Eines Spätsommers saß ich nachts vor meinem Rechner und bearbeitete Fotos, die ich in den letzten Wochen geschossen hatte. Es waren hauptsächlich Aufnahmen des nächtlichen London, entstanden im Nachgang eines Presseevents. Ich setzte die Fotos ins Lot, zog den Lokalkontrast nach und balancierte die Farbsättigung. Bei den meisten Aufnahmen tilgte ich alle Farben aus dem Bild.
Da sprang mir bei einer Fotografie plötzlich die Ähnlichkeit zu einer Szene aus dem Film »Dark City« ins Auge. Ein Geheimtipp aus dem Jahre 1998, den ich jedem ans Herz legen möchte, der etwas für Science-Fiction im Allgemeinen oder »Matrix« im Besonderen übrig hat. Dabei keimte in mir der Gedanke, dass »Dark City«, obwohl als Farbfilm gedreht, mit seiner schrägen Art-déco-Szenerie und der düsteren Sci-Fi-Noir-Thematik eigentlich ein Schwarzweißfilm hätte sein müssen.
Es war einer jener wirren Gedanken, wie man sie nachts manchmal hat - aber er ließ sich ja schnell nachprüfen. Im Mediaplayer wird der Regler für den Farbgrenzbereich einfach ganz nach rechts gezogen. Oder eben der Sättigungspegel am Monitor und TV ganz nach links. Schon sickert all das unnütze Bunte aus dem Bild. Und ja, »Dark City« gibt einen hervorragenden Schwarzweißfilm ab. Alleine das Spiel von Licht und Schatten, die Konturen der surrealen Stadtlandschaft, die Zeichnung der meist müden Gesichter, die vorher im Sumpf der Farben erstickten: wunderschön und herrlich unheilvoll.
Daraus entwickelte sich binnen Wochen ein veritabler Spleen. Denn nicht nur der Alex-Proyas-Streifen, sondern auch viele weitere Filme gewinnen durch das Nullen der Sättigung und werden von mir fast ausschließlich farblos geschaut: »Snowpiercer«, »Watchmen«, »Blade Runner«, »Fargo«, »The Dark Knight«, die »Insidious«-, die »The Cojuring«-Reihe oder auch die »Indiana Jones«-Filme.
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