Nur für Konsole - Warum Entwickler den PC meiden

Erst Alan Wake, jetzt Dante's Inferno - erneut gehen PC-Spielern potentielle Hits durch die Lappen. Warum die Entwickler den Schreibtischrechner meiden, hat diesmal sehr unterschiedliche Gründe.

Dante's Inferno wird nicht auf dem PC erscheinen. Dante's Inferno wird nicht auf dem PC erscheinen.

Mit dem Kreuzritter-Actionprügler Dante's Inferno wird sich in Kürze ein weiteres Spiel in die Liste der »Konsolendiven« reihen - Titel also, die ihr Spielspaßliedchen exklusiv auf Xbox 360, Playstation 3 und Co trällern.
Dabei hatte der Entwickler EA Redwood (neuerdings Visceral Games) mit dem Horrorspektakel Dead Space eindrucksvoll bewiesen, dass er Top-Qualität abliefern kann, unabhängig von der Plattform. Trotzdem verwehrt der Publisher EA seinem mittelalterlichem Schwertschwinger einen PC-Passierschein.

Und Dante ist nicht der Einzige, der dem Heimcomputer in den letzten Tagen eine Absage erteilen musste. Auch die PC-Version von Alan Wake ist noch längst nicht bestätigt. Im Gegenteil.

Die Frage nach dem Warum ist nicht leicht beantwortet. Weder wird der PC für Entwickler immer uninteressanter, noch gibt es einen generellen Trend zu Konsolen-exklusiven Titeln. Nachdem Battlefield: Bad Company nur für PS3 und Xbox 360 zu haben war, erscheint Teil 2 nun auch für den PC, von EA wohlgemerkt. Auch Capcom liefert seine wichtigsten Spiele, wenn auch mit Verzögerung, dafür aber in guter Qualität auf die Schreibtischrechner. Gleiches gilt für THQ, Atari und Ubisoft.
Multiplattform ist Trend. Nur so lassen sich die gewaltigen Produktionskosten in einem zunehmend zersplitterten Markt decken.

Devil May Cry 4 - auf PC und Konsole fast identisch. Devil May Cry 4 - auf PC und Konsole fast identisch.

Warum dann also exklusiv für Konsolen veröffentlichen? Im Fall von Dante’s Inferno liegt die Antwort in einer Gegenfrage: Wie viele von Ihnen haben die PC-Version von Devil May Cry 4 gekauft? Anders als bei Dead Space werden die klassischen Gamepad-Actiontitel kaum nachgefragt, unabhängig von der Qualität der Umsetzung. Prototype und Wolverine haben es zwar auch auf den PC geschafft, doch ihre Herkunft können sie nicht verleugnen. Mit Maus und Tastatur fällt die Steuerung bei beiden schlechter aus als mit den Gamepadsticks.

Neue Marken

EA will mit Dante’s Inferno hingegen eine starke Konkurrenzmarke zu den God of War- und Devil May Cry-Spielen etablieren. Und deren Heimat ist die Konsole. Dort sind die Käufer, dort kann man den Mitbewerbern schaden und Marktanteile gewinnen.

Der PC wird ausgeschlossen. Nicht weil die Umsetzung eine technische Herausforderung wäre oder die Eingabegeräte die Portierung unmöglich machen wie bei manchen Wii-Titeln.
Die Entscheidung ist reine Marktstrategie, und wahrscheinlich ist sie in diesem Fall sogar richtig. Die Entwickler umschiffen so die Unwägbarkeiten einer PC-Version, wenn es um Kompatibilität und Steuerung geht.
Sie geben die Kontrolle über die Bedingungen, unter denen das Spiel gespielt wird, nicht aus der Hand und können so eine konstante Spielerfahrung garantieren. Vorausgesetzt die Produktionsqualität stimmt – ideale Voraussetzungen für einen starken Serienstart.

Kauft Konsolen!

Alan Wake wird wahrscheinlich gar nicht oder nur mit langer Verzögerung auf PC erscheinen. Alan Wake wird wahrscheinlich gar nicht oder nur mit langer Verzögerung auf PC erscheinen.

Auch bei Alan Wake bestimmt eine Marktstrategie die unsicheren Aussagen zur PC-Fassung. Doch hier gibt nicht das Desinteresse an, sondern die Angst vor dem PC, den Plan vor.
Microsoft will die Xbox 360 mit allen Mitteln als multimedialen Wohnzimmermittelpunkt etablieren. Dazu gehört auch die Spielehoheit, besonders wenn es um potentielle Hits geht. Vor allem dann, wenn diese Top-Titel auch für PC-Enthusiasten interessant wären.

Für den Windows-Hersteller ist der Spiele-PC eine Konkurrenz, so kurios das klingen mag. Die Lösung: Microsoft enthält den Interessenten die Spiele auf der einen Plattform vor und zwingt sie so zum Umsteigen.

Zwei Hintergründe, ein Ergebnis: Potentiell hochwertige Spiele erscheinen, zumindest vorerst, nicht auf dem PC. Doch so ärgerlich diese Spekulationsspielchen im Einzelnen auch sind, sie sind die Ausnahme und brauchen uns nicht beunruhigen.
Der Trend zur Parallelentwicklung für viele Systeme ist längst Alltag, und der PC wird auch in Zukunft die Plattform mit dem reichsten Spieleangebot bleiben.

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