Seite 2: Polizei im Test - Polizeiruf 08/15

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Monotonie in Uniform

Was zunächst halbwegs interessant klingt, entpuppt sich also schnell als monotone und unausgegorene Versoftung. Zwar bietet Polizei rein rechnerisch ganze 60 Missionsarten, die sich aber nicht wirklich unterscheiden. Ob wir nun Autowracks, Falschparker oder gestohlene Fahrzeuge finden und abschleppen lassen, ist genauso egal wie die Frage, ob wir 20 Autos oder 20 Passanten überprüfen sollen.

Freigabe ab 16, soso. Hier schießen wir einen unbewaffneten "Verdächtigen" nieder. Freigabe ab 16, soso. Hier schießen wir einen unbewaffneten "Verdächtigen" nieder.

Ein klassisches »Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte!« gibt’s dabei nicht, genauso wenig wie andere, typische Alltagsaufgaben der Beamten. In fast allen Fällen müssen wir lediglich mit unserem PDA (!) Passanten oder Vehikel scannen (!!), woraufhin uns angezeigt wird, ob die Person, das Fahrzeug oder beide gesucht werden.

Test-Video zu Polizei Video starten 8:04 Test-Video zu Polizei

Wenn unser PDA Alarm schlägt, tritt der »Verdächtige« – als könne er Gedanken lesen – die Flucht an oder attackiert uns sogar. In letzterem Fall helfen wir mit Schlagstock, Pfefferspray oder im Ernstfall auch mit unserer Dienstwaffe etwas nach, bevor wir dem Spitzbuben Handschellen anlegen. Danach funken wir noch auf Knopfdruck einen Polizeitransporter an, der den Übeltäter abholt.

K.I.T.T. in blau-weiß

Autos lassen wir durch den ABAC (kein Fehler, der heißt im Spiel wirklich so) abschleppen. Wenn Menschen zu Schaden gekommen sind, rufen wir einen Krankenwagen. Praktisch: Oft müssen die Sanitäter den Verwundeten gar nicht abtransportieren, da dieser regelmäßig wie durch Geisterhand in den Krankenwagen schwebt.

Ebenfalls Bizarr: Auch unseren eigenen Dienstwagen können wir an unsere aktuelle Position beordern. Der blau-weiße Brummer kommt dann mit Karacho, aber ganz ohne Fahrer zu uns gedüst – wie K.I.T.T. aus Knight Rider. Nur ohne Sprachausgabe.

Clipping 1 Clipping-Fehler ...

Clipping 2 … soweit das …

Clipping 3 … Auge reicht.

Eines haben alle Fahrzeuge gemeinsam: Sie ignorieren konsequent die physikalischen Gesetze. Der dicke Abschleppwagen etwa dreht sich wie ein Panzer auf der Stelle und fährt gerne mal querfeldein zum Einsatzort – massig Clipping-Fehler inklusive.

Sucht euch einen anderen Job!

Besonders auffällig ist die massive Kriminalitätsrate in der Spielwelt. Wenn wir zehn vor einer Ampel wartende Autos scannen, handelt es sich bei mindestens fünf davon um zur Fahndung ausgeschriebene Fahrzeuge. Kriminalitätsraten von 50 Prozent oder mehr – sind daran etwa böse Computerspiele schuld?

Für eine groß angelegte Massenkontrolle blockieren wir mit unserem Streifenwagen einfach eine stark befahrene Kreuzung. Hier ist übrigens jedes zweite Fahrzeug zur Fahndung ausgeschrieben. Für eine groß angelegte Massenkontrolle blockieren wir mit unserem Streifenwagen einfach eine stark befahrene Kreuzung. Hier ist übrigens jedes zweite Fahrzeug zur Fahndung ausgeschrieben.

Bei Passanten sieht’s nicht ganz so schlimm aus: Hier hält uns nur etwa jeder Zehnte eine Knarre unter die Nase. Die absurde Kriminalitätsrate mag auch daran liegen, dass es außer unserem Polizistenpärchen in der gesamten Stadt keine weiteren Gesetzeshüter gibt. Kein Wunder erblüht hier die Unterwelt.

Wo wir schon beim Thema Knarre sind: Mit der Dienstwaffe können wir nicht nach Herzenslust in der Gegend rumballern, sondern nur gegen »aggresive Verdächtige« vorgehen. Selbiges gilt für unseren Schlagstock. Mit dem Pfefferspray können wir hingegen wahllos Passanten ansprühen, danach verhaften und abtransportieren lassen.

Konsequenzen hat das keine, genauso wenig wie unser Fahrstil, der aufgrund der haarsträubenden Fahrzeugphysik zwangsweise merkwürdig ausfällt. Auch nervig: Aus unserem Dienstwagen heraus können wir keine Kennzeichen überprüfen. Das geht prinzipiell nur zu Fuß, mit dem PDA. Wie? Sie meinen, die echte Polizei verwendet Funkgeräte? Ach, altmodischer Schnickschnack!

Blöd nur, wenn der Mini-Computer bei einem Fahrzeug anschlägt und der »Verdächtige« Vollgas gibt (wir erinnern uns: die können alle Gedanken lesen). Bevor wir wieder in unserem Fahrzeug sitzen und die Verfolgung aufnehmen, ist der Raser meist schon um die nächste Ecke. Um welche genau, können wir aufgrund der störrischen Kamera allerdings selten nachvollziehen. »Glücklicherweise« verfügen wir aber über ein ausgeklügeltes Navigationssystem, dass uns stets zum Ort des Verbrechens leitet, egal ob wir diesen kennen können oder nicht. Unsere Polizisten können also genau wie die kriminellen Subjekte hellsehen. Ein Terrorist hat sich irgendwo in der Stadt versteckt? Ha! Kein Problem! Unser roter Pfeil führt uns schließlich zu ihm.

Die Verfolgungsjagden sind wenig spannend, vor allem weil sich die Fahrzeuge wie volle Badewannen steuern. Die Verfolgungsjagden sind wenig spannend, vor allem weil sich die Fahrzeuge wie volle Badewannen steuern.

Die sterbensöde Scannerei und die monotonen Aufgaben, die zum größten Teil nicht ansatzweise etwas mit dem »realistischen Alltag deutscher Uniformierter« zu tun haben, zerquetschen bereits nach kurzer Spielzeit die Motivation. Daher können wir unseren echten Freunden in Grün (oder Blau) nur empfehlen: Sollte euer Alltag wirklich so aussehen, tut euch den Gefallen und sucht euch einen anderen Job.

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