Seite 3: StarCraft 2: Heart of the Swarm im Test - Kerrigans Krönungsmesse

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Die leichte Kerrigan

Sagen wir's, wie's ist: Heart of the Swarm ist zu leicht. Auf »normal«, der zweiten der vier Anspruchsstufen, unterfordert die Zerg-Episode jeden, der einigermaßen weiß, wie herum man eine Maus halten muss. Stets reicht es, den in der jeweiligen Mission eingeführten Einheitentyp zu bauen oder eine gemischte Truppe aus Hydralisken, Schaben und Scheusalen (gepanzerten Frontkämpfern) zusammenzustellen, um zu gewinnen.

Zumal Kerrigan als starke Helden-Einheit auch selbst munter auf den Schlachtfeldern mitmischt. Durch erfüllte Nebenziele sammeln wir Punkte, die der Königin nicht nur mehr Lebens- und Schadenszähler spendieren, sondern auch ihre Charakterstufe erhöhen. Alle zehn von maximal 70 Stufen schalten wir anfangs zwei, später drei Fähigkeiten frei, je eine davon dürfen wir wählen. Allerdings nicht permanent, zwischen den Missionen lassen sich die Talente jederzeit austauschen.

Die blitzende Kerrigan kämpft Seite an Seite mit Zerg-»Zombies«. Die blitzende Kerrigan kämpft Seite an Seite mit Zerg-»Zombies«.

So können wir beispielsweise festlegen, dass sich Overlords sofort aus den Eiern puhlen - eine Wohltat, weil wir so nicht mehr aufs Schlüpfen warten müssen, wenn wir an unser Bevölkerungslimit stoßen. Zugleich müssen wir allerdings auf automatisierte Gas-Sammelgebäude verzichten - und darauf, dass erledigte Zerglinge kostenlos wiederbelebt werden. Das wären die beiden Alternativen zu den Instant-Overlords.

Kerrigan selbst lernt aktive und passive Angriffsfähigkeiten, darunter eine Kettenblitz-Attacke sowie ein Psi-Schlag, der Belagerungspanzer mit nur einem Treffer zerlegt. Noch dazu kann die Dame nahe Zerg-Untertanen heilen oder explosive Berstlinge schleudern. All das macht diebischen Spaß, es macht Kerrigan aber auch zur unfair starken Kriegerin, die mit einer gut gemischten Begleitarmee jede noch so stark befestigte Basis im Krallenumdrehen auseinandernimmt.

Echtzeit-Kennern und Multiplayer-Veteranen treibt Heart of the Swarm erst auf dem höchsten der vier Schwierigkeitsgrade ein bisschen Schweiß auf die Stirn, denn darin attackieren die Gegner vehementer - und auch klüger. Denn die KI setzt dann ebenfalls Spezialfähigkeiten ein und blockiert etwa Durchgänge mit Protektoren-Energiefeldern, wenn Zerglinge heranstürmen. So fahren die Computerfeinde zwar stets die üblichen Skript-Großangriffe, taktieren mit steigender Anspruchsstufe aber immer cleverer - und taugen übrigens auch als brauchbare Sparringspartner in Skirmish-Partien.

Multiplayer-Neuerungen

Überraschung: Unser Orakel zerlegt die feindlichen Arbeiter. Überraschung: Unser Orakel zerlegt die feindlichen Arbeiter.

Für viele Spieler sind Kampagne und Skirmish aber sowieso Firlefanz, für sie liegt die Hauptstärke von Starcraft 2 im Multiplayer-Modus. Und da kann Heart of the Swarm anspruchsvolle Spieler auf den ersten Blick durchaus enttäuschen, weil Blizzard eben doch nicht alle seiner ursprünglichen Pläne umgesetzt hat - so viel hat sich nämlich gar nicht geändert.

Okay, es gibt neue Einheiten und Upgrades. Die Terraner dürfen ihre feuerspuckenden Hellion-Buggys neuerdings auch als Kampfhellion-Mechs aus der Fabrik stapfen lassen. Die richten mehr Schaden an, sind aber langsamer und haben eine geringere Reichweite. Um Hellions jederzeit in Kampfhellions transformieren zu dürfen (und umgekehrt), braucht's aber erst ein kostspieliges Upgrade. So will Blizzard wohl Hellion-Rushes erschweren: Buggys bauen, zum Gegner rasen, dort in Mechs umwandeln und die Arbeiter zerlegen - das geht nun erst nach dem Upgrade. Das gibt dem Gegner Zeit, seine Abwehr aufzubauen.

Kampf-Hellion Der Hellion-Buggy (rechts) darf sich nun in einen trägeren, aber kräftigeren Mech verwandeln.

Arachno-Mine Der kleine Krabbler gräbt sich ein und verschießt Raketen – eine unangenehme Waffe.

Hinzu kommt die Arachno-Mine, die sich eingräbt und im unsichtbaren Zustand Gegner mit Raketen eindeckt. So eignet sie sich prima zur Rush-Abwehr und für Überraschungsangriffe auf Feinde, die ohne Detektoren unterwegs sind.

Die Protoss setzen vor allem auf ihre verstärkte Luftwaffe und dürfen bereits früh im Spiel den Mutterschiff-Kern zimmern. Der kann Nexus-Hauptgebäude in Energiekanonen umwandeln und so bei der Rush-Verteidigung helfen. Später lässt er sich in ein normales Mutterschiff umwandeln.

Ebenfalls neu ist der Tempest, eine enorm hohe Reichweite hat und verheerenden Schaden bei massiven Einheiten wir Thors oder Ultralisken anrichtet. Allerdings feuert der Flieger derart träge, dass man oft der Versuchung widerstehen muss, ihn zu höherem Tempo anzufeuern - ebenfalls keine Wunderwaffe.

Mutterschiff-Kern Die kleine Ausgabe des Mutterschiffs vertägt wenig, kann zum Partiebeginn aber sehr nützlich sein und lässt sich später aufrüsten.

Orakel Das Orakel fungiert als flinker Späher und überfällt gerne mal feindliche Arbeiter.

Tempest Mit seiner hohen Reichweite schaltet der träge Tempest Stützpunkte und Feinde aus sicherer Distanz aus.

Der dritte Protoss-Neuzugang ist das Orakel, ein flinker Spezialflieger, der feindliche Einheiten und Gebäude 30 Sekunden lang aufdecken und so verbündetem Artilleriefeuer aussetzen kann - etwa den weitreichenden Tempests. Die wahre Stärke des Orakels liegt aber in hinterhältigen Attacken auf Arbeiter: Dank der entsprechenden Spezialfähigkeit darf der eigentlich waffenlose Schweber kurzzeitig einen Energiestrahl abfeuern, mit dem sich Drohnen & Co. in Windeseile dezimieren lassen, wenn der Gegner nicht aufpasst.

Die Zerg schließlich führen die Viper ins Feld, die - wie ihr Kampagnen-Gegenstück - feindliche Einheiten zu sich ziehen und Fernkämpfer mit einer Wolke zu Nahkämpfern degradieren kann. So wird sie zum idealen Blockadebrecher, der etwa Belagerungspanzer in die Reichweite der eigenen Nahkämpfer zieht. Oft gesehen haben wir die Viper auf den Online-Schlachtfeldern allerdings noch nicht.

Ebenfalls noch nicht sonderlich viel genutzt wird der Schwarmwirt, der sich eingraben kann und dann in regelmäßigen Abständen Mini-Bestien ausspuckt, die sich auf Gegner stürzen. Damit lässt sich das Feindfeuer von wertvolleren Einheiten ablenken.

Viper Der Spezialflieger kann Einheiten zu sich ziehen und Fernkämpfer benebeln.

Schwarmwirt Der dicke Eierträger spuckt einen endlosen Strom kleiner Bestien aus – gut, um Feinde abzulenken.

Hinzu kommen diverse geänderte Details, beispielsweise kann der Thor nun zwischen Luftabwehr- und Artilleriemodus hin und her schalten. In den Battlenet-Foren häufen sich schon Balance-Beschwerden, Blizzard wird nach eigener Aussage aber noch ein wenig abwarten, bis der erste Patch erscheint. Abschließend beurteilen lässt sich die Balance noch nicht, Spaß macht der Multiplayer-Modus trotzdem - auch, weil die neuen Einheiten frische taktische Möglichkeiten bringen.

Dass sich unterm Strich wenig ändert und sich die Online-Gefechte generell ähnlich spielen wie in Wings of Liberty, mag auch am E-Sport-Fokus von Starcraft 2 liegen. Denn je größer die Neuerungen, desto größer die Gefahr für Balance-Stolpersteine. Doch auch so bleibt der Multiplayer-Modus spannend, das rasante Spieltempo macht die Schlachten überaus anspruchsvoll. Wer in den ersten Minuten pennt, hat meist ebenso verloren wie ein Spieler, der nicht frühzeitig die Taktik des Gegners ausspäht und Gegenmaßnahmen ergreift.

Arcade-Nachschub

Die Arcade hält auch Einzelspieler-Nachschub bereit. Die Arcade hält auch Einzelspieler-Nachschub bereit.

Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle die Arcade, also der Battlenet-Marktplatz, auf dem die Spieler selbstgebastelte Karten, Kampagnen und Mods anbieten. Davon gibt's mittlerweile Hunderte, sowohl für Solisten als auch für Mehrspieler-Freunde. Wer Kerrigans Rachefeldzug schon bewältigt hat, findet hier also neue Beschäftigung. Sämtliche Karten lassen sich zudem mit Sternen sowie Texten bewerten und so weiterempfehlen - oder eben nicht.

Die Arcade steht allerdings auch Besitzern von Wings of Liberty offen. Mit Heart of the Swarm wollte Blizzard sie zum umfassenden Mod-Marktplatz ausbauen, auf dem die Spieler womöglich sogar Karten gegen Echtgeld verkaufen können. Doch dieser Plan soll nun erst in naher Zukunft umgesetzt werden. So ist das eben bei Blizzard: Sie verwirklichen selten all ihre Versprechen auf einmal- ein sehr feines Spiel kommt trotzdem so gut wie immer dabei heraus.

3 von 4

nächste Seite


zu den Kommentaren (161)

Kommentare(156)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.