Resident Evil 6 im Test - Call of Evil

Gleich nach dem knalligen Tutorial zeigt Resident Evil 6 im PC-Test, wie moderner Survival-Horror aussehen muss – doch danach geht´s gepflegt bergab.

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In den ersten Spielminuten hat Resident Evil 6 mit klassischen Survial-Horror-Tugenden so viel am Hut wie der Papst mit Bunga-Bunga. Stattdessen erleben wir in der Rolle des Serienveteranen Leon S. Kennedy eine mit Quick-Time-Events gespickte Tutorial-Mission, in der an jeder Ecke irgendwas explodiert und die den Eindruck hinterlässt, man hätte das falsche Spiel im Laufwerk - diese Krawallbude soll ein Resident Evil sein?!

Wenn wir die Einleitungsmissionen samt Story-Cliffhanger aber erst einmal hinter uns gebracht haben, schlägt Leons Kampagne leisere Töne an. Na also, zurück zu den Wurzeln, die Bumm-bumm-Passage war wohl nur eine Vorschau aufs große Finale - könnte man an dieser Stelle denken. Und läge meilenweit daneben.

Online Aktivierung
Resident Evil 6 muss einmalig über Valves Online-Plattform Steam aktiviert werden. Zwar dürfen Sie das Spiel anschließend auf beliebig vielen Rechnern installieren, ein Weiterverkauf ist dann aber nicht mehr möglich.

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Weg vom Fenster

Die Erfolgsformel der letzten beiden Resident Evil 4 und Resident Evil 5 lässt sich schnell zusammenfassen: Bedrohliche Atmosphäre, stetiger Nervenkitzel und Schockmomente gehen Hand in Hand mit panischen Kämpfen gegen größere Gegnerhorden. Ein Weilchen lang funktioniert das auch im Abenteuer des Leon S. Kennedy. Kurz nach Beginn steuern wir den ehemaligen Polizeibeamten, oder wahlweise seine Weggefährtin Helena Harper, durch eine Universität der amerikanischen Gemeinde Tall Oaks. Dunkle Gänge, wenig Beleuchtung und lange Schatten, hier zeigt das Actionspiel seine Stärken.

Auf dem Dach des Waffenladens werden wir von Zombies überrannt – mal wieder. Auf dem Dach des Waffenladens werden wir von Zombies überrannt – mal wieder.

Doch bereits nach kurzer Zeit weicht die Spannung einem Bleigewitter, es wird geballert, geballert, geballert. Ein Beispiel: In einem Waffenladen müssen wir uns gegen anstürmende Zombiehorden verteidigen, die versuchen, durch die Fenster ins Gebäude zu kraxeln. Wer jetzt mit wohligem Schauer an die Dorfszene von Resident Evil 4 denkt, in der wir ständig unsere Position wechseln und die Leitern des Mobs wegkicken mussten, der hat sich geschnitten. Der Waffenladen kennt keine Interaktionsmöglichkeiten, wir stehen also vor den Fenstern, warten auf die nächste Zombiewelle und munitionieren dann ordentlich ab. Wie »aufregend«.

Viel schlimmer und stellvertretend für beklagenswert viele Szenen in Resident Evil 6 ist allerdings, dass wir die Belagerung im Erdgeschoss, im ersten Stockwerk und auf dem Dach über uns ergehen lassen müssen. Nicht etwa gleichzeitig, sondern etappenweise, brav nacheinander, ohne Pause oder Abwechslung, dafür unter einem akuten Anfall Gähneritis. Dass wir beim Ballern erstmalig auch Laufen können, macht die Sache nicht spannender!

Leon Lässt sich gerne die Haare ins Gesicht fallen und ballert nach kurzer Eingewöhnungsphase sämtliche Zombies weg.

Helena Hat noch längere Haare als Leon und hilft ihm beim Zombieballern.

Chris Hat ein Trauma und kompensiert das Ganze, indem er mutierte Soldaten und Monster platt macht.

Piers Versucht Chris zu helfen, indem er beim mutierte Soldaten und Monster plattmachen mitmacht.

Jake Ist Albert Weskers Sohn, zeigt gern seine Brust und kriegt den Ustanak einfach nicht klein.

Sherry Läuft Jake hinterher – wahrscheinlich weil sie den Ustanak auch nicht klein kriegt. Oder wegen der Brustsache.

Ada Streckt gern ihren Hintern in die Kamera und bricht gegnerische Hälse wie Zahnstocher.

Nicht unerwähnt bleiben soll allerdings, dass Leons Kampagne hin und wieder zu alter Stärke zurückfindet, etwa während eines Friedhofsbesuchs (Gewitter inklusive). Damit bietet die Kennedy-Episode immerhin noch solide Unterhaltung, die auch für Resi-Fans genießbar bleibt. Allerdings haben wir nach Ende der Kampagne erst ein Viertel des Spiels gesehen. Drei weitere Kapitel folgen, von denen zwei versuchen, die Tugenden der Survival-Horror-Reihe mit aller Macht zu Grabe zu tragen.

Wer solche Füße hat…

Durch den zweiten Handlungsstrang ballern wir uns mit Chris Redfield und seinem Kollegen Piers Nivans, und wenn wir »ballern« schreiben, dann meinen wir auch ballern! In feinster Call of Duty-Manier verbleien wir unsere Gegner im Sekundentakt. Ist die Munition mal alle, kloppen wir alles im Nahkampf über den Haufen. Ein heftig mutierter Soldat mit Riesenklaue statt eines Arms? Uns doch egal, Highkick aufs Fressbrett und gut is'! Zwar limitiert eine Ausdaueranzeige unsere Schreckensherrschaft mit Hand und Fuß ein wenig, aber nach kurzer Aufladepause ist auch dieses Problem für die nächsten paar Power-Tritte gelöst.

Prügeln, bis die Fetzen fliegen: Wenn´s mit der Munition mal eng wird, kloppen wir die Gegner im Nahkampf windelweich. Prügeln, bis die Fetzen fliegen: Wenn´s mit der Munition mal eng wird, kloppen wir die Gegner im Nahkampf windelweich.

An dieser Stelle mag man einwerfen, dass Action-Orgien (so wenig sie auch mit Resi gemein haben) doch durchaus Spaß bereiten können. Grundsätzlich schon, nur hat Resident Evil 6 stets mit seiner trägen Steuerung, der selbst für ein Zombiespiel idiotischen KI und Kameraproblemen aus der Hölle zu kämpfen. Was bei kleineren Kampfeinlagen noch recht gut von der Hand geht, funktioniert beim Dauermetzeln überhaupt nicht mehr. Das neu eingeführte Deckungssystem ist zwar weniger fehlerbelastet, wirkt aber völlig deplatziert, da unsere Sicht in der Deckung so eingeschränkt ist, dass uns feindliche Nahkämpfer häufig in den Rücken fallen.

Ja, Redfields Kampagne hat auch ihre lichten Momente. Wenn wir zum Beispiel die Schwachstelle eines neuen Gegnertyps herausfinden und gleichzeitig seinen wuchtigen Schlägen mit Hechtrollen entgehen, kommt durchaus Spannung auf. Doch die meiste Zeit dienen die eigentlich abwechslungsreichen Schauplätze (China, ein osteuropäisches Dorf, ein U-Boot etc.) nur als Pappkulisse für die nächste große Explosion und die Tausendste Action-Einlage.

Die Resi-Reihe hatte nie viel mit Call of Duty gemein und das war auch gut so. Capcom hätte gut daran getan, die Schauwerte soweit zurückzufahren, dass sie zum Highlight und nicht zum Einheitsbrei verkommen. Zumal die Dauer-Action aufgrund der erwähnten Steuerungsmacken, Kameraprobleme und ständigen Wiederholungen längst kein Call of Duty-Niveau erreicht.

Die Zusatz-Modi
Neben der Kampagne bietet Resident Evil 6 zwei weitere Modi, denen es gelingt, etwas Abwechslung ins Ballergeschehen zu bringen. In »Jagd auf Agenten« steigen wir zum Beispiel als Zombie in die laufende Mission eines anderen Spielers ein und versuchen ihm das Leben schwer zu machen. »Die Söldner« steht uns erst nach einmaligem Durchspielen zur Verfügung. Hier müssen wie innerhalb eines vorgegebenen Zeitlimits möglichst viele Feinde in einem Abschnitt erledigen.

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