Du sollst nicht helfen
Die Belegschaft von Nuestra Señora de la Natividad ist ein knorriges Häufchen Gottesdiener, die jeweils hübsch gezeichnete Eigenheiten aufweisen. Der gutmütige Koch Martin schließt jeden in sein Herz, der die Gewürzaromen aus seiner Suppe schnüffeln kann; der mürrische Übersetzer Umberto keift schroffe Antworten.
Umbertos Gegenstück findet Leonardo in seinem alten Freund Eladius, dem Heilkundigen des Klosters, der mit gewinnendem Lachen launige Sprüche von sich gibt. Allerdings fehlt den Charakteren auf Dauer der Tiefgang, aus unterhaltsamen Gestalten werden ermüdende Stereotypen. Eine große Chance verschenkt das Spiel in Form von Bruno, Leonardos Schüler, der ihm auf Schritt und Tritt folgt. An sich sollte Bruno wohl so etwas wie ein Hinweisgeber sein; zumindest rät das Handbuch, Bruno zu fragen, wenn man nicht weiter wisse. Gute Idee – aber der Junge hat im ganzen Spiel vielleicht zehn Anklick-Sätzchen aufzusagen, auf spezifische Situationen geht er nicht ein. Tipps gibt er nie. Gelegentlich brauchen Sie ihn immerhin zur Lösung von Rätseln. Nur in wenigen Dialogen zwischen Meister und Schüler blitzt Brunos rebellische Natur auf, die dem Spiel viel Würze und spannendes Konfliktpotenzial gäbe – hätte Alcachofa sie denn zu nutzen gewusst.
Du sollst nicht denken
Als Historien-Krimi sollte The Abbey in erster Linie eine Spurensuche im Kloster-Milieu sein. Aber Leonardo interessiert sich ernüchternd wenig für Tatorte, Indizien oder Rekonstruktion, sondern macht sich immer wieder nebensächliche Aufgaben zueigen.
Umberto ist hungrig, Arcadius’ Sichel muss geschärft werden, Ägidius liegt besoffen im Weinkeller – kein Problem, wir richten’s schon! Nachvollziehbare Logik lässt das Spiel oft vermissen. Stattdessen erzwingt es umständliche Lösungen wie die Suche nach einer Schreibfeder, weil offenbar kein Mensch im Kloster eine übrig hat – das wirkt arg konstruiert. Tiefpunkt des Rätsel-Designs ist schließlich ein lästiges Verschiebe-Puzzle, das Sie im dritten Kapitel lösen müssen.
Sucharbeit wird generell eine Ihrer Hauptaufgaben, denn The Abbey stellt wichtige Gegenstände nicht nur winzig dar, sondern verbirgt sie mitunter hinter Balken oder Türen, sodass Sie nicht mal sehen, dass da etwas sein könnte. Eine Hervorhebungs-Taste für interaktive Bereiche oder Gegenstände, wie sie mittlerweile Genre-Standard ist, gibt es nicht. Zumindest eines dürfen wir dafür an dieser Stelle hervorheben: die Musik vom Design-Tausendsassa Emilio de Paz, der auch das Spiel selbst entwarf. Seine orchestralen Kompositionen sind rundum gelungen und tragen gemeinsam mit den guten Sprechern viel zur Atmosphäre bei. Die Grafik wirkt trotz ihres originellen Comic-Looks dagegen farblos und meist so steif wie, nun ja – eine Artischocke.
Nach-Test zum Patch 1.1
Fast einen Monat lang mussten die Käufer des Adventures The Abbey warten, bis der Publisher Crimson Cow endlich einen funktionierenden Patch vorlegte – zuvor hatten schwere Abstürze und ein verbuggtes Relief-Rätsel viele Spieler in Sackgassen getrieben. Inzwischen behebt Patch 1.1 fast alle der schweren Fehler. Vor allem der Absturz zu Beginn des zweiten Kapitels ist nun ausgehobelt. Hundertprozentig stabil läuft das Adventure aber immer noch nicht. Statt der Videos sahen manche Spieler vor dem Patch nur den schwarzen Bildschirm; schuld waren Codec-Probleme, die nun behoben sind. Ein besonders fieser Bug verhinderte die Lösung des Relief-Rätsels im dritten Akt. Der Fehler gehört nun der Vergangenheit an. Die Doppelbelegung im Inventar, bei der zwei unterschiedliche Gegenstände aufeinander lagen, ist ebenfalls Geschichte. Wir heben unsere Bug- Abwertung deshalb auf und erhöhen die Bedienungswertung um zwei Punkte.
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