No One Lives Forever im Test - Tolle Shooter-Satire im James Bond-Stil

Bombast-Grafiken, schlaue Schurken und packende Missionen ziehen Sie bei No One Lives Forever mitten hinein in einen hochdramatischen Spionage-Thriller um Wohl und Wehe der Menschheit.

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Schräge Optik und eine modebewusste Dame als Hauptfigur sind selten die Signale, bei denen erfahrene PC-Spieler den Rechner hochfahren. Im Falle des 3D-Actionspiels No One Lives Forever lohnt sich aber der Griff zum Power-Knopf. Denn die Mischung aus harter Action wie in Half-Life und raffiniertem Schleich-Shooter der Sorte Deus Ex fesselt trotz schräger 60er-Jahre-Aufmachung nicht nur Freunde von Austin Powers, sondern garantiert auch hart gesottene 007-Fans. Da geht's nicht nur ums reine Schießen. Sondern um atemlose Spannung, wenn Sie auf leisen Sohlen ein schwer bewachtes, unterirdisches Hochsicherheitslabor infiltrieren. Wenn Sie sich auf einer sonnigen Karibikinsel heiße Gefechte mit Ganoven liefern. Oder im versunkenen Ozeanriesen nach geheimen Dokumenten tauchen. Per Schneemobil über vereiste Gletscher flitzen. Und mit allerlei Hightech-Gerätschaften, auf die auch ein Q stolz wäre, hochgerüstete Gegnerhorden übertölpeln.

Der Hauch des Todes

Es beginnt wie ein klassischer Thriller. Irgendjemand ermordet englische Agenten. Erst fängt der Spitzel in Sibirien eine Kugel, dann wird der chilenische Vertreter erwürgt. Ein paar Tage später fliegt der Mann in Helsinki in die Luft.

Im schrillbunten Sixties-Ambiente eines im Flug befindlichen Jumbos kommt es zum Überraschungsangriff der Superschurken und ihrer Schergen. (1024x768) Im schrillbunten Sixties-Ambiente eines im Flug befindlichen Jumbos kommt es zum Überraschungsangriff der Superschurken und ihrer Schergen. (1024x768)

Die Reihen sind ausgdünnt, die Queen ist not amused. Da kommen Sie ins Spiel. Nicht als Doppelnull James Bond. Sondern als Archer, Cate Archer. Die ehemalige Kleinganovin soll im Auftrag des britischen Geheimdienstes einer Spur in Marokko folgen. Rasch finden Sie heraus, dass die Terrororganisation Harm hinter den Anschlägen steckt. Die hat klare Forderungen: Australien, 50 Millionen Pfund Sterling und ein eigener Feiertag - sonst muss ein Großteil der Menschheit dran glauben. In der bewährten Ich-Perspektive, mit Maus und Tastatur sind Sie fortan den Bossen von Harm auf der Spur. So abgefahren das Szenario stellenweise auch wirkt: Es gibt zwar viele komische Stellen und einige witzige Dialoge, insgesamt ist die Handlung aber eher ernst angelegt. Vom unerwarteten Tod eines befreundeten amerikanischen Agenten bis zu Verweisen auf die harte Kindheit von Cate Archer kommt sogar allerhand richtig Trauriges vor.

Auf leisen Pfoten

No One Lives Forever überlässt Ihnen weitgehend freie Hand, wie Sie die Welt retten. Dabei bestimmen die vier Schwierigkeitsgrade - auch im Einsatz jederzeit änderbar - weitgehend die Spielweise: Auf den beiden ersten können Sie in den meisten Missionen ganz nach Herzenslust ballern und müssen sich nicht großartig um Alarmsysteme oder Sicherheitskameras kümmern; nur an wenigen Stellen ist zwingend vorsichtiges Vorgehen angesagt.

Mit der Hightech-Brille erkennt Cate Minen. Mit der Hightech-Brille erkennt Cate Minen.

In den härteren Modi läuft nichts ohne leisen Auftritt. Cate Archer verträgt dann kaum Treffer, jede Begegnung mit größeren Gegnergruppen ist tödlich. Und die sind schnell angelockt: Sie müssen nur ein paar Augenblicke im Visier einer Sicherheitskamera stehen oder ein bisschen zu viel Lärm verursachen, schon rückt ein Team Ganoven an. Übrigens: In den Levels finden Sie keine Gesundheitspunkte, sondern lediglich Auffrischer für den Schutzanzug. Klingt seltsam - ist spielerisch aber fast dasselbe.

Die klügsten Gegner

Das Spielprinzip würde ohne klug agierende Schurken nicht funktionieren - und No One Lives Forever setzt neue Maótäbe in Sachen Gegner-KI. Ein Teil der feindlichen Aktionen ist eigens für bestimmte Stellen in die Polygon-Männchen hineinprogrammiert worden. Da kippen Ganoven Tische um und gehen dahinter in Deckung, werfen mit Möbelstücken oder Flaschen. Cate kann die Gangster regelmäßig hinter Ecken belauschen. Die plaudern gerne und witzig über Hegels Philosophie des Bösen, schurkische Karriereplanung oder alte Autos.

Von einer Seilbahn aus bekommen Sie es mit Hubschraubern zu tun; per Visier holen Sie den Schützen gezielt aus der Maschine (siehe Bild links oben). Von einer Seilbahn aus bekommen Sie es mit Hubschraubern zu tun; per Visier holen Sie den Schützen gezielt aus der Maschine (siehe Bild links oben).

Monolith hat den Figuren aber auch viele Algorithmen verpasst, die Ihnen generell das Leben schwermachen. Besonders spürbar ist das in Scharmützeln mit größeren Gruppen. Sobald Sie denen zu nahe kommen, fächern die Feindesreihen auf und bieten so ein schwierigeres Ziel. Ein paar gegen in Deckung, andere stürmen frontal auf Sie zu. Gerne versteckt sich auch einer der Schurken hinter einem Fass oder Pfeiler, wartet mucksmäus-chenstill und feuert erst, wenn Sie weiterziehen.

Wichtig in Schleich-Missionen: Wachleute reagieren hellhörig auf Schritte - nur geduckt und auf weichem Untergrund kommt Cate Archer unerkannt voran. Laute Schüsse erregen sofort Aufmerksamkeit, wenn auch nur in begrenztem Umkreis. Deshalb müssen Sie höllisch aufpassen, dass kein Sicherheitsmann zum Alarmknopf flitzt und den ganzen Level alarmiert. Wenn die Bösen einen toten Kollegen sehen, wissen sie ebenfalls sofort um die Anwesenheit des Guten; in einigen Missionen können Sie Leichen mit einer speziellen Säure verschwinden lassen (was grafisch sehr dezent geschieht). Die auffälligste Schwäche feindlicher Einheiten ist deren völlige Ignoranz gegenüber Türen - selbst wenn Sie ihr die selbige förmlich vor die Nase knallen, bleibt die Wache ungerührt.

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