Teurere NextGen-Spiele: Warum die Preiserhöhung euch egal sein kann

Ein neues PS5-Spiel soll 80 Euro kosten. Wirklich mehr bezahlen müssen wir als PC-Spieler deswegen aber noch lange nicht.

Obacht, Opa Klinge schwelgt mal wieder in der Vergangenheit. Von 1991, als ich im Kaufhaus mit großen Augen die nigelnagelneuen Spiele fürs Super Nintendo bestaunte. Für den 13-jährigen Heiko ein unerschwinglicher Traum, 140 Mark musste man damals für ein F-Zero oder Zelda auf den Tisch legen. Ein Kumpel mit deutlich reicheren Eltern besaß damals sogar die Luxus-Konsole NeoGeo, dort kostete ein einzelnes Spiel gern 200 Mark und mehr.

Was der Opa damit sagen möchte: Kaum ein anderes Medium ist in den letzten 30 Jahren so preisstabil geblieben wie Computer- und Videospiele. Zum Vergleich: Für ein Kinoticket habe ich damals 5 Mark bezahlt, also umgerechnet 2,50 Euro.

PS5-Spiele: 10 Euro mehr
Diese Kolumne erschein ursprünglich am 9. Juli 2020. Im Rahmen des PS5-Livestreams am 16. September 2020, hat Sony auch die offizielle Preisempfehlung für neue Spiele bekannt gegeben. Demnach kosten Vollpreistitel für die PlayStation 5 künftig rund 80 Euro statt den bisher gängigen 70 Euro. Wir nehmen die Ankündigung von Sony zum Anlass, diesen Artikel in aktualisierter Form erneut zu veröffentlichen.

Jetzt gibt es wieder eine Preiserhöhung. 2K hat sich als erster Publisher aus der Deckung gewagt und für die PS5-Version von NBA 2K21 rund 75 Euro veranschlagt. Dann schließlich Klarheit beim PS5-Event: 10 Euro mehr als bisher sollen Vollpreisspiele der nächsten Generation künftig kosten.

Warum die Preiserhöhung kommt

PS5 und Xbox Series X werden sehr wahrscheinlich die letzten Vertreter einer aussterbenden Art sein: Konsolen mit Laufwerk. Sie sind die entsprechend auch die letzte Chance, Spiele auf Datenträgern zu verkaufen. Die letzte Chance für den stationären Handel, nochmal mit Computer- und Videospielen Geld zu verdienen.

Kaufhäuser und Elektromärkte richten sich bei Spielen schon seit Jahren vor allem an Gelegenheits- und Mitnahmekäufer. Und die sind weitaus weniger preissensitiv als diejenigen, die online einkaufen und mit nur wenigen Mausklicks das günstigste Angebot finden können.

Der Autor
Seine ersten Spiele hat GameStar-Chefredakteur Heiko Klinge in den 80ern vor allem auf dem Flohmarkt erstanden oder getauscht – was halt so möglich war mit einem Taschengeld von 10 Mark in der Woche. Als ausgebildeter Bankkaufmann hat er sich schon immer für die wirtschaftlichen Hintergründe der Spiele-Branche interessiert. Neben seiner Tätigkeit für GameStar war Heiko außerdem 10 Jahre lang Chefredakteur des Fachmagazins Making Games und gewann dort viele Einblicke, wie Spiele entstehen und finanziert werden.

Ich rechne deshalb fest damit, dass nach 2K auch EA, Ubisoft, Activision und Co. die unverbindliche Preisempfehlung für ihre Spiele nach oben setzen werden, obwohl der PC-Vorbestellerpreis von NBA 2K21 noch bei 60 Euro liegt. Wenn wir aber davon ausgehen, dass PC-Spiele technisch (hoffentlich) auf Augenhöhe mit den Next-Gen-Konsolen sein werden, dann wird die Preiserhöhung über kurz oder lang auf unsere Lieblingsplattform überschwappen.

Das wird auch die Online Stores der Publisher betreffen, weil sie sich logischerweise an ihre eigene Empfehlung halten müssen. Bei den unabhängigen Online-Händlern sieht das allerdings schon wieder vollkommen anders aus. Denn im Gegensatz zu Büchern gibt es bei Spielen keine Preisbindung.

Und bereits bei der aktuellen Konsolengeneration haben wir immer wieder regelrechte Preisschlachten erlebt, insbesondere bei Blockbustern. Das wird selbst in Zeiten von PS5 und Xbox Series X nicht anders sein - im Gegenteil. Wer hier aufpasst und Preise vergleicht, wird auch in Zukunft kaum mehr zahlen als bei aktuellen Spielen.

Weshalb PC-Spieler nicht mehr zahlen müssen

Also ja, auf die 75 Euro als unverbindliche Preisempfehlung könnten wir auch bei PC-Spielen in Zukunft häufiger treffen. Aber noch nie war eine unverbindliche Preisempfehlung so wenig relevant wie bei der kommenden Spiele-Generation.

Schon jetzt schaffen die Spielerhersteller von sich aus Hintertürchen, mit der sich eine Preiserhöhung umgehen lässt. Microsoft und Electronic Arts haben dafür sogar eigene Produktnamen geschaffen, nämlich Smart Delivery beziehungsweise Dual Entitlement.

Heißt im Klartext, dass ihr euch die NextGen-Version Assassin's Creed Valhalla kostenlos downloaden könnt, wenn ihr das Spiel bereits für PS4 oder Xbox One besitzt. Warum solltet ihr also 5 Euro mehr für eine PS5-Version bezahlen? Und wie könnte Ubisoft so einen Preis von 75 Euro für die PC-Version rechtfertigen? Eben, gar nicht - weshalb ihr das Action-Adventure auch für »normale« 60 Euro vorbestellen könnt.

»Wir schwimmen nicht in Geld, sonst wären wir nicht bei Kickstarter« - Deutsche Entwickler über Spielkosten, Lootboxen + Co. Video starten PLUS 30:42 »Wir schwimmen nicht in Geld, sonst wären wir nicht bei Kickstarter« - Deutsche Entwickler über Spielkosten, Lootboxen & Co.

Wobei es ohnehin nochmal eine ganz andere Frage ist, wie viele Titel ihr euch 2021 überhaupt zum Vollpreis kaufen werdet. Warum solltet ihr das auch tun, wenn ihr für 4 Euro im Monat (Game Pass PC) beziehungsweise 15 Euro (Origin Access Premier bzw. Uplay+) nicht nur Zugriff auf über hundert Spiele bekommt, sondern eben auch jeweils aktuellen Blockbuster-Releases - egal ob sie Halo, FIFA oder Far Cry heißen. Man muss kein Prophet sein um vorherzusehen, dass wir in den nächste 12-18 Monaten eine Rabatt- und Service-Schlacht zwischen den Anbietern von Gaming-Abos erleben werden, wovon letzten Endes wir Kunden profitieren.

Und warum solltet ihr 75 Euro für ein PC-Spiel ausgeben, wenn ihr genau wisst, dass ihr es nur kurze Zeit später bedeutend günstiger bekommt? Denn irgendein Sale steht schließlich immer vor der Tür. Und auch hier genießen wir PC-Spieler die Vorteile eines harten Wettbewerbs, in diesem Fall zwischen Valve und Epic. Was uns zurück zum Preistreiber 2K und seine Basketballsimulation bringt: NBA 2K20 kostet im Rahmen des Steam Summer Sales 7,50 Euro, gerade mal 10 Monate nach Release. Und damit ist eigentlich alles gesagt.

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