Remaster, Neuauflagen, HD-Versionen - Fauler Zauber

Remaster, Neuauflagen, HD-Versionen. Petra hält diesen Trend für Augenwischerei, faule obendrein. Statt gerade mal ein paar Jahre alte Spiele ein bisschen aufzupolieren, sollten die Entwickler uns einen wirklichen Mehrwert bieten.

Dass Skyrim demnächst eine HD-Version spendiert bekommt, findet Kollege Michael Graf fantastisch, weil sie endlich die schickere Grafik bringt, die er sich vorher umständlich mit Mods zusammenpfriemeln musste. Ich hingegen frage mich, warum Bethesda nicht lieber Morrowind in hübsch neu auflegt. Na gut, die Antwort ist einfach, Pete Hines, PR-Boss bei Bethesda, hat sie schon selbst gegeben, wenn ich nicht irre: Ein Morrowind in zeitgemäßer Optik und mit zeitgemäßer Steuerung würde ungleich viel mehr Arbeit bedeuten als ein Skyrim, wo man lediglich die Texturen hochdrehen und hier und da neue Lichteffekte einfügen muss, um es (fast) wie ein Spiel von 2016 erscheinen zu lassen. Skyrim HD ist übrigens ein Abfallprodukt der Entwicklung von Fallout 4. Deshalb kostet es für Besitzer des PC-Originals und aller Addons ja auch nichts. Fair, immerhin.

The Elder Scrolls 5: Skyrim - Special Edition - Gameplay-Trailer Video starten 1:01 The Elder Scrolls 5: Skyrim - Special Edition - Gameplay-Trailer

Dass Remastered- oder HD-Versionen von Spielen eine gute Möglichkeit sind, um mit möglichst wenig Aufwand einen schnellen Euro zu drehen - geschenkt. Mich wundert nur, dass man dabei so viel falsch machen kann. Erst jüngst zog sich 2K den Unmut der PC-Spieler mit der fragwürdigen Technik der Remastered-Versionen von Bioshock zu. Stichworte: nicht deaktivierbare Mausbeschleunigung, kein einstellbares Field of View und Soundprobleme. Und dass man die Entwicklerkommentare wie die Audiologs auch noch suchen muss, halte ich - gelinde gesagt - für Gängelei. Überhaupt: Wozu brauchen Bioshock und Bioshock 2 Neuauflagen? Die Originale sehen 2016 nach wie vor gut aus. Oder anders: Die Unterschiede zwischen alt und neu fallen unter »nicht der Rede wert«, zumindest für mich. Okay, auch hier eine Einschränkung meiner Mopperei: Wer die Originale besitzt, bekommt die Remastered-Versionen ebenfalls umsonst.

Die Autorin
Petra spielt ihre Lieblingsspiele alle paar Jahre erneut durch. Das muss, das ist Tradition. Und dass etwa Thief (das erste, das hierzulande Dark Project hieß) dabei so aussieht, wie es nun mal aussieht, stört sie wenig.

Allerdings würde sie zu einem richtigen(!) Remake von Garretts erstem Abenteuer sicher nicht nein sagen. Das Kathedralen-Level in neuer Grafik! Oder wie wäre es mit Dark Age of Camelot? Oder Indiana Jones and the Fate of Atlantis, dem bekanntlich besten Adventure aller Zeiten?

Aus wirklich alt mach neu

Aber ob nun umsonst oder für Geld: Spannender für uns Spieler wird's immer, wenn man wirklich olle Schinken neu auflegt wie etwa The Secret of Monkey Island (Original von 1990), das 2009 in einer Special Edition erschien, die uns mit neuer Grafik, neuer Musik und wundervollen Entwicklerkommentaren unterhält. Kirsche auf der Sahne: Wir können zwischen klassischer und neuer Steuerung umschalten. Gleiches gilt für Day of the Tentacle Remastered von Anfang 2016. Erst wirklich hohes Alter rechtfertigt für mich ein Remaster. Zusammen mit einem spürbaren Mehrwert, einem spürbaren Nochmal-Anfassen, Überarbeiten.

The Secret of Monkey Island: Special Edition ansehen

Blick über den Tellerrand rüber zu den Konsolen: Brillant auch die Umsetzung von Halo 2 in der Masterchief Collection von 2014. Allein die Option, zwischen neuer und alter Grafik umschalten zu können, ist so eine Freude und so ein Augenöffner. Und an all die, die jetzt den Finger heben und sagen: »Aber das geht doch schon bei der Halo Anniversary Edition von 2011!« nur so viel: Richtig, aber bei Halo 2 ist der Umschalt-Prozess flüssiger und der grafische Unterschied ungleich deutlicher.

König beziehungsweise Königin der Neuauflagen ist für mich aber noch immer Tomb Raider Anniversary von 2007. Crystal Dynamics' Generalüberholung des ersten Lara-Abenteuers war, ist und wird immer sein: eine Wucht. Statt sich einfach eins zu eins am Original entlang zu hangeln, haben die Entwickler Vieles von dem eingesetzt, was sie für Tomb Raider: Legend bereits etabliert hatten, etwa den Seilhaken. Dass dafür die Levels überarbeitet werden mussten - logisch. Und trotzdem fühlen sich Lara-Veteranen gleich wieder wie zuhause in den neuen, alten Katakomben, Ruinen und Tempelanlagen. Hach!

Tomb Raider: Anniversary - Screenshots ansehen

Zusätzliche Features, neue Inhalte, eine wirklich deutlich bessere Grafik und nicht nur ein paar HD-Texturen und Extralichter hier und da - das machen für mich wirklich gute Neuauflagen aus. Aber die kosten Zeit und Geld, die kann man nicht einfach mal so zwischen erstem und zweitem Frühstück produzieren. Auf die Special Edition von Skyrim verzichte ich folglich gerne. Ähnlich werde ich wohl bei Call of Duty: Modern Warfare Remastered verfahren, auch wenn ich dieses Spiel wirklich, wirklich liebe und es in der Neuauflage signifikant viel besser aussieht. Aber es nicht mal ein Remastered im landläufigen Sinne ist: Es gibt mir weniger als das Original, der Serverbrowser fehlt.

Call of Duty: Modern Warfare - Original gegen Remaster im Grafik-Vergleich Video starten 5:03 Call of Duty: Modern Warfare - Original gegen Remaster im Grafik-Vergleich

zu den Kommentaren (60)

Kommentare(55)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.