Emotionen statt Fakten
Da spielt es keine Rolle, ob die zweckdienlichen Gewaltszenen etwas mit der Realität der Spiele zu tun haben. Der Effekt zählt; die Einordnung in einen Gesamtzusammenhang unterschlägt Panorama absichtsvoll oder aus Ahnungslosigkeit. »Killerspiele« sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Palette der virtuellen Unterhaltung; die extrem brutalen Machwerke, auf die sich Panorama stürzt und stützt, sind in Deutschland entschärft oder indiziert und in der Spielergemeinde stark umstritten. Dass zudem das Gewalterleben im Vordergrund des Spielerlebnisses stünde, ist ein so gern wieder- wie überholter Irrtum, der nur davon zeugt, dass man in den Fernsehredaktionen nach wie vor auf Spiele schaut wie auf einen Film -- und sich so den Mechanismen des Mediums verschließt.
Panorama demonstriert vor allem eines eindrucksvoll: Die Techniken, mit denen Fernsehreportagen ihre Zuschauer stopfen wie Meinungsgänse. Es geht nicht um Sachlichkeit, es geht um die Emotionalisierung eines Themas. Im Panorama-Beitrag kommen nur Experten zu Wort, die ein Verbot unterstützen: Schünemann, Beckstein, die Wolfsjäger. Bildsprache und -schnitt dramatisieren das Thema; wenn sich ein Polizeibeamter mit Spielen beschäftigt, tut er das in der Schattenwelt des Halbdunkels, die Aussage ist klar: Hier geschieht Verbotenes. Zwei Spieler werden interviewt; man darf annehmen, dass sie vieles gesagt haben. In der Sendung landen nur zwei Aussagen, die Gewalt und Blut als zentrales Faszinationselement erscheinen lassen. Die Kommentarsprache ist zugespitzt und polemisch, um Neutralität nicht bemüht.
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