Seite 2: Oculus Rift angespielt - Auf dem Weg zum persönlichen Holodeck

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Holodeck-Gefühle

Erst der große Betrachtungswinkel von 110 Grad sorgt für das intensive Mittendrin-Gefühl der Rift. Erst der große Betrachtungswinkel von 110 Grad sorgt für das intensive Mittendrin-Gefühl der Rift.

Von der ersten Sekunde an spielen wir nicht nur eine Figur, die sich in einem Landhaus in der Toskana bewegt – wir sind diese Figur. Der Mittendrin-Eindruck ist unfassbar und mit keiner anderen aktuellen Videobrille oder Darstellungstechnik vergleichbar. Wenn Sony mit der HMZ-T2 einen Kinosaal im Wohnzimmer simulieren wollte, dann ist die Rift die Vorstufe zum Holodeck.

Verantwortlich für das beeindruckende Mittendrin-Gefühl ist der hohe Blickwinkel von 90 Grad beim aktuellen Dev-Kit der Oculus Rift. Die Cinemizer bietet dagegen gerade einmal 30 Grad, die HMZ-T2 kommt auf rund 45 Grad und simuliert so eine größere Leinwand als die Zeiss-Brille. Oculus VR nutzt aber im Gegensatz zu den Mitbewerbern keine zwei kleinen Displays in der Brille, sondern verbaut einen einzelnen, aktuell 7 Zoll großen Bildschirm. Der Blick wird durch zwei Linsen so sehr auf das Display fokussiert, dass wir uns in der virtuellen Umgebung sogar mit den Pupillen umschauen können.

Auflösung noch zu niedrig

Die Auflösung des Displays beträgt im aktuellen Entwicklermuster 1.280 x 800 Bildpunkte. Da jedem Auge aber nur die Hälfte der horizontalen Auflösung zur Verfügung steht, bleiben pro Bild nur bescheidene 640 x 800 Pixel übrig. Schlimmer noch: Da an den Randbereichen durch die Linsen-Sichtführung ebenfalls Bildpunkte verloren gehen, schauen wir letztlich auf geschätzte 500 x 700 Pixel. Diese Auflösung wäre schon auf einem Monitor mit einem Sichtabstand von einem Meter extrem gering. Aus wenigen Zentimetern Entfernung betrachtet jedoch wirkt das Bild noch deutlich pixeliger als beispielsweise 720p-Konsolengrafik auf großen Fernsehern.

Die geringe Auflösung macht nicht nur das Pixelraster sondern sogar einzelne Subpixel sichtbar (besser zu erkennen in der Vergrößerung). Die geringe Auflösung macht nicht nur das Pixelraster sondern sogar einzelne Subpixel sichtbar (besser zu erkennen in der Vergrößerung).

Die Auflösung ist aktuell das größte Manko der Oculus Rift. Das Auge ist so nah am Bildschirm, dass sogar das Pixelraster und in der Bildschirmmitte auch die einzelnen Subpixel des IPS-Panels zu sehen sind. So wirkt der Blick in die Oculus Rift, als schauten wir durch ein Fliegengitter. Selbst grafisch anspruchsvolle Spiele wie Crysis 3 oder Bioshock Infinite sehen aus wie Shooter der 1990er Jahre, Gegner mutieren zu Pixelhaufen.

Die Toskana-Demo der Oculus-Macher kaschiert den Auflösungsnachteil zwar etwas, doch auch in der eher schmucklosen Unity-Engine-Grafik nehmen wir die geringe Auflösung deutlich wahr. Nach einiger Zeit des Herumstreifens in virtuellen Umgebungen jedoch zeigt uns unser Gehirn, dass es erstaunlich anpassungsfähig ist. Die geringe Auflösung tritt in den Hintergrund und das freudige Grinsen über das riesige Blickfeld spielt wieder mit unseren Lippen – das Treffen von Gegnern in Crysis bleibt zwar ein kniffliges Unterfangen, wir stören uns aber nur noch selten am Pixel-Look der Grafik, wissentlich, dass Oculus Rift aktuell nur als Entwicklermuster verkauft wird.

Nach aktuellem Stand dauert es noch bis Ende 2014, bis das Endkundenmodell auf den Markt kommt. Angeblich soll aber noch in diesem Jahr ein überarbeitetes Entwicklerpaket mit höherer Auflösung erscheinen. Für die finale Version plant der Hersteller mindestens 1.920 x 1.080 Pixel. Besser wäre allerdings eine noch höhere Auflösung von mindestens 2.160 x 1.600 Bildpunkten oder, wir träumen ein wenig, ein Panel mit 4K-Auflösung.

Im Vergleich: Cinemizer OLED

Die Cinemizer OLED von Zeiss eignet sich eher für Filme als für Spiele Die Cinemizer OLED von Zeiss eignet sich eher für Filme als für Spiele

Wir kamen nicht unvorbereitet zum Testtermin mit der Rift: Im Gepäck befand sich die Cinemizer OLED von Carl Zeiss, erweitert um den jüngst präsentierten Headtracker. Im Direktvergleich fällt bei der Cinemizer das deutlich höher aufgelöste Bild auf. Zeiss setzt auf zwei 0,4 Zoll schmale Displays mit einer Auflösung von 870 x 500 Pixeln und erreicht damit eine sensationelle Pixeldichte von 2500 ppi. Durch den nur 30 Grad kleinen Blickwinkel wirkt das gesehene Bild allerdings vergleichsweise klein – Zeiss spricht von einem virtuellen Bildschirm mit 40 Zoll Diagonale aus zwei Metern Entfernung. Diesen Eindruck können wir bestätigen, auch wenn uns der Abstand doch eher wie drei oder vier Meter vorkommt. Weil seitlich Licht in die nicht komplett abgedichtete Brille fällt, nutzen wir die Cinemizer OLED daher bevorzugt entweder in dunklen Räumen oder mit dem Cinemizer Eyeshield, einem optional erhältlichen Sichtschild für die Videobrille.

Mittels zweier Stellrädchen lässt sich die Sehschärfe der Cinemizer pro Auge anpassen Mittels zweier Stellrädchen lässt sich die Sehschärfe der Cinemizer pro Auge anpassen

Die Auflösung der Cinemizer ist hoch genug, um damit Internetseiten lesen zu können. Ein Vergnügen ist das allerdings nicht. Mittels Nvidias 3DTV Play lässt sich auch in Spielen ein 3D-Modus zuschalten, der stereoskopische Eindruck ist ordentlich. Brillenträger benötigen ihre Sehhilfe nur dann, wenn die Sehstärke nicht zwischen + 2 und -5 Dioptrin liegt - dieser Bereich lässt sich getrennt pro Auge per Drehregler an der Cinemizer-Brille einstellen.

Durchaus flott, aber längst nicht so reaktionsschnell wie die Rift arbeitet der für etwa 200 Euro optional erhältliche Headtracker der Cinemizer OLED. Insgesamt kostet die Cinemizer mitsamt Tracker so mehr als 800 Euro. Kein Wunder, dass sich Videobrillen bislang noch nicht durchsetzen konnten, zumal die Cinemizer durch das begrenzte Sichtfeld im Direktvergleich mit der Rift wie ein Kinderspielzeug wirkt. Das verhältnismäßig kleine Bild eignet sich ganz gut, um damit auf Reisen Filme zu schauen, obwohl wir ein Tablet oder Notebook sofort vorziehen würden. Spiele bringen sowieso kaum Spaß mit der Cinemizer. Während wir bei der Cinemizer weiterhin auf einen Bildschirm schauen, bietet die Oculus Rift sofort ein fast perfektes Mittendrin-Gefühl – die beiden Geräte sind trotz technischer Ähnlichkeiten daher so gut wie nicht miteinander zu vergleichen. Entsprechend schnell wandert die Cinemizer OLED auch wieder in ihre Verpackung und die Rift auf den Kopf.

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