Das Interface: So durchschaubar wie eine Ziegelmauer
Ähnlich hilflos stehen wir zunächst dem Interface gegenüber. Das nämlich hat offenbar einen diebischen Spaß daran, selbst einfachste Funktionen in möglichst vielen Untermenüs zu verstecken.
Und die malerisch-hübsche Weltkarte ist quasi ein Spiel im Spiel – ein Wimmelbildspiel. Wenn wir beispielsweise einen Diplomaten gen Woiwodschaft Schlagmichtot schickensollen, kann es schon mal ein paar Minuten dauern, bis wir die im grün-braunen Einheitsbrei gefunden haben. Zumal sich die Landesgrenzen sehr gut verstecken.
Die Komplexität: Überraschend viel zu tun
Wer angesichts dieser groben Design-Patzer nicht die Flinte in die Wolga wirft, wird nach ein paar Stunden mit der erstaunlichen Entdeckung belohnt, dass sich unter all den Ärgernissen ein ziemlich brauchbares und hochkomplexes Spiel versteckt.
Wenn Sie erst einmal gelernt haben, was Sie eigentlich machen müssen und warum Sie das machen müssen, und wie Sie das Interface dazu überreden, es auch tatsächlich zu machen – dann stellen Sie fest, dass es wirklich viel zu tun gibt.
Armeen müssen aufgestellt, Botschafter entsandt, Städte ausgebaut, Spione ausgebildet und die Pest bekämpft werden. Außerdem befehligen Sie Spezialcharaktere wie Attentäter, die im Spielverlauf neue Fähigkeiten lernen. Alles in Echtzeit, versteht sich, sodass die Pausefunktion schnell zu Ihrem besten Freund avanciert.
Die KI: Blöd, aber aggressiv
Weniger freundlich ist die KI. Die ist zwar nicht wirklich clever, kaschiert den Mangel an virtuellem Hirnschmalz aber durch eine wohltuende Aggressivität. Wer mal eben mit seiner Armee beim Nachbarn vorbeischneit, wird in Windeseile unter Kriegserklärungen begraben und ebenso schnell von allen Seiten niedergewalzt. Um mittelfristig ein Bein auf den Boden zu bekommen, sind viel Tüftelarbeit und noch mehr Neustarts nötig.
Ach ja: Wer denkt, er könne sich das Leben leichter machen, indem er einfach den Schwierigkeitsgrad senkt, der hat die Rechnung ohne Reign: Conflict of Nations gemacht. Zwar stehen nominell drei Schwierigkeitsstufen zur Auswahl, einen spürbaren Unterschied konnten wir allerdings bestenfalls rudimentär feststellen.
Reign bleibt auf allen Stufen ein bockschweres Vergnügen für hartgesottene Strategie-Veteranen. Die sollten übrigens keinen gesteigerten Wert auf zwischenmenschliche Schlachten legen. Einen Mehrspieler-Modus gibt’s nämlich nicht.
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