Seite 2: Steam Machines, Steam OS & Co - Valves Pläne für die Zukunft

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Controller statt Maus

Die einzige Hardware-Komponente, die einen solchen PC von einer offiziellen Steam Machine unterscheidet, ist der von Valve selbst entwickelte Steam Controller, der bisher ebenfalls nur als Prototyp existiert. Statt dem üblichen Steuerkreuz und den Analog-Sticks hat der Controller zwei konkave, eingebuchtete Trackpads, die aber wesentlich flexibler einsetzbar und nicht mit denen von Laptops vergleichbar sind. Sogar PC-Spiele, die auf die bekannte WASD-Tastensteuerung setzen, sollen durch entsprechende Konfiguration des Controllers gut spielbar sein.

So zeigte sich beispielsweise Chris Rome, Game Designer und Community Manager bei Double Fine Productions, sehr angetan davon, dass der Controller auf Anhieb mit dem Point & Click-Adventure Broken Age funktionierte, das eigentlich ganz klar auf Maussteuerung ausgelegt ist. Valve selbst führte den Controller auch mit Spielen wie Portal 2 und Civilization 5 vor.

Erster Prototyp Valves offizielles (Render-)Foto des Steam Controllers mit den zwei Trackpads sowie dem ursprünglich geplanten Touchscreen in der Mitte...

CES-Version ...unterscheidet sich deutlich von den aktuell noch ziemlich unfertig wirkenden Prototypen, die wir auf der CES 2014 ausprobieren konnten. Die vier großen Knöpfe in der Mitte und der ursprünglich für diese Stelle geplante Touchscreen wurden mittlerweile gestrichen.

Neuer Prototyp Dieses überarbeitete Konzept des Conbtrollers gab es nach der CES auf Valves eigener Entwickler-Konferenz zu sehen, aufgrund der leeren Fläche in der Mitte wirkt auch dieses noch ein wenig unfertig.

Treiber-Menü Das Verhalten der Trackpads des Steam Controllers lässt sich sehr detailliert einstellen. Das linke Pad kann etwa die gewohnte WASD-Steuerung übernehmen, während das rechte die Maus simuliert.

Unsere ersten Eindrücke nach einem Test des Prototypen auf der CES 2014 bestätigen das Potenzial des Steam Controllers, auch wenn eine etwas längere Eingewöhnungsphase notwendig ist. Das Verhalten der beiden Trackpads lässt sich bis ins Detail einstellen, so kann etwa das linke Pad die klassische Bewegungssteuerung mittels WASD ersetzen, während das rechte Pad die Blickwinkelsteuerung per Maus simuliert. Beide Pads reagieren erstaunlich präzise und verzögerungsfrei, allerdings wirkt der Controller in Sachen Verarbeitung und Material noch ziemlich unfertig. Die aktuellen Prototypen des Controllers besitzen in der Mitte außerdem noch vier große Tasten, die laut ersten Informationen in der Verkaufsversion eigentlich durch einen programmierbaren Touchscreen ersetzt werden sollten.

Mittlerweile gilt es allerdings als sicher, dass der Minibildschirm in der Controller-Mitte nicht kommen wird, da er potenziell eher vom Spielgeschehen auf dem TV/Monitor ablenke und der sogenannte »Ghost Mode« den Touchscreen überflüssig mache. Als »Ghost Mode« bezeichnet Valve die Funktion, dass der Daumen des Spielers schemenhaft auf dem Bildschirm eingeblendet wird und dort Schaltflächen und Menüs bedienen kann, die Steuerung erfolgt per Trackpad. Außerdem wird die beim Prototypen noch ungewohnte, diagonale Anordnung der Feuertasten (siehe Bilder) mit der von Playstation und Xbox bekannten diamantförmigen Anordnung ersetzt, auch ein digitales Steuerkreuz kommt möglicherweise noch hinzu.

Da der Steam Controller mit jedem PC zusammenarbeiten soll und separat verkauft wird, dürfte er auch abseits der Steam Machines Verbreitung finden und kann problemlos auch bei selbst gebauten Steam Machines oder am traditionellen Spiele-PC zum Einsatz kommen. Valve will (im Gegensatz zu den Steam Machines) den Controller selbst herstellen und keine Lizenzen an andere Unternehmen vergeben.

Steam OS

Steam OS ist Valves neues, auf Debian-Linux basierendes Betriebssystem. Steam OS ist Valves neues, auf Debian-Linux basierendes Betriebssystem.

Der größte Unterschied zwischen einem aktuellen Spiele-Rechner mit Windows 7 oder Windows 8 und den Steam Machines ist demnach weder die Hardware noch der neue Controller, sondern das auf Linux basierende Betriebssystem »Steam OS«. Erst damit wird aus einem PC eine Steam Machine.

Valve hatte schon vor einiger Zeit damit begonnen, Linux als Betriebssystem zu unterstützen und hauseigene Spiele wie beispielsweise Left 4 Dead 2 entsprechend portiert. Zunächst sah es so aus, als ob Valve bei Steam OS auf Ubuntu (die vermutlich bekannteste und außerdem als am einsteigerfreundlichsten geltende Linux-Variante) setzen würde, da damit auch die eigenen Spiele auf Linux-Tauglichkeit getestet wurden. Doch als Steam OS dann im Dezember 2013 erstmals als Beta-Version der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, basierte das Betriebssystem überraschenderweise auf Debian, einer anderen Linux-Distribution.

Als Grund für den Wechsel nannte Valve-Chef Gabe Newell auf der CES 2014 rechtliche Probleme mit diversen Software-Komponenten von Ubuntu. Um den eigenen Zeitplan einhalten zu können, habe man sich daher kurzfristig für Debian entschieden. Trotzdem entspricht der Zustand der aktuellen Beta-Version von Steam OS nicht dem, was sich Valve ursprünglich als Ziel gesetzt hatte. Durch den Umstieg auf Debian waren einige zusätzliche und zeitraubende Änderungen und Programmierarbeiten notwendig, um in Ubuntu bereits vorhandene Funktionen zu ersetzen.

Wohl auch aus diesem Grund unterstützte Steam OS anfangs nur Intel-Prozessoren und Nvidia-Grafikkarten. Nachdem einige Spieler dies als Abfuhr für AMD interpretierten und auch Nvidia stolz über die Zusammenarbeit mit Valve berichtete, stelle Valve schnell klar, dass die entsprechende Unterstützung natürlich nachgereicht werde. Auch AMD versicherte, mit Valve in Sachen Steam OS zusammenzuarbeiten - nur nicht so lautstark wie die Konkurrenz.

Inzwischen gibt es das erste Update für Steam OS, das nun eine Beta-Version des Catalyst-Treibers für die Radeon-Modelle enthält und auch die integrierten Grafikeinheiten von AMD- und Intel-Prozessoren unterstützt. Valve hat mit Steam OS aber nicht einfach nur Debian Linux übernommen, sondern auch eigene Erweiterungen erstellt - etwa für den Steam-Client selbst oder bei der Grafik-Darstellung, um das Steam Overlay (Einblenden von Statusinformationen und Chat-Nachrichten) zu ermöglichen. Trotzdem ist auch der übliche Linux-Desktop vorhanden, der neben dem Spielen auch Surfen oder Arbeiten möglich macht.

Big Picture Modus : Der Big Picture Modus unter Steam OS ähnelt der Windows-Variante stark, leidet aber in unserer Beta-Version noch unter einer niedrigen Auflösung und unscharfen Optik. Big Picture Modus
Der Big Picture Modus unter Steam OS ähnelt der Windows-Variante stark, leidet aber in unserer Beta-Version noch unter einer niedrigen Auflösung und unscharfen Optik.

Steam OS wird also ein komplettes Betriebssystem und nicht nur ein reiner Unterbau für Steam oder Spiele. Es könnte Windows zumindest theoretisch Konkurrenz machen, doch gerade beim Kernbereich Spiele dürfte Valve hier zumindest noch für einige Zeit vor einem Problem stehen. Die meisten aktuellen PC-Spielehits mit großem Budget setzen auf Windows und die Grafikschnittstelle DirectX 11. Auch wenn es möglich wäre, solche Spiele für Steam OS anzupassen und statt DirectX 11 die offene Alternative OpenGL 4 zu verwenden, dürfte sich dieser große Aufwand für Spiele-Entwickler kaum lohnen - es sei denn Steam OS würde unerwartet hohe Verbreitung finden, was in naher Zukunft sehr unwahrscheinlich ist. Die Spiele, die bereits unter Windows OpenGL verwenden, dürften dagegen relativ leicht zu portieren sein. Ob daran Interesse besteht, hängt von den einzelnen Spielestudios und Publishern ab.

Für Valve ist es daher wichtig, eine der großen Stärken von Steam auch auf Steam OS und die Steam Machines zu übertragen: das riesige Angebot an Indie-Spielen. Schon jetzt werden viele dieser Titel auch oder sogar zuerst für Linux entwickelt und dann bei Steam veröffentlicht. Beim »Steam Greenlight«-Programm entscheiden Spieler selbst mit, welche Indie-Spiele bei Steam erhältlich sein sollen. Mit »Early Access« gibt es zudem die Möglichkeit, Spiele in unfertigem Zustand zu kaufen, die Entwickler in einer frühen Phase finanziell zu unterstützen und bei der Fehlersuche und Optimierung von Spielen zu helfen.

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