Fazit: No Man's Sky im Test - Die Tücken der Unendlichkeit

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Fazit der Redaktion

Tobias Veltin
@FrischerVeltin

Ich gebe es zu: Mit der Bewertung von No Man's Sky habe ich mich so schwergetan, wie mit kaum einem Spiel zuvor. Das liegt vor allem daran, dass jeder wegen des prozeduralen Prinzips eine andere Reise durch die Galaxie antritt. Meine Kollegen haben auf anderen Planeten angefangen, haben andere Systeme besucht, andere Orte entdeckt und anders gecraftet als ich. So hat jeder eine eigene Spielerfahrung, und genau deswegen dürften sich an diesem Spiel auch die Geister scheiden. Indes: Die grundlegende Spielmechanik bleibt immer gleich und dementsprechend für jeden auch gleich repetitiv. Während es mir anfangs noch Spaß gemacht hat, den Ressourcen hinterherzujagen und Baupläne fertigzustellen, war nach knapp 15 Stunden die Luft einfach raus. Zu diesem Zeitpunkt ist No Man's Sky zu vorhersehbar, zu gleichförmig, zu wenig überraschend. Die Ressourcensammelei verkommt zur reinen Routine, die Suche nach einzelnen Elementen nervt mehr als Spaß zu machen, der Zauber einer neuen Entdeckung verfliegt. Und im Gegensatz zu Minecraft - mit dem No Man's Sky immer wieder fälschlicherweise verglichen wird - gibt es im Spiel von Hello Games keinerlei Möglichkeiten kreativ zu sein oder etwas zu erschaffen.

Trotz allem Gemecker: No Man's Sky ist ein einzigartiges und besonderes Erlebnis, das man in dieser Form nirgendwo anders findet und das schon aufgrund seiner schieren Größe fasziniert. Was man daraus macht, bleibt letztendlich jedem selbst überlassen. Wer sich auf das ruhige Tempo einlassen kann, Spaß daran hat, sich immer wieder auf neuen Planeten zu verlieren und die vielen kleinen Ungereimtheiten wie das nervige Inventar und die deutlich spürbare Spielmechanik in Kauf nimmt, kann und wird sehr viel Spaß mit No Man's Sky haben und darf gerne 5 bis 10 Punkte auf unsere Wertung draufschlagen. Alle anderen sollten das Spiel vor dem Kauf zumindest einmal ausprobieren - denn die mutige, aber spielerisch verbesserungswürdige Galaxiereise von Hello Games ist definitiv nicht für jeden geeignet.

Markus Schwerdtel
@Kargbier

In den ersten Spielstunden mit No Man’s Sky bekommt man leicht Halsweh, durch den ständig offen stehenden Mund kommt zu viel kalte Luft rein. Später lernt man dann die Klappe auch mal zu schließen, beeindruckend bleiben die Planeten und Tiere weiterhin. Dafür merkt man schon nach wenigen Stunden, dass man spielerisch irgendwie doch immer das Gleiche macht: Scannen, Sammeln, Craften, über das Inventar ärgern. Das allerdings ohne die gestalterische Freiheit eines, sagen wir, Minecraft oder Terraria. Klingt nur so mitteltoll, richtig? Aber trotzdem steige ich immer wieder ins Raumschiff. Trotzdem grase ich jeden besuchten Planeten nach Alien-Bauten und abgestürzten Sonden ab.

Und trotzdem quatsche ich mit jedem einzelnen Außerirdischen. Denn in seinen besten Momenten schafft No Man’s Sky, was schon damals das erste Elite oder aktuell zum Beispiel das PC-Strategiespiel Stellaris hinkriegen: Es erzeugt ein schlüssiges Universum, das mein Spielerhirn automatisch mit unzähligen kleinen Geschichten und damit Atmosphäre füllt. Das macht das Spiel – trotz all seiner Unzulänglichkeiten – einzigartig. Und einzigartige Spiele gibt es für meinen Geschmack heutzutage viel zu selten.

Johannes Rohe
@DasRehRohe

No Man’s Sky ist mein Spiel für den Feierabend. Wenn ich nach einem stressigen Tag nach Hause komme (ja, sowas gibt’s auch in einer Spieleredaktion), habe ich oft keine Lust mehr auf anstrengende, schnelle Shooter oder Spiele mit einer tiefgründigen Story, in die man am besten einige Stunden am Stück abtauchen muss. In No Man’s Sky erkunde ich das Universum in meinem ganz eigenen Tempo und mache, wonach mir gerade ist: Abgestürzte Raumschiffe suchen, wertvolle Ressourcen sammeln, fremdartige Tiere scannen oder einfach mal drauflos fliegen – irgendwas entdeckt man schließlich immer. No Man‘ Sky spielen ist ein bisschen wie Urlaub. Leider habe ich nur immer wieder das Gefühl, dass auch der zuständige Spieldesigner etwas zu viel am Strand herumgelegen hat.

So viele Dinge sind nicht zu Ende gedacht oder einfach schlecht gemacht: Warum ist das Inventar- und Crafting-System dermaßen fummelig? Wieso gibt es keine Minimap, auf der ich wichtige Orte markieren kann? Weshalb können plötzlich, aus dem nichts feindliche Raumschiffe auftauchen, gegen die meine Rostlaube keine Chance hat? Willkommen in der zufallsgenerierten Spieldesign-Hölle. Außerdem wirkt das Universum auf mich einfach nicht glaubwürdig. Aliens stehen einsam und schweigend in (immer gleich gestalteten) Raumstationen herum, bis ich sie endlich anspreche. Und die Tiere, die die Planeten lebendiger machen sollen, laufen einfach ziellos durch die Gegend und interagieren nicht miteinander. Man sieht sie nie fressen, jagen oder schlafen, sondern nur seelenlos herumwandern. Aus diesen Gründen wird No Man’s Sky für mich niemals mehr werden als eine coole Spielerei, die mir eine Zeitlang den Feierabend versüßt hat.

Elena Schulz
@Ellie_Libelle

No Man’s Sky ist ein Spiel, das ich eigentlich mögen will. Ich mag die wunderbare Idee eines frei erkundbaren Universums, die eigenwillige Optik und die Vorstellung hinter jeder Ecke etwas Neues und Aufregendes zu entdecken. Leider bleibt das fürs Erste wohl ein Traum: Die Ideen hinter No Man’s Sky sind zwar neu, irgendwie schafft es das Spiel aber trotzdem, sich all die Innovation mit dröger Wiederholung kaputtzumachen. Mechanisch grinde ich Ressourcen, klappere Hot-Spots auf den Planeten ab, häufe Treibstoff an, um endlich weiterzukommen und vergesse darüber, warum ich No Man’s Sky eigentlich spielen wollte. So ist der Zauber schon nach wenigen Stunden gebrochen. Damit will ich nicht unbedingt sagen, dass No Man’s Sky für mich ein schlechtes Spiel ist – es verschenkt nur wahnsinnig viel Potenzial.

Wenn Sean Murray sagt, er möchte in Zukunft noch einen Multiplayer einbauen, vielleicht Basenbau, Landfahrzeuge oder mehr Story, dann ist das für mich genau das, was No Man’s Sky für mich im Moment fehlt, um wirklich Spaß zu machen – aber eben zum Release und nicht erst, wenn es schon zahlreiche Leute zum Vollpreis gekauft haben. Trotzdem bereue ich nicht, No Man’s Sky gespielt zu haben. Trotz aller Macken hatte ich zahlreiche einzigartige Momente mit dem Weltraumabenteuer: Wenn ich von einem Planeten in den Weltraum fliege oder eine neue, völlig fremdartige Kreatur entdecke, hat das etwas Magisches und ich weiß plötzlich wieder, warum ich No Man’s Sky spiele: Weil das Spiel sich traut, etwas völlig anderes auszuprobieren. Man muss eben nur wissen, worauf man sich einlässt.

Dimitry Halley
@dimi_halley

Die erste Preview zu No Man's Sky war gleichzeitig mein allererster längerer GameStar-Artikel (wer will, kann diese ersten Gehversuche als Schreiber hier lesen, ich rate aber aus Sicherheitsgründen davon ab). Schon damals habe ich auf die Problemchen hingewiesen, die prozedurales Gamedesign mit sich bringt. Trotzdem war ich optimistisch, kein Wunder, denn ich bin nach wie vor ein riesiger Fan von The Elder Scrolls 2: Daggerfall aus den späten 90ern. Und das verlässt sich schließlich auch voll auf zufallsgenerierte Landschaften.

Allerdings gibt mir Daggerfall neben den Zufallslandschaften umfangreiche Dungeons, in denen ich kämpfe, Rätsel löse und meinen selbst erstellen Avatar hochrüste. Es bietet Gilden, Städte, Dörfer, politische Beziehungen, Unmengen an Skills und Spielweisen. Und selbst Daggerfall, das gebe ich zu, leidet unter vielen Problemen eines prozeduralen Spiels. Trotzdem kann ich damit tolle Geschichten in meinem Kopf entstehen lassen.

Bei No Man's Sky klappt das zu Spielbeginn auch, aber der Wow-Effekt hält nicht lange an. Der Hund liegt gar nicht so sehr bei der mangelnden Vielfalt begraben, sondern bei der fehlenden Spieltiefe. Erkunden ist super, ja, aber am Ende des Tages brauche ich als Spieler irgendeine Form von Motivation - und da reicht mir die reine Neugier, was wohl hinter der nächsten Hügelkette ist, einfach nicht lange genug. Anders als Daggerfall habe ich hier keine fesselnde Lore, keine packenden Spielmechaniken und das vermeintliche Ende von No Man's Sky finde ich eher lahm. Zusammengefasst habe ich als Fan von emergentem Storytelling schon meine Freude mit dem Spiel, allerdings kann ich mir gegenwärtig nicht vorstellen, Dutzende Stunden hineinzuversenken.

Hello Games will Inhalte nachreichen, die das in meinen Augen komplett ändern könnten, und aus No Man's Sky den erhofften Hit machen. Aber eigentlich hätten die schon in der Release-Version drinstecken müssen, da bin ich ganz bei Elena - bei einem teuren 60-Euro-Preisschild hinterlässt dieses Vertrösten auf kommende Content-Updates einen faden Beigeschmack.

3 von 3


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