Göttliche Kräfte
Die neuen Gegner sind große Klasse. Von den düsteren Armeen der Templer, deren Outfits mehr als nur ein wenig an das Dritte Reich erinnern, über rotierende Käfige voller wilder Untoter (Dark Souls lässt grüßen!) bis zu den fantastischen neuen Bossen bietet The Fall of Oriath großartigen Nachschub für alle, die sich am bisherigen Content sattgesehen haben.
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Die Bosskämpfe sind riesig, spektakulär und teilweise sehr fordernd. Bis auf den Endkampf im finalen Akt fühlen sich die Kämpfe aber nicht unfair oder frustrierend an. Allein der allerletzte Endgegner kam uns arg übermächtig vor und sorgt bei einigen Spielern für mehr Frust als Begeisterung.
Aber wo wir gerade bei Bossen sind: Für das Vernichten von vier größeren und sieben niederen Gottheiten erhalten wir Zugang zu neuen Passivboni über das sogenannte Pantheon-System. Dort aktivieren wir jeweils einen Bonus für besiegte große und kleine Götter und bekommen so beispielsweise mehr Resistenz gegen die Elemente oder automatische Aufladungen für unsere Tränke und so fort.
Über Karten aus dem Atlas werten wir die Boni im Endgame weiter auf. Zwar sind die Pantheon-Effekte keinesfalls kriegsentscheidend, dafür gewähren sie uns noch etwas mehr Kontrolle über die Stärken unserer Charaktere.
Bessere Grafik, bessere Performance
Wunderschön anzuschauen war Path of Exile noch nie, wird es in diesem Leben wohl auch nicht mehr. Immerhin gibt's jetzt bessere Licht- und Wassereffekte, die einblendbare Gebietskarte ist deutlich schöner und besser als vor dem Update.
Dank Features wie dynamischer Auflösung erleben die meisten Spieler mit älterer Hardware Performance-Steigerungen. Auf dem Testrechner mit i7 4790k und GTX1070 läuft das Teil sowieso butterweich (so lange die derzeit stark ausgelasteten Server mitspielen), auf der angestaubten Vergleichsgurke mit einer alten Bulldozer-CPU und einer HD7950 kommen wir bei mittleren Einstellungen auf durchschnittlich 40 bis 60 Fps statt der 20 bis 30 vor dem Update.
Allerdings gibt es auch Beschwerden von Usern, die das Spiel einst auf Uralt-Hardware noch gerade so zum Laufen brachten und jetzt unspielbare Ruckelorgien erleben. Wer auf einem Museumsstück zockt, kommt jetzt also möglicherweise nicht mehr in den Genuss des Spiels. Wer die Dialogtexte mitliest, stellt außerdem fest, dass zahlreiche geschriebene Texte teils starke Unterschiede zum gesprochenen Wort aufweisen. Und weil wir gerade so schön am Meckern sind, gibt's gleich noch einen Absatz dazu, wie unschön die Einführung in den neuen Content für bestehende hochstufige Charaktere abläuft.
No Game for Old Men
Wer gerne die Story von The Fall of Oriath erleben möchte, kann dies derzeit im Grunde nur mit einem niedrigstufigen oder besser völlig neuen Charakter tun. Wie gut, dass gerade die neue Harbinger League mit extra knackigen Monstern und neuen Unique Items gestartet ist! Hochstufige Helden, die vor der Erweiterung bereits im Endgame waren, finden sich ohne jede Erklärung mitten in Oriath wieder, haben einen völlig leeren Skilltree und stellen fest, dass ihnen ein gutes Dutzend Skillpoints fehlt.
Die fehlenden Punkte gibt's über Nebenmissionen, die auf alle neuen Akte verteilt sind, alle anderen neuen Quests gelten bereits als abgeschlossen. Von der Handlung bekommt man so freilich nichts mit und arbeitet sich von einer Sidequest zur nächsten, um wieder so viele Skillpoints zu haben wie vor dem Update. Verfügt man über mehrere bestehende, hochstufige Helden, wird das schnell zur Tortur.
Apropos hochstufig: Das Leben der Endgame-Bosse im Atlas wurde mit dem Update gefühlt verdoppelt. Wer die Bosse zuvor in Sekundenschnelle weggerotzt hat, muss sich jetzt womöglich stellenweise mit den Bossmechaniken auseinandersetzen und beißt potenziell öfter ins Gras. Angesichts der Tatsache, dass die Endgegner auf den Karten nur selten wirklich gute Beute fallen lassen, kommt diese Änderung bei den meisten Spielern nicht so toll an.
Dafür gibt's jetzt eine wesentlich komfortablere Benutzeroberfläche für Kostüme und kosmetische Effekte. Kleinere Verbesserungen gibt es auch an den alten Story-Akten. Beispielsweise wurde die Kanalisation in Akt 3 stark verkleinert, sodass man dort nicht mehr so viel Zeit verbringen muss. Verkürzt wurde zudem The Lord's Labyrinth für die ersten beiden Ascensions (sprich: Klassenaufstiege). Für die ersten Ascension-Points müssen Ausgestoßene nun weniger Fallen überwinden und sich durch weniger Räume arbeiten, um gegen den Labyrinthboss Izaro anzutreten.
Warum keine 90?
Path of Exile ist eines der besten Action-Rollenspiele überhaupt, gar keine Frage. Das war es bereits vor The Fall of Oriath. Eine Aufwertung für den größeren Umfang wäre nur fair und logisch. Allerdings sind wir mit der 9 vorne dran in diesem Fall vorsichtig. Denn nüchtern betrachtet bietet das Addon »nur« mehr vom Guten. Zugänglicher oder spielerisch großartig anders wird Path of Exile dadurch nicht.
Eine 90 bedeutet obendrein so viel wie: Dieses Spiel spricht absolut jeden an, auch wenn man mit Action-Rollenspielen eigentlich nicht so viel am Hut hat. Und das ist, trotz aller Begeisterung, einfach nicht gegeben. Denn dazu ist Path of Exile auch mit dem Addon zu sperrig, man kann es nicht ohne Bedenken jedem Otto-Normalspieler empfehlen. Wer jedoch weiß, worauf er sich mit dem Titel einlässt, wird mit Path of Exile jede Menge Spaß haben.
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