Seite 2: So spielt die Welt - Teil 3 - Russland, Frankreich und deutsche Spiele im Ausland

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Osteuropa & Russland

Was wird in Osteuropa und Russland gespielt?

Russland Russland

Der Markt jenseits der Oder entspricht in vielem den guten alten Zeiten, von denen die älteren deutschen PC-Spieler-Semester immer so mit leuchtenden Augen schwärmen. Klassische Rollenspiele, rundenbasierende Strategietitel – gerne! King’s Bounty zum Beispiel, das sich selbst im strategiefreundlichen Deutschland nur schleppend verkaufte, ging in Russland über die Ladentheken wie frische Pelmeni.

Auch Gothic und natürlich The Witcher erfreuen sich einer lebhaften Fangemeinde. Einer der Gründe: Der PC-Markt stellt in Osteuropa trotz wuchernder Piraterie eine solide Basis dar, besonders für Spiele mit niedrigen Hardware-Anforderungen. Die letzte Konsolengeneration dagegen tut sich wirtschaftlich bedingt schwer. Somit stehen im Osten die Zeichen für typische PC-Genres günstig, und es wundert auch nicht, dass die meisten Produkte aus Russland dem Strategie oder Rollenspiel-Genre zugeordnet werden können (Dawn of Magic, Fantasy Wars, King’s Bounty, Theatre of War ...). Fantasy war in Osteuropa ohnehin schon immer beliebt, auch wenn von den dortigen Schöpfungen zu Zeiten des Eisernen Vorhangs wenig durchdrang. Dass sich das zunehmend ändert, zeigt nicht zuletzt der Erfolg von The Witcher.

Japan

Wieso ist Japan der zweitgrößte Spielemarkt der Welt?

Japan Japan

Ausgerechnet Japan, das Land mit der vorbildlichen Arbeitsethik, ist gleich nach den USA die zweitverspielteste Nation der Erde. Den wirtschaftlichen Aufstieg nach dem Zweiten Weltkrieg verdankt das Land seiner oft wegweisenden Hightech-Industrie. Das schlägt sich auch im Alltagsleben der Einwohner nieder. In wenigen Ländern der Welt blinkt und leuchtet es dermaßen intensiv auf der Straße, weit verbreitet ist der Hang zu technischen Spielereien. Was liegt da als entspannendes Freizeitvergnügen näher als Videospiele?

Zudem stammen sowohl Hardware als auch Spiele von heimischen Herstellern und sind damit ideal auf die Bedürfnisse der Konsumenten zugeschnitten, was sich für die Produzenten bei 130 Millionen Einwohnern auch viel schneller rechnet als in bevölkerungsärmeren Ländern. Beispiel: Die Kombination aus Playstation und Final Fantasy passt perfekt zum Markt, spricht das »Coole Technologie!«-Gefühl ebenso an wie den kulturellen Hintergrund.

Frankreich

Warum kommt die größte europäische Spielefirma aus Frankreich?

Frankreich Frankreich

Ubisoft ist heute ein Konzern mit mehr als einer Milliarde Dollar Umsatz, rund 4.500 direkten Angestellten und zig Niederlassungen. Dabei ist es kein Zufall, dass eine französische Firma zum größten europäischen Publisher wurde und keine englische oder deutsche. Den Anfang machte der Publisher von Far Cry, Assassin’s Creed 1986 als Software- Vertrieb, erst Anfang der Neunzigerjahre wagte sich Ubisoft daran, eigene Spiele zu entwickeln.

Nach dem Börsengang 1996 setzte die Firma ihren Internationalisierungskurs fort und holte klangvolle Entwickler- und Spielenamen ins Portfolio. Dass es kein deutsches Äquivalent gibt, hängt zum großen Teil mit schlichter Wirtschaftsmathematik zusammen, denn alle größeren Aspiranten der Zeit (darunter Bomico, Software 2000, später auch Ascaron) verstolperten sich auf dem Weg. Vor allem aber hat es die Spielebranche in Deutschland traditionell schwer, Investoren zu finden. Französische Firmen wie Ubisoft oder Infogrames (heute Atari) profitierten dagegen vom Protektionismus der französischen Wirtschaftsund Kulturpolitik. So wie in Frankreich Sprache und Filmkultur institutionell gefördert werden, so kommt auch der heimischen Spieleindustrie besondere Zuneigung zugute. Der ehemalige Premierminister Raffarin brachte einen Fonds für Spieleprototypen auf den Weg, auch Präsident Sarkozy erklärte öffentlich seine Unterstützung für den Videospielsektor. Die Steuervorteile, die Frankreich Spieleentwicklern »mit kulturellem Inhalt« gewährt, führten sogar zum Streit bei der Europäischen Kommission, die einen unfairen Wettbewerbsvorteil vermutete. Als EA 2004 ein knappes Fünftel der Ubisoft-Aktienpakete übernahm, bot die Regierung Hilfe gegen eine mögliche feindliche Übernahme an.

Auch bei der Gründung ihrer Außenstelle in Montreal, die mittlerweile rund 2.000 Mitarbeiter beherbergt, profitierte Ubisoft von staatlicher Unterstützung, diesmal aus Kanada. Die Kombination aus glücklichen Management-Entscheidungen und einem klugen Expansionsdrang, zusammen mit guten staatlichen Rahmenbedingungen, machten Ubisoft zu Europas größtem Unternehmen der Spielebranche.

» So spielt die Welt #1 (USA, Australien, Kanada, Südkorea)
» So spielt die Welt #2 (Asien, Japan, China, Indien, Mittlerer Osten)

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