greifen die meist vertikal angelegten Level-Abschnitte häufig ineinander. Dadurch erschließen wir immer wieder Abkürzungen, für die wir etwa Leitern zu bereits besuchten Orten heruntertreten. "Vertikal" heißt auch, dass es sich lohnt, den Blick immer wieder mal nach oben oder unten zu richten. Vielleicht steht auf einem Balkon über uns ein Bogenschütze? Oder auf einem Felsvorsprung unter uns liegen ein paar nützliche Gegenstände?
Schrein-Shopping
Anstatt also durch die Levels zu sausen, taste wir uns mich voran – von Checkpoint zu Checkpoint. Die heißen in Nioh Schreine und funktionieren im Kern wie die Leuchtfeuer der Souls-Spiele. Hier investieren wir Erfahrungspunkte (heißen hier Amrita) in Rollenspiel-typische Charakterwerte wie Gesundheit, Stärke und Geschicklichkeit, füllen unseren Medizin-Vorrat auf oder rufen andere Spieler als Koop-Partner zu Hilfe. Allerdings kehren bei jedem Besuch an den Schreinen auch die besiegten Standard-Gegner eines Levels zurück.
Ebenfalls bei den Souls-Spielen ausgeliehen: Wenn der Held stirbt, verliert er seine bis dahin gesammelten, aber noch nicht ausgegebenen Erfahrungspunkte. Die bleiben vorerst an seinem "Grab" zurück. Falls wir es anschließend schaffen, uns dorthin durchzukämpfen ohne zu sterben, bekommen wir alles wieder. Diese Mechanik baut eine immense Spannung auf und motiviert dazu, nicht einfach aufzugeben. Damit wir beim nächsten Versuch jedoch besser abschneide, muss ich mich unbedingt ins Kampfsystem einarbeiten.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.