Spurlos verschwunden
Die Absorption ist auch der Schlüssel zu vielen Missionen, in denen man etwa gegnerische Basen infiltrieren soll, um Informationen abzugreifen. Bei solchen Aktionen heißt es allerdings aufpassen: Auch ein getarnter Mutant lässt sich von den Feinden relativ leicht als Mutant identifizieren -- Wandläufe oder Prügeleien sind daher nicht angesagt. Eine praktische Anzeige gibt Auskunft darüber, wie verdächtig man in den Augen der vermeintlichen Kameraden gerade ist. Auch von speziellen Virenscannern, die meist im Hof einer Basis aufgebaut sind, sollte Heller unbedingt Abstand halten, da sie ihn in wenigen Sekunden enttarnen können.
Meist lässt es sich nicht verhindern, innerhalb dieser verdeckten Operationen immer wieder die Tarnung zu wechseln, um zum Beispiel an einem besonderen Türsensor aktivieren zu können. Doch wie verwandelt man sich inmitten patrouillierender Soldaten in einen der ihren? Eine von Hellers besonderen Fähigkeiten ist die Jägersicht, die er kurzzeitig aktivieren kann. In dieser Perspektive werden zum Beispiel Wachen, die von anderen beobachtet werden, rot dargestellt, während unbeobachtete (sprich: unbewachte) Ziele grau sind. Das ist der ganze Trick: Die grauen Personen absorbieren und so notfalls ganze Gruppen verschwinden lassen, um ans Ziel zu kommen.
Fehlende Abwechslung
Die Jägersicht hat aber noch eine andere Funktion: Sie ermöglicht Heller im ganzen Stadtgebiet Schlüsselpersonen aufzuspüren, die wichtige Informationen in ihrem Gedächtnis gespeichert haben. Die Jägersicht funktioniert dann wie eine Schallwelle, die vom genetischen Code der gesuchten Person zurückgeworfen wird -- man muss das Zentrum der kreisförmigen Rückkopplung finden, um das Ziel aufzuspüren.
Neben dem Aussehen der Figur eignet er sich bei einer Absorption nämlich auch die Erinnerungen der Personen an, was aber nur bei den Schlüsselfiguren durch eine kurze Videosequenz wirklich zum Tragen kommt. So werden einige Teile der Hintergrundstory erzählt, doch bleibt das alles etwas konfus. Wirklich schlauer wird man durch die Dialoge und Zwischensequenzen der Hauptstory, in der man sich von einem Auftraggeber zum nächsten kämpft, allerdings auch nicht unbedingt.
Davon abgesehen wird es mit der Zeit schlicht und ergreifend etwas langweilig, ständig Missionen abzuarbeiten, die nach demselben Muster gestrickt sind: Finde und absorbiere Person X, vernichte Mutation Y, sabotiere eine unterirdische Basis, stiehl ein Fahrzeug und absorbiere Person Y. Und dazwischen immer wieder Straßenkämpfe mit Massen von mutierten Menschen oder die zähe Suche nach Sammelobjekten, die Hellers Fähigkeiten verbessern. Nach etwa einer Stunde Spielzeit hat man im Prinzip alles gesehen, was das Spiel zu bieten hat – mal abgesehen von den unterschiedlichen Angriffsfähigkeiten Hellers, die man erst nach und nach freischaltet.
Gute Portierung
Für ein Open-World-Spiel ist Prototype 2 durchaus schick, auch wenn sich die Texturen der Häuser ständig wiederholen. Immerhin: Im dritten Stadtteil zieren hübsch-scheußliche Mutationsranken die Fassaden. Prototype 2 zaubert mit zunehmender Spielzeit eine immer bedrückendere Katastrophen- und Endzeitstimmung auf den Bildschirm, wie man sie aus Kinofilmen wie dem Remake von »Dawn of the Dead« oder »28 Days later« kennt. Für die passenden Lichttupfer sorgen dicke Explosionen.
Die Umsetzung der Konsolen-Steuerung auf Maus und Tastatur lässt sich nur als vorbildlich beschreiben. Passende Hilfsanzeigen verraten uns zudem immer, was wir wann drücken müssen, um nicht ins Gras zu beißen. Allerdings bleiben die Prügeleien mit mehreren Gegnern auch mit portierter Steuerung eher planlos. Heller schlitzt und schlägt zwar kraftvoll um sich, doch einen bestimmten Gegner aus der Menge herauszupicken und gezielt zu bearbeiten, ist nahezu unmöglich, denn Heller fokussiert ständig neu auf den Angreifer, der ihm gerade am nächsten ist. Gut aber: Objekte wie Panzer, die die Sicht auf den Helden versperren, werden in der PC-Version ausgeblendet. So bleibt mehr Übersicht erhalten.
Übersicht oder nicht, letztlich bleibt nach Durchspielen von Prototype 2 das schale Gefühl, dass hier ganz schön viel Potenzial verblutet ist. Es mangelt an Abwechslung und einer gescheiten Story. Und mit dem Helden wird sicherlich auch kaum jemand so richtig warm werden. Nichtsdestotrotz macht das Spiel dann doch Laune, weil man mit Heller solch herrlich absurde Manöver abziehen kann, dass man hinterher selbst staunend vor dem Monitor sitzt. Wem das und reichlich Splatter-Action reichen, der macht mit dem Spiel nichts falsch.
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