Seite 2: Project X - So feiert die Generation YouTube

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Die Jugend von heute

»Project X« kommt gänzlich ohne bekannte Gesichter aus. Getreu der Prämisse, die »echte Jugend« zu zeigen, rief man im Internet zu einem offenen Casting auf und besetzte den Film so mit kompletten Neulingen. Um das noch zu toppen, nahmen so ziemlich alle Figuren die Vornamen ihrer Darsteller an. Überhaupt meinte Produzent Todd Philipps im Interview, dass man nur Umrisse der Charaktere im Kopf hatte, die Figuren dann aber erst später basierend auf den Schauspielern formte.

Früher Trailer zu Project X Video starten 1:35 Früher Trailer zu Project X

Das Ergebnis ist eine überaus natürlich wirkende Truppe, denen es trotz mangelnder Schauspielerfahrung nicht an Authentizität mangelt. Kein Wunder: spielen sie ja fast sich selbst. Die realistische Wirkung des Films, der gegen Ende dann doch sehr übertriebene Ausmaße annimmt, wird außerdem durch den »Found Footage« Look unterstützt. Thomas' eigenartiger Freund Dax (Dax Flame, der hartgesottenen Fans als realer Videoblogger bekannt sein dürfte) schafft es, die Atmosphäre per Heimkamera originalgetreu einzufangen. In einigen Sequenzen gelingt es dadurch tatsächlich, sich als Partygast und nicht als Zuschauer zu fühlen.

»Das sind weit mehr als 50 Leute«


Die Filmemacher haben ihren Vorstellungen keine Grenzen gesetzt und so schert man sich nicht darum, dass »Project X« im letzten Drittel des Films doch sehr übertrieben wirkt. Auf dem Weg zum bürgerkriegsähnlichen Zustand auf den Straßen Pasadenas gibt es alles von fliegenden Hunden, über einen Zwerg im Backofen und ein Auto im Pool.

Da wirkt es dann doch ein bisschen sehr beschönigt, dass die Wut des Vaters am Ende des Films für ein Momentchen der Anerkennung weicht. Da hat sein Loser-Sohn doch tatsächlich 2.000 Partygäste zusammengetrommelt! Im Angesicht der Dimension der angerichteten Schäden, scheinen die Verursacher ihre Schuld doch ziemlich leicht zu nehmen. Aber »Project X« ist eben kein Drama, da soll man aufhören, wenn es am schönsten ist. Und so bleibt wenig Raum für die Nachwirkung der Feier.

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Trotz anarchischer Ausmaße: die Lacher sitzen, die Dialoge wirken natürlich und der Film unterhält. Mit wenig Vorgeschichte bleibt eine tiefe Charakterentwicklung zwar aus, ist aber nicht wirklich tragisch. Denn »Projekt X« will vor allem Spaß machen und einen Einblick in eine Megaparty schaffen. Die Aussage des Films ist, dass wir alle auf dieser Party sein könnten. Du, ich, jeder. Und wir alle könnten sie filmen und auf YouTube stellen und wären so Teil dieses kolossalen Ereignisses, bei dem lauter Unbekannte aufeinander treffen.

Wer Thomas, Costa und J.B. eigentlich sind, bleibt dabei nebensächlich. Sie sind Nobodys, so sagen sie, und dadurch Everybodys. Und unterschwellig wird angedeutet, dass es bei ihnen eigentlich um genau das geht, womit sie Teenie-Filme schon seit Generationen beschäftigen: beliebt sein, Unsicherheiten, unerwiderte Gefühle, Sehnsüchte, Schwärmereien, die erste Liebe. Nourizadeh schafft es, dass diese Dinge nicht komplett im Suff versinken. Dadurch wirkt 'Projext X' zu großen Teilen schon fast wie eine zeitgenössische Dokumentation. Zumal sich ähnliche Ereignisse bereits zugetragen haben und sich großer Berichterstattung erfreuen durften.

Fazit

Anne Facompre: »Project X« ist der ultimative Party-Film einer Generation, die vor allem via Internet und Smart Phone miteinander kommuniziert. In altbewährter »American Pie«-Manier wird der gute Geschmack weit herausgefordert und die Feierlaune auf die Spitze getrieben. Gelungene, wenn auch teils übertriebene Unterhaltung ist garantiert. Wer allerdings mehr als einen Gute-Laune-Film sehen möchte, ist hier fehl am Platz. Sozialkritische Themen im Umgang mit neuen Medien oder eine Hinterfragung des Mob-Verhaltens bleibt gänzlich aus. Dafür bietet 'Project X' eine Party, auf der wohl jeder gerne gewesen wäre. Solange sie nicht im eigenen Haus stattfindet.

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