Pro Evolution Soccer 2015 im Test - Gefühlskick

Rein spielerisch entpuppt sich PES 2015 im Test als bester Serienteil seit Jahren – wenn nur die Rückschritte bei KI und Technik nicht wären.

Pro Evolution Soccer 2015 - Multiplayer-Duell mit der PS4- und PC-Version Video starten 17:24 Pro Evolution Soccer 2015 - Multiplayer-Duell mit der PS4- und PC-Version

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Kann's nicht einmal einfach sein? Kann nicht einmal eine Fußballsimulation erscheinen, die tatsächlich in allen Belangen besser ist als ihr Vorgänger? Die wir als Spiel gewordenen Lionel Messi bejubeln, als Volleytreffer in der Nachspielzeit, nach dem wir vom Rechner aufspringen und wie Beckenbauer anno 1990 in gedankenversunkener Glorie einsam durch unser Spielezimmer wandern? Nein, sowas kann's augenscheinlich nicht geben, auch Pro Evolution Soccer 2015 entpuppt sich als Vertreter der »Ja, aber«-Fraktion.

Ja, spielerisch macht das neue PES spürbare Fortschritte, es fühlt sich genauer, befriedigender, einfach besser als sein Vorgänger - und bringt einen neuen Modus. Technisch jedoch ist Rückschritt angesagt, zumindest auf dem PC. Während auf der PS4 und der Xbox One die Fox-Engine optisch zeitgemäßes Rasenschach inszeniert, verwendet Konami für den Windows-Kick einen Hybriden aus Fox- und Last-Gen-Gerüst. So sieht PES 2015 nicht nur weniger schön, weniger farbstark aus als auf den neueren Konsolen, nein, selbst PES 2014 bot auf dem PC mehr Farbpracht - von FIFA 15 und seinem Ignite-Facelifting ganz zu schweigen.

Das soll nicht heißen, dass PES 2015 total schlecht aussieht, die Animationen sind abermals erste Sahne, die Spieler teils wiedererkennbarer als bei FIFA. Dennoch geht das diesjährige Optikduell an EA. Und das Akustikduell erst recht, zur drögen Stadionkulisse von Pro Evolution Soccer 2015 kommen Kommentatoren, die noch mehr Evergreens des Dauerschnarchens zum Besten geben als ihre FIFA-Kollegen - wenn wir noch einmal »It's up to you, Hansi!« hören, fackeln wir eine Pressetribüne ab! Gut, Präsentation war noch nie die Stärke von Konami, und mal ehrlich: Sie muss es auch nicht sein. Die Sternstunde von Pro Evolution Soccer schlägt nämlich traditionell auf dem Platz.

Grafikvergleich: PES 2015 (PC) In der PC-Version von PES 2015 sehen Sergio Ramos und Lionel Messi keineswegs hässlich aus, aber die Farben wirken weniger satt als auf der PS4.

PES 2015 (PlayStation 4) Die PS4-Version von PES 205 bieten ein etwas unschärferes Bild, dafür wirken die Farben satter. Das Stadion ist auf diesen Bildern übrigens immer das gleiche, nämlich Old Trafford.

PES 2014 (PC) Auch die PC-Version von PES 2014 wirkte farbstärker als PES 2015, auch wenn die Kicker hier gerne mal wie Speckscharten glänzten.

FIFA 15 (PC) FIFA 15 sieht auf dem PC dank der Ignite-Engine schicker aus als in den Vorjahren, auch wenn die PES-Kicker nach wie vor mehr Wiedererkennungswert haben.

Online-Funktionen
Neben dem neuen myClub-Modus bietet PES 2015 erstmals dedizierte Lobbys für Koop-Matches mit bis zu 22 Spielern sowie eine Quick-Match-Option für schnelle Partien, die unser Ranking aber nicht beeinflussen. Die Verbindungsqualität konnten wir mit den uns vorliegenden Versionen noch nicht testen, wir hoffen aber, dass die üblicherweise holprigen Online-Partien von der erstmaligen Steam-Anbindung und besseren Servern profitieren.

Volle Kontrolle

Kaum ist der erste Anpfiff ertönt und der erste Ball aus dem Anstoßkreis getreten, spüren wir, dass sich PES 2015 deutlich beherrschbarer anfühlt als sein Vorgänger, wir haben Kugel und Kicker besser unter Kontrolle. Das eigentliche Spiel- und das Rolltempo des Leders haben sich zwar nicht maßgeblich geändert, dafür sind Sprints nun glaubwürdiger, im Gegensatz PES 2014 (und FIFA 15) stürmen die Sportler nicht mehr mit Nachbrenner, sondern … nun ja, normal schnell eben.

Beim Rennen, vor allem aber bei Dribblings auf engem Raum lenken sie sich überdies viel direkter und zackiger, anders als in Pro Evolution Soccer 2014 wirken Richtungswechsel nicht mehr verzögert. Was keineswegs unrealistisch ist, ein Profikicker kann sich beim Dribbeln auch umdrehen, ohne erst eine Sekunde mit dem Ball zu ringen. Und weil die Pille auch nicht mehr bei jedem zweiten Sprintschritt verspringt, verlieren wir sie nur noch, wenn wir sie uns tatsächlich zu weit vorlegen oder bei der Annahme ungünstig stehen.

Pro Evolution Soccer 2015 - Screenshots aus der PC-Version ansehen

Bei Zweikämpfen gewinnen vor allem Größe und Gewicht der Kicker an Bedeutung. Ein Lionel Messi etwa ist klein und wendig, hat gegen eine Abwehrkante wie Bayerns Dante aber keine Chance, wenn der Lockenkopf seinen Körper einsetzt. Hier hilft nur: Schnelligkeit nutzen und um den Verteidiger herumwuseln. Das macht auch Eins-gegen-eins-Situationen glaubwürdiger. Schnelle Einwürfe wiederum kommen dem Spielfluss zugute. Unterm Strich ähnelt der ganze Spielablauf den von den Fans vergötterten PES 5 und PES 6, mit Leichtigkeit ziehen wir Sprints an, variieren das Tempo, spielen tödliche Pässe oder zirkeln Bananenflanken in den Strafraum, steigen zum Kopfball hoch und köpfen das Leder in die Maschen - klasse!

Töd- und zögerlich

Der schnellste Weg in den Strafraum führt in PES 2015 aber weder über Flanken noch Durchwurstel-Dribblings, sondern über tödliche Pässe. Die lassen sich nämlich besser zielen und finden mit dem richtigen Timing sehr oft den Mann. Was auch daran liegt, dass die KI-Kameraden nun klüger in Räume vorstoßen, schnelles Umschaltspiel klappt so noch besser. Hohe Pässe in den Lauf oder flache durch die Abwehr-Schnittstellen sind dadurch aber fast schon zu mächtig, zumindest in Spielen gegen den Computer. Denn die KI-Verteidiger gehen auf allen sechs Schwierigkeitsgraden zu zögerlich in die Zweikämpfe.

Wo wir in PES 2014 schon auf der dritthöchsten Stufe »Profi« kämpfen mussten, um überhaupt an den Ball zu kommen, lassen sich die Rivalen nun selbst auf dem Maximallevel »Superstar« die Pille oft sehr leicht abjagen. Im eigenen Strafraum erstarren die KI-Verteidiger manchmal regelrecht zu Salzletten (Danke, Heribert, Faßbender!), und wir wursteln uns mit einem wendigen Spieler von der gegnerischen Eckfahne bis in den Fünf-Meter-Raum durch. Wenn wir hingegen das Leder zu unserem Torwart zurückspielen, denken die Rivalen meist nicht mal dran, zu attackieren.

Mit einem tödlichen Pass auf Lewandowski reißt Bayern die Schalker Abwehr auseinander. Mit einem tödlichen Pass auf Lewandowski reißt Bayern die Schalker Abwehr auseinander.

Zum Ausgleich glänzen die hochstufigen Gegner mit ausgezeichneter Raumaufteilung, nutzen Abwehrlücken eiskalt aus und setzen uns ihrerseits mit tödlichen Pässen unter Druck - spielstark ist die KI ja, nur weniger übermenschlich als in den Vorjahren. Die in einer Vorabversion noch etwas schnarchigen Schiris pfeifen nun übrigens viel aufmerksamer.

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