Seite 7: Starcraft 2: Wings of Liberty im Test - Anfangs flügellahm, später der Überflieger

Die Balance: großartig, aber nicht perfekt

Das eigentlich Spiel wiederum profitiert - wie zu erwarten - von der vorbildlichen Balance: Jede Einheit ist nützlich, kein Volk übermächtig. Die grundverschiedenen Truppentypen und Spezialfähigkeiten der Terraner, Protoss und Zerg erzeugen einen enormen Tiefgang und ermöglichen unzählige Taktiken. Und wer verliert, weiß zumeist auch, warum. Denn jede Einheit hat klar ersichtliche Stärken sowie Schwächen, und eignet sich entsprechend mehr oder weniger gut gegen bestimmte Feinde.

Massenangriffe sind sehr effektiv, unsere über 50 Mutalisken zerlegen die Schweren Kreuzer im Flügelumdrehen. Massenangriffe sind sehr effektiv, unsere über 50 Mutalisken zerlegen die Schweren Kreuzer im Flügelumdrehen.

Ganz perfekt fällt die Balance aber nicht aus. Derzeit sehr effektiv sind Massenangriffe mit einem Einheitentyp, die sich aber natürlich mit einem entsprechenden anderen Einheitentyp auskontern lassen. Nehmen wir an, in einer Partie Protoss gegen Terraner konzentriert sich der Protoss von Anfang an auf den massenhaften Bau von Hetzern - was nicht sonderlich anspruchsvoll ist. Im Gegenzug muss der Terraner aber unbedingt massenhaft Marodeure bauen, sonst wird er überrannt.

Das bringt uns zurück zur Aufklärung, Sie müssen die Taktik des Gegners frühzeitig erkennen, um sie aushebeln zu können - idealerweise sollten Sie schon am Aufbau der Feindbasis erkennen, welche Einheiten Ihr Rivale plant. Eigene Arbeiter als Scouts auszuschicken und gleichzeitig die Basis aufzubauen, ist allerdings knifflig - zu knifflig für Einsteiger.

Eine »Cheese Strat«: Wir pflanzen Photonenkanonen in die Feindbasis. Eine »Cheese Strat«: Wir pflanzen Photonenkanonen in die Feindbasis.

Die Cheese Strats: zu einfach

Mit einigen gemeinen Taktiken lassen sich Gegner zudem sehr leicht überrumpeln. Die Protoss etwa können ihre Rivalen gleich in der Frühphase der Partie mit Photonenkanonen einmauern, die Zerg spucken mit eingegrabenen (und damit unsichtbaren) Verseuchern Massen von Infizierten Terranern in die Feindbasis. Auch diese Kriegslisten lassen sich nur durch gewissenhafte Aufklärung kontern, die Profis nennen sie »Cheese Strats«, abgeleitet vom Begriff »cheesy« für »billig«.

Unterm Strich gibt es somit zwar für jede Taktik eine Gegenmaßnahme, zudem sind schnelle Massenangriffe mit einem Truppentyp (»Rushes« im Online-Slang) riskant, weil sie die eigene Wirtschaft schwächen und jede Einheit ausgekontert werden kann. Wer mit schneller Aufklärung überfordert ist, muss in Starcraft 2 jedoch viel Lehrgeld zahlen.

Das Kartendesign: klasse

Starcraft 2 bietet nur einen Spielmodus, nämlich Deatmatches oder Team-Deathmatches für bis zu acht Spieler. Manche Spieler kann das auf Dauer langweilen, trotz der motivierenden Ranglisten und unterhaltsamen Schlachten. Innerhalb dieser Grenzen hat Blizzard beim Kartendesign aber das Optimum herausgeholt, jede Arena erfordert andere Taktiken.

Teamwork: Die Medivac-Flieger unseres terranischen Verbündeten heilen unsere Zerg. Teamwork: Die Medivac-Flieger unseres terranischen Verbündeten heilen unsere Zerg.

Zudem bieten die Kampfplätze deutlich mehr Abwechslung als im ersten Starcraft. Das liegt auch an den neuen Landschaftselementen: Observatorien lassen sich erobern, um im großen Umkreis den Kriegsnebel zu lichten; Pflanzenreihen verbergen dahinter stationierte Bodentruppen; zerstörbare Felsen blockieren Rohstoffvorkommen oder Hintereingänge zu Stützpunkten.

Auch das Terrain selbst spielt in Starcraft 2 eine größere Rolle. Denn Rächer, Hetzer und Kolosse überwinden Klippen mühelos, was Überraschungsangriffe erleichtert. Gleiches gilt für die neuen Transportmethoden: Mit dem Warptor-Teleport der Protoss und dem Nydus-Wurm der Zerg lassen sich in Windeseile Truppen ans andere Ende der Karte schicken, um Gegnern in den Rücken zu fallen.

Sich in der Basis einzumauern, ist daher noch schwieriger als im ersten Starcraft, was ebenfalls zum hohen Tempo beiträgt: Weil die reine Defensive nicht klappt, müssen Sie zwangsläufig zur Offensive übergehen.

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