Quake Live auf Steam - »Ihr habt Quake getötet!«

Über Nacht hat id Software Quake Live auf Steamworks umgestellt, um die Vorteile von Valves Plattform zu nutzen. Und damit das Spiel getötet, befürchtet Petra Schmitz.

Quake Live auf Steam Quake Live auf Steam

Dass Quake Live jetzt plötzlich nicht mehr Free2Play ist, sondern einmalig knapp zehn Euro auf Steam kostet (jedenfalls für die Menschen ohne vorher schon existierendes Pro-Abo oder die, die es noch nicht in ihrer Steam-Bibliothek hatten), ist nicht der Skandal. Wenn man ein Spiel wirklich mag, dann sind zehn Euro wenig. Geradezu lächerlich wenig. Der Skandal ist, wie id Software mit seiner Community, also mit den Spielern umgeht, die Quake wirklich mögen.

Statt sich der Sache sensibel anzunehmen und die Spieler darauf vorzubereiten - sei's nur über eine simple Mail - stellt der Entwickler Quake Live einfach mal über Nacht auf Steamworks um, um das Spiel konsequenter in Valves Plattform zu integrieren. Wir sollen auch in Quake Live zukünftig unsere Steam-Freundeslisten nutzen, Steam-Achievements freispielen und über Voice-Chat kommunizieren. Schön. Die Konsequenzen für den Einzelnen, die Konsequenzen für Clans sind weniger schön.

Quake Live gibt's schon seit 2009. Seit dieser Zeit haben sich hingebungsvolle Spieler in den bekanntlich besten schnellen Shooter der Welt (Ja, das ist eine Kolumne, deswegen darf ich sowas ohne Scheu schreiben!) gestürzt und gefraggt, dass es nur so eine Freude war. Und weil id Software zumindest nicht ganz von gestern ist, kamen mit Quake Live auch Profile, Statistiken, Ranglisten. All der Kram halt, ohne den moderne Online-Shooter nicht mehr existieren können.

Doch das ist jetzt alles futsch. Alles! Namen, Profile, Ränge, Statistiken, Freunde, Clans, alles! Durch die unsensible und undurchdachte Umstellung auf Steamworks hat id Software fünf Jahre weggewischt. Als seien fünf Jahre nichts wert. Fünf! Jahre!

Die Autorin

»Hallo, mein Name ist Petra. Ich war mal Quake-3-süchtig.« Kein Jux, als Internet noch keine bundesweite Flatrate-Angelegenheit war, verbrachte Petra trotzdem ganze Nächte auf DM 17 (aka »The Longest Yard«). Mit Kanalbündelung - um hinterher bittere Tränen über die Telefonrechnung und die damit verbundene Schelte der Eltern zu weinen. Am liebsten spielte und spielt sie noch heute Instagib und normales Deathmatch.

Mehr als nur Namen und Zahlen

Als id Statistiken & Co. einführte, habe ich 2009 zunächst die Nase gerümpft. Immerhin bin ich ein Kind der alten Quake-Schule und brauchte so einen Statistik-Schmarrn nicht, um meinen Spaß zu haben - auch wenn ich mich zu meinen Quake-3-Zeiten immer wieder über meine Platzierung in Instagib auf TheCLQ.com (gibt's nur noch über wayback.archive.org) gefreut habe. Die war nämlich ziemlich gut.

Aber je mehr ich mich mit Quake Live beschäftigte, desto cooler fand ich das alles. Auswertungen, Waffenkönnen, Platzierungen, ich im Vergleich zu meinen Freunden. Freundeslisten! Clans! Mein Quake-Live-Name hat zwar kein Zittern bei meinen Feinden ausgelöst, aber immerhin hatte ich einen Namen, ein Profil. Mit für meine Verhältnisse und meinen Zeitaufwand in den vergangenen fünf Jahren schönen Zahlen. Die nun nicht mehr existieren.

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Der eine oder andere mag jetzt sagen: »Na und, es waren doch nur Zahlen und Namen.« Ich entgegne: »Für den Einzelnen und für die Community waren es aber wertvolle Zahlen und Namen.« Ein legitimer Vergleich: Was id Software gemacht hat, ist ein bisschen so, als würde Blizzard einfach mal so alle hochstufigen World of Warcraft-Charaktere killen. Die Spieler können ja dann wieder von vorne anfangen.

Natürlich erspielt man sich in Quake Live kein Equipment und man schaltet auch keine Fähigkeiten frei. Wie gesagt, es geht schlicht um die in Spielernamen, in Statistiken, Erfolge und in Ränge gegossene Zeit. Die ist jetzt weg - mit einem kopflosen und unsensiblen Handstreich. Und wiederhergestellt werden die Statistiken wohl auch nicht.

Mich würde nicht wundern, wenn viele der fest in der Quake-Live-Community etablierten Spieler nun das Handtuch werfen, das Spiel aufgeben und sich einen Ersatz suchen. Nicht, weil sie Quake Live nicht mehr mögen. Sondern wegen der Art und Weise, wie id Software mit ihnen umgesprungen ist. Jemand im Steam-Forum fasst meine Vermutung in konkrete Worte: »Ihr habt Quake getötet!«

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