Synergie-Knappheit - Lob und Tadel für Bethesda

Bethesda hat Mut, versäumt es aber auch, das Können innerhalb der Firma vernünftig zu nutzen - findet Petra Schmitz.

Hut ab! Bethesda traut sich was, das muss man der Firma lassen. Nach Brink, Huntedund dem frisch erschienenen Ragehat der Publisher und Entwickler mit Dishonorednoch eine vierte neue Marke in der Pipeline.

Petra Schmitz

Dabei sind solche Spiele ohne Vorgänger für Publisher und Entwickler immer ein Risiko. Man muss die Fachjournalisten, vor allem aber die Spieler und somit potenziellen Kunden, erst mal mit dem Namen vertraut machen, man muss das Produkt mit Karacho bewerben, die Besonderheiten herausheben. Das kostet Zeit, Energie und Geld. Ob’s am Ende etwas bringt, entscheidet zwar in erster Linie die Qualität, allerdings haben wir auch schon viele tolle und neue Spiele gesehen, die dann doch kaum jemand gekauft hat. Der Zusammenhang zwischen etablierter Marke und Absatzzahlen ist nicht von der Hand zu weisen.

Trotzdem bringt Bethesda Brink, Hunted, Rage und Dishonored, obwohl der Wachstumskonzern durchaus seine längst etablierten und starken Marken hat: The Elder Scrolls, Fallout, Doom, Prey. Niemand wäre überrascht gewesen, wenn der Publisher die eingekauften Arkane Studios abgestellt hätte, um zusammen mit Obsidian das nächste Fallout zu entwickeln. Oder noch schlimmer: den nächsten Militär-Shooter, der Call of Dutyangreift. Stattdessen etwas völlig Neues: neue Welt, neuer Held, spannendes Spieldesign. Abermals Hut ab!

Rage - Screenshots ansehen

Und doch müssen wir bei all der Lobhudelei jetzt mal die Bremse ziehen. Uns ist nämlich nicht ganz klar, warum all das Potenzial, das bei Bethesda über Jahre gewachsen oder eingekauft wurde, nicht gescheit genutzt wird. Missionsdesign und Handlung in Rage sind so lala, auch die vermeintlich offene Welt bleibt Augenwischerei. Dabei hat Bethesda doch nun wirklich Experten für Geschichten, offene Welten und Missionsdesign im Haus, nämlich im Entwicklerteam von Skyrim. Die hätte id Software ja mal konsultieren können. Bei EA klappen die Synergien doch auch -- manchmal zumindest: Dice (Battlefield 3) entwarf die Strecken von Need for Speed: Hot Pursuit. Und im Multiplayer-Modus von Battlefield 3 arbeitet die Animationstechnik von Fifa 11.

Aber vielleicht ist man als eine Firma wie id Software auch einfach zu stolz, um sich an irgendwelche dahergelaufenen Rollenspiel-Typen zu wenden. Oder Bethesda dachte sich: »Ach, id Software, die können alles!«, und hat die Doom-Väter einfach machen lassen. Wie auch immer, Rage hätte mit ein bisschen mehr Fokus auf Story, Missionsdesign und Welt ungleich viel besser werden können. Wir wollen hoffen, dass die Arkane Studios dann und wann mal aus Lyon bei den anderen Firmen-Experten anrufen. Und dass Bethesda seinerseits den Lyonern Hilfe zuschanzt. Denn dann könnte aus Dishonored ein großes, ein fantastisches Spiel werden, und nicht wie Brink, Hunted und Rage unter »gut, aber nicht atemberaubend« laufen.

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