Ungenutztes Web 2.0
Abgesehen davon, dass Handys 2011 Festnetztelefone ersetzen und Horrorfilme mittlerweile online oder auf Blu-ray, statt auf VHS ausgeliehen werden, ist in Woodsboro nahezu alles beim Alten geblieben. Es bleibt bei den bekannten Anrufen und wuchtigen Angriffen, bei der Inszenierungsart und dem Rätselraten um die Identität des Killers. Selbst das Finale weckt in seiner Machart Erinnerungen an die alten Teile. Fans der Vorgänger finden so automatisch auch Gefallen an dem neuesten Ableger, da Scream 4 die grundlegenden Stärken imitiert. Nur hohe Erwartungen sollte man nicht mitbringen, denn mehr als die bereits bekannten Elemente hat Scream 4 nicht zu bieten.
Aufgrund des großen zeitlichen Sprungs zwischen Scream 3 und gab es die Hoffnung, dass Craven sich dieses Mal besonders viel Mühe gibt und, wie beim Original, moderne Horrorfilme und Jugendtrends auf kluge und unterhaltsame Weise einsetzt und kommentiert. Dem ist leider nicht so. Es wird zwar vereinzelt auf den hohen Gewaltgrad der beliebten Saw-Filme eingegangen, es gibt Ansätze über den aktuellen Web-2.0-Trend, sich ständig der Welt mitteilen zu müssen, doch all das wird bloß oberflächlich abgehandelt.
So gibt es zum Beispiel eine Figur, die rund um die Uhr mit einer Webcam herum läuft und ihre ganzen Eindrücke im Internet präsentiert. Die Zuschauer dieses Videoblogs werden jedoch nie gezeigt, sodass die eigentlichen Aufnahmen keine Bedeutung haben. Selbst der schwache Halloween: Resurrection hat das Konzept noch besser genutzt.
Das alte Leid
Kenner der alten drei Filme freuen sich darüber, das Neve Campbell, David Arquette und Courteney Cox wieder vereint zu sehen, doch eigentlich tut das Comeback keinem wirklich gut.
Sidney wird als abgebrühte Überlebende präsentiert, verhält sich jedoch außerordentlich naiv, wenn sie allein und unbewaffnet hinter dem neuen Killer herjagt. Verglichen mit dem letzten Akt des dritten Films, in dem sie sich mit kugelsicherer Weste und Pistole noch schlagfertig zu wehren wusste, ist dies ein klarer Rückschritt. Auch sonst macht sie erstmals keinen spürbaren Wandel durch und ist damit keine allzu interessante Hauptfigur.
War es zu Anfang noch sympathisch, Dewey als jungen unerfahrenen Polizisten zu sehen, wirkt seine unsichere Art in seiner Führungsposition deplatziert und gezwungen niedlich. Bis auf wenige Grimassen hat er wenig zu tun, vor allem nicht mit seiner Filmehefrau, was wohl auch daran gelegen haben mag, dass die zwei auch im echten Leben ein Paar waren und während des Drehs die Scheidung einreichten. Cox‘ Teilnahme wirkt am überflüssigsten, da ihre Gale notdürftig hinzu geschrieben wirkt und schon mit kleinsten Änderungen gestrichen werden könnte.
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