Steam Audio statt Source Audio - Valve kauft fortschrittliche Audio-Engine, veröffentlicht sie kostenlos

Valve hat die Sound-Engine Steam Audio gratis veröffentlicht. Die Technologie bietet für Spiele und Virtual Reality Lösungen für Schallausbreitung, Reflexion, binaurale 3D-Sounds und lässt sich in verschiedene Engines wie Unity einfach integrieren.

Steam Audio heißt eine neue, kostenlose Engine von Valve. Steam Audio heißt eine neue, kostenlose Engine von Valve.

Valve hat kostenlos die Sound-Engine Steam Audio veröffentlicht. Auf der offiziellen Seite und via Steam finden sich Details und ein Downloadlink, Spieleentwickler müssen für die Verwendung von Steam Audio nichts bezahlen. Interessant: Obwohl es sich um eine Engine handelt, hat sich Valve für den Namen Steam statt Source entschieden.

Steam Audio ist eine Komplettlösung für Sounds, die über simple Stereo-Geräusche hinausgehen. Sounds werden physikalisch korrekt oder annähernd korrekt berechnet. Die Engine bietet beispielsweise folgende Features:

  • Binaurale Tonsynthese: Eine Aufnahme (und Wiedergabe per Headset) von Schall, die über Stereo (also zwei Signale, links und rechts) weit hinausgeht. Über normale Kopfhörer ist es möglich, Geräuschquellen im Raum präzise zu orten, weil die Veränderung von Schall über Kopf, Außenohr und Rumpf simuliert wird. Die Technologie hierfür heißt HRTF (Head-Related Transfer Function) und ist seit Dezember 2016 in Valves Shooter Counter-Strike: Global Offensive integriert.
  • Schallausbreitung in Echtzeit: Steam Audio kann in Echtzeit berechnen, wie sich Geräusche in der Umgebung ausbreiten. Ein abgefeuerter Schuss neben dem Spieler klingt schließlich anders, als ein Schuss in weiter Ferne. Der Unterschied ist mehr als nur ein lauter und ein leiser Ton. Ebenfalls unterschiedlich klingen Schüsse in einem Korridor und auf einem offenen Feld. Bisher mussten Sounddesigner Filter und Skripte per Hand schreiben, Steam Audio übernimmt die Physikberechnung automatisch und in Echtzeit.

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  • Physikbasierter Hall: Hall wirft ein Geräusch zum Hörer zurück, das von Objekten reflektiert wird. Die akustische Physikberechnung für diese Objekte übernimmt Steam Audio. Auch auf die Materialeigenschaften wird geachtet: Glas, Holz und Teppichböden haben alle unterschiedliche Reflexionseigenschaften, die Steam Audio berücksichtigt.
  • Verdeckung und Reflexion: Occlusion-Technologie und Reflexion finden sich nicht nur in der Grafik. Auch Geräusche werden (oder müssten eigentlich) überdeckt und reflektiert werden. Steam Audio kann auch partielle akustische Verdeckung darstellen und lässt sich wie moderne Grafikshader für die statische, unveränderliche Level-Umgebung vorberechnen. Das spart viel Rechenleistung und bietet qualitativ bessere Soundeffekte als eine Echtzeitberechnung.

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  • Ambisonics: Herkömmliche Raumklangverfahren sind selbst bei sechs Übertragungskanälen zweidimensional. Ambisonics ist ein Verfahren, das schon mit vier Übertragungskanälen ein dreidimensionales Schallfeld erzeugen kann. Echte 3D-Sounds - ohne das Anbringen von Lautsprechern über und unter dem Hörer.
  • Virtual Reality: Steam Audio bietet für VR-Entwickler wichtige Features wie 3D-Sound und das Motion-Tracking (Nachverfolgen von Bewegungen) im Raum. So entstehen nicht nur optisch immersive Erlebnisse.
  • Performance: Valve verspricht mit Steam Audio niedrige Latenz, geringen Hardwarehunger und echte Physikberechnung für hunderte Schallquellen - selbst für Mobilgeräte.

Steam Audio wird plattform- und systemübergreifend kostenlos angeboten. PC, MacOS, SteamOS, Linux und Android werden bereits unterstützt. Spiele unter C und Unity können Steam Audio einfach integrieren, eine Unterstützung der Unreal Engine 4 und der existierenden Audiomiddleware FMOD Studio und Wwise soll bald folgen.

Wo kommt Steam Audio her?

Valve hatte Anfang des Jahres den Kauf des Unternehmens Impulsonic gemeldet, das die VR-Audiolösung Phonon 3D entwickelt hat. Die Webseite von Phonon 3D leitet mittlerweile auf Steam Audio um, die Technologie gilt in der Branche als hochwertige Audiolösung. Wer hinter Valves neuer Audio Engine steckt, ist damit also klar.

Valve ist für den Zukauf erfolgsversprechender Technologien und Entwickler bekannt, fast die gesamte Spielehistorie des Unternehmens basiert auf dieser Strategie. Egal ob Counter-Strike, Dota 2 oder Portal, am Anfang stand immer eine Idee, in die Valve investiert hat. Der Kauf von Impulsonic und die kostenlose Veröffentlichung von Steam Audio folgt dieser Strategie.

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Was bringt Steam Audio am Ende?

Steam Audio ist für Hobbybastler wie professionelle Entwicklerstudios völlig kostenfrei herunterladbar. Valve möchte ganz offensichtlich den Audiostandard in Videospielen verbessern und auch Entwicklern mit knappen Budgets, wenig Erfahrung und geringen Ressourcen in der Audioabteilung Werkzeuge an die Hand geben.

Wirklich gute 3D-Sounds und Technologien wie räumlich korrekte Schallausbreitung kennen Spieler nur aus AAA-Titeln wie Overwatch und Battlefield 1, hinter denen große Entwicklerteams mit viel Geld stecken. Die beiden genannten Shooter erhielten in dieser Woche den von Entwicklern verliehenen Branchenpreis des DICE Summit in den Kategorien Spiel des Jahres, herausragendes Game Design und Sound Design. Wie gutes Sound Design funktioniert, hat Blizzards Soundteam im Rahmen einer GDC-Präsentation gezeigt. Die einstündige Vorstellung findet sich im GDC Vault.

Battlefield ist seit jeher als Trendsetter in puncto Sound bekannt, das physikalisch korrekte Heranrollen der Schockwelle bei weit entfernten Explosionen kennen Fans des Shooter schon seit vielen Jahren. Steam Audio wird die Branchenführer nicht unbedingt überholen, Spieler können aber zukünftig bei viel mehr Spielen auf gutes Sounddesign, 3D-Sounds und Physikberechnungen bei Geräuschen hoffen.

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