Schwere Vorwürfe gegen GameStop - Mitarbeiter fühlen sich gezwungen, Kunden zu belügen

Anonyme Mitarbeiter üben scharfe Kritik am »Circle of Life«-Programm des Spieleverkäufers GameStop. Es soll Angestellte für die »falschen« Verkäufe bestrafen.

Es ist kein Geheimnis, dass die Spielekette GameStop am liebsten gebrauchte Spiele verkauft. Das Modell zielt darauf ab, dass Kunden ihre alten Spiele bei GameStop gegen Geld oder Ladenkredit eintauschen - und dafür idealerweise gleich wieder gebrauchte Produkte kaufen. Eine Reihe von anonymen Mitarbeitern hat nun gegenüber der amerikanischen Website Kotaku schwere Vorwürfe gegen die Firmenpolitik erhoben, genauer gesagt gegen das »Circle of Life«-Programm.

Seit Herbst 2016 werden einzelne Filialen und Mitarbeiter nach Punkten dafür bewertet, wie viele gebrauchte Spiele, Vorbestellungen und GameStop-Plusabos sie im Vergleich zu völlig neuen, ungebrauchten Produkten sie an den Mann bringen. Kauft ein Kunde also einfach nur ein neues Exemplar von Resident Evil 7, ohne auch noch ein weiteres Spiel vorzubestellen oder ein gebrauchtes dazu zu nehmen, leidet die Punktzahl des Verkäufers.

Gefeuert für zu wenige Vorbestellungen?

Angeblich habe GameStop gar gedroht, Mitarbeiter mit zu schlechter Circe-of-Life-Bewertung zu feuern. Und das führe dazu, dass die Mitarbeiter gezielt zu vermeiden versuchen, überhaupt neue Produkte zu verkaufen. Notfalls auch mit direkten Lügen: »Wir behaupten einfach, wir hätten keine ungebrauchte Ware mehr auf Lager«, so ein Angestellter.

Nicht nur ein Spieleladen:GameStop wird zum Publisher für bekannte Entwickler

Große Launch-Events und Blockbuster-Releases sollten eigentlich ein Fest für Spieleläden sein, aber nicht für GameStop: Hier können sie für die Mitarbeiter zum Desaster werden. Erscheinen etwa innerhalb einer Woche gleich mehrere Spiele, wie jüngst Resident Evil 7, Kingdom Hearts 2.8 und Tales of Berseria, schießen die Verkäufe neuer Spiele nach oben und am Releasetag gibt es natürlich weder bereits gebrauchte Exemplare noch Vorbestellungsmöglichkeiten. »Dann bin ich für die Woche im Eimer«, erzählt ein Mitarbeiter. »Jetzt muss ich umso mehr gebrauchte Exemplare verkaufen, um das wettzumachen.«

»Überwältigende Mehrheit lügt nicht«

Geschäftsführer Tony Bartel weist die Vorwürfe in einer Mail an seine Mitarbeiter zurück. Geschäftsführer Tony Bartel weist die Vorwürfe in einer Mail an seine Mitarbeiter zurück.

In einem betriebsinternen Rundbrief, der Kotaku vorliegt, zeigte sich GameStop-Geschäftsführer Tony Bartel enttäuscht über Meldungen, dass GameStop-Mitarbeiter ihre Kunden belügen, sagte aber: »Ich weiß, dass diese Einzelfälle nicht die überwältigende Mehrheit unserer Kollegen und wie sie ihre Kunden behandeln, repräsentieren.«

Er äußerte sich außerdem direkt zum Kotaku-Artikel:

"Der Artikel beschrieb Verhaltensweisen, die darauf hinweisen, dass GameStop Druck auf Ladenmitarbeiter ausübt, Kunden bezüglich des Werts gewisser Produkte irrezuführen. Lasst mich klar stellen, dass nichts weiter von der Wahrheit entfernt sein könnte."

GameStop Deutschland hat bislang nicht auf unsere Anfrage geantwortet, ob das Circle-of-Life-Programm in der gleichen Form wie in Amerika auch in Deutschland gilt.

Sie waren oder sind Mitarbeiter bei GameStop und haben positive oder negative Erfahrungen mit der Firmenpolitik zu gebrauchten Spielen und Vorbestellungen gemacht, die Sie uns mitteilen möchten? Schreiben Sie uns an [email protected]! Selbstverständlich werden Ihre Angaben streng vertraulich behandelt.

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