Seite 2: Ouya – Hype oder Hoffnungsträger? - Was kann die Android-Konsole?

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Wer braucht’s?

Bei jeder neuen Hardware stellt sich die Frage nach der Zielgruppe, und die ist im Fall Ouya gar nicht so einfach zu beantworten. Klar, für Hobby- und Indie-Entwickler ist das Gerät durch die geringen Zugangshürden und die offene Architektur (jedes Gerät ist quasi eine »Debug-Konsole«) ein Traum. Doch sobald man vom Verkauf seiner Spiele leben will, sieht es schon anders aus: dürftige Kopierschutz-Mechanismen, Free-to-Play-Zwang und unter Umständen geringe Verbreitung machen die Entwicklung zum Risiko.

Der Android-Edel-Shooter Shadowgun läuft angeblich schon voll spielbar auf den ersten Ouya-Prototypen. Der Android-Edel-Shooter Shadowgun läuft angeblich schon voll spielbar auf den ersten Ouya-Prototypen.

Auf der anderen Seite dürfte für große Publisher wie Electronic Arts oder Ubisoft Ouya ohnehin komplett uninteressant sein. Warum sollte man seine wertvollen Marken wie Fifa, Need for Speed oder Assassin’s Creed in den Wilden Westen dieser »Raubkopierer-Konsole« schicken? Zumal noch nicht klar ist, auf welchem Preisniveau sich die Ouya-Titel einpendeln werden. Unter fünf Euro wie auf Smartphones? Oder fünf bis 20 wie bei XBLA-Titeln? Und wie viel kann man für die In-App-Verkäufe verlangen?

Den Publishern gegenüber stehen die Spieler, und auch hier ist nicht ganz klar, wen Ouya bedienen will. Für Otto-Normalspieler ist die Konsole erst mal eher uninteressant – die Top-Serien wie Call of Duty, Pro Evo, Skyrim & Co wird es auf absehbare Zeit nicht dafür geben. Wer abseits der Blockbuster nach Unterhaltung sucht, hat auch jetzt schon Probleme mit seinem Zeitbudget, vom unübersichtlichen Angebot ganz zu schweigen: Es ist fast schon unmöglich, PSN, XBLA, Wii Ware, Google Play, App Store und Steam gleichzeitig im Auge zu behalten, um wirklich alle lohnenswerten Download-Titel und Indie-Geheimtipps mitzubekommen und auch noch zu spielen.

Braucht man da noch eine zusätzliche Plattform? Und wenn es blöd läuft, wird die Konsole ohnehin nur von hastig hingeschluderten Umsetzungen mittelmäßiger Android-Spiele überschwemmt, deren Entwickler die zusätzlichen Downloads ohne großen Aufwand mitnehmen wollen. Spannend ist Ouya deshalb vor allem als Zweit- oder Drittkonsole für hartgesottene Indie-Fans, die sonst nur auf dem PC richtig gut bedient werden. Und vielleicht für sehr kostenbewusste Spieler, die dank der kostenlosen Demos und Free-to-Play-Titel viel Game fürs Geld bekommen wollen.

Strukturprobleme

Wenn Ouya bei den modernen Konsolen mitspielen will, ist ein gut organisierter Online-Service Pflicht. Dazu gehören nicht nur Standardfunktionen wie Voicechat oder Matchmaking für Multiplayer-Titel, sondern vor allem auch ein gut strukturierter Store, denn wie soll man sonst an die Spiele kommen? Wie man in diesem Store bezahlen wird (Punktesystem wie bei Microsoft, Kreditkarte wie bei Google Play, Prepaid wie bei iTunes), hat Ouya noch nicht verraten. Sicher ist inzwischen, dass die Ouya-Server bei kostenpflichtigen Apps überprüfen, ob der jeweilige User sie abspielen darf – also doch eine Art Kopierschutz, der allerdings leicht zu umgehen sein wird.

Klar dürfte jedoch sein: Die Einrichtung eines leistungsfähigen Spiele-Netzwerks ist keine leichte Aufgabe. Nicht umsonst hat es einige Zeit gedauert, bis Xbox Live und PlayStation Network so rund funktionieren, wie sie es heute (meist) tun. Selbst stolze fünf Millionen Dollar dürften eher an der Budget-Untergrenze für so ein Unterfangen liegen.

Ouya & OnLive

Anscheinend sind die Ouya-Macher aber recht zuversichtlich, rechtzeitig zum Start der Konsole im März 2013 auch die passende Infrastruktur parat zu haben. Die brauchen sie nämlich, wenn -- wie am 27.7. angekündigt -- gleichzeitig mit der Hardware auch eine Kooperation mit OnLive starten soll.

Bringt OnLive die Xbox-, PlayStation- und PC-Blockbuster auf die OUYA? Bringt OnLive die Xbox-, PlayStation- und PC-Blockbuster auf die OUYA?

Zur Erinnerung: OnLive ist ein Streaming-Service der es möglich macht, Top-Titel selbst auf schwachbrüstiger Hardware zu spielen. Denn das eigentliche Spiel läuft auf den starken OnLive-Servern, an das Endgerät – dann eben die Ouya-Konsole – wird lediglich die Bildschirmausgabe übertragen. Das ist ein Ansatz, den in Zukunft wohl auch Sony verfolgen wird, der Elektronikriese hat erst vor kurzem den Streaming-Anbieter Gaikai aufgekauft, der ähnliche Funktionen bietet wie OnLive.

Der Vorteil der Ouya-OnLive-Kooperation liegt auf der Hand: Die Spieler kommen so über Umwege dann doch an ihre Blockbuster-Titel. Ouya hingegen kann nicht nur etwas über die langsame Hardware hinwegtäuschen, sondern dürfte obendrein auch lukrativ an den OnLive-Einnahmen beteiligt sein, die von den Ouya-Usern fließen.

Woher kommt die Kohle?

Ohnehin ist nicht ganz durchsichtig, womit die Ouya-Macher am Ende ihr Geld verdienen wollen. Klar, es gibt sicher eine OnLive-Beteiligung. Aber bei der für den Endkunden günstigen Hardware wird die Gewinnspanne gleich null sein, auch von den Entwicklern kommt durch den Verzicht auf Lizenzgebühren erst mal keine Kohle rüber.

Ein Mockup des Dashboards, wie es bei der fertigen Konsole aussehen könnte. Unwahrscheinlich ist jedoch, dass EA eine Vorzeigeserie wie Madden NFL umsetzt. Ein Mockup des Dashboards, wie es bei der fertigen Konsole aussehen könnte. Unwahrscheinlich ist jedoch, dass EA eine Vorzeigeserie wie Madden NFL umsetzt.

Voraussichtlich werden die In-App-Käufe – ähnlich wie bei Apple – mit einem 30-prozentigen Anteil »besteuert«, was jedoch schlecht für die Entwickler ist. Mal ganz davon abgesehen, dass Ouya davon sicher nicht reich wird. Werbung im Dashboard oder sogar mitten in den Spielen soll es auch nicht geben.

Aber wie wird dann Geld verdient? Darüber schweigt sich sowohl die Kickstarter-Seite als auch das Promo-Video für Ouya aus. Überhaupt, das Video: Selbstbewusst zeigen die Ouya-Macher dort Szenen aus Minecraftoder ein Dashboard mit Icons zu Madden 12 oder dem Handy-Hit Dead Trigger. Dabei steht bislang noch bei keinem dieser Titel so richtig fest, dass sie wirklich für Ouya kommen – mehr als vage Absichtserklärungen der Entwickler gibt es selten.

Immerhin: Ex-Call of Duty-Producer Robert Bowling hat exklusiv für Ouya ein Spiel seiner groß angelegten Reihe Human Element(für PCs, Konsolen, Smartphones und Tablets) angekündigt. Um was es darin genau geht, weiß man aber noch nicht.

Aber gut, Klappern gehört zum Handwerk und noch sind ja rund neun Monate Zeit, bis die Konsole und ihr Software-Angebot wirklich Farbe bekennen müssen. Und nicht vergessen: Bis zum 9. August 2012 läuft die Kickstarter-Kampagne, noch ist es also möglich, sich als Investor einer neuen Konsolen-Generation zu verewigen.

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