»Scheiß-Internet« - Gedenkpreis für internetfreie Minuten

In Österreich wurde am Samstag erstmals der »Wolfgang Lorenz Gedenkpreis für internetfreie Minuten« verliehen, der von Wiener Künstlern gestiftet wurde.

Der quietschbunte Preis wurde nach dem ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz benannt, der vor einem Jahr bei einer Podiumsdiskussion davon sprach, dass junge Menschen sich ins Internet »verkrümeln« und die Realität vernachlässigen würden, keinerlei Bildungsinteresse hätten und sich nur in Postings ordentlich artikulieren könnten. Gleichzeitig machte er ausdrücklich klar, dass er keine Ahnung von „diesem Scheiß-Internet« habe und es ihm »scheißegal« sei, was dort zu finden sei und was Jugendliche dort machten.

Diese Aussagen führten natürlich zu vielen Reaktionen und einer extra eingerichteten Webseite namens scheissinternet.at. Lorenz ruderte kurz darauf zurück und erklärte, er habe nur auf eine Aussage eines Anwesenden reagiert, der gesagt habe, er interessiere sich nicht für das obsolete Thema Atomkraft, über das der ORF berichtet. Außerdem nutze er persönlich das Internet auch ein wenig, fügte Lorenz hinzu.

Doch wie bei solchen öffentlichen Aussagen gerade im Internet-Zeitalter üblich, lies sich die ins Rollen gebrachte Medien-Lawine nicht mehr aufhalten. Sogar seine Ablösung war im November 2008 ein Thema, doch laut ORF ist Lorenz noch immer Programmdirektor des Senders.

Der nun zum ersten Mal wirklich durch eine Jury verliehene Preis für das Jahr 2009 wurde übrigens für 2008 automatisch auch an Lorenz in seiner Rolle als »Initialist« vergeben. In diesem Jahr dürfen sich die Wiener Grünen über den Preis »freuen«. Dort wollen sich viele Interessierte über eine eigene Internetaktion als »Unterstützer« der Grünen registrieren lassen. Diese dürfen laut Satzung neben Parteimitgliedern über Kandidatenlisten abstimmen. Doch die basisdemokratische und aus Bürgerbewegungen hervorgegangene Partei blockierte viele Internet-Nutzer, die so nicht an der gestrigen Abstimmung für die Gemeinderatswahl 2010 teilnehmen konnten.

Die Grünen waren bei der Verleihung in Person des Gemeinderats Christoph Chorherr anwesend und nahmen den Preis an. Chorherr ist selbst stark im Internet aktiv und war schon vorher als Ehrengast auf der Veranstaltung zu Wort gekommen.

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