The Book of Unwritten Tales im Test - Witziges und spannend erzähltes Adventure

Die besten Adventures kommen aus Deutschland. Der Bremer Entwickler King Art führt diese Tradition mit seiner ebenso witzigen wie toll erzählten Märchengeschichte The Book of Unwritten Tales erfolgreich fort.

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Wilbur grummelt: »Ich habe noch nie gehört, dass ein Held Ratten jagen muss.« Dabei träumt der junge, zum Hausmeister abgestempelte Gnom von Größerem, von Action, spannenden Abenteuern und Zauberei. Doch wer in einem abgelegenen Bergdorf lebt und für einen dauerbetrunkenen Zwergenwirt Nagern hinterher wetzt, dem bleibt nicht viel mehr als die Hoffnung, dass bald irgendetwas Weltbewegendes passiert.

Wie zum Beispiel ein Käfig samt drinsteckendem Gremlin, der Wilbur plötzlich und sprichwörtlich aus heiterem Himmel vor die Füße plumpst. Das gefangene Vieh überreicht dem Gnom einen Ring, faselt von einer Waffe und erteilt Wilbur den Auftrag, das mysteriöse Ding zum Erzmagier Alistair in die weit entfernte Menschenstadt Seefels zu bringen. Das klingt nach Der Herr der Ringe? Kein Wunder, denn das Point&Click-Adventure The Book of Unwritten Tales zieht Tolkiens Fantasy-Schinken ebenso durch den Kakao wie jede Menge bekannter Rollenspiel-Klischees. So wie das mit den Ratten.

Mit Fantasie

Persiflage pur! Hier werden Star Wars und Der Herr der Ringe gleichzeitig veralbert. Persiflage pur! Hier werden Star Wars und Der Herr der Ringe gleichzeitig veralbert.

Bereits die ersten Spielminuten ziehen Sie vorbildlich in die Geschichte hinein. Das hat The Book of Unwritten Tales nicht nur dem in ein gutes Tutorial eingebetteten Auftakt, sondern auch seinen gelungenen (und hervorragend vertonten) Helden zu verdanken.

Wilbur, der lieber zaubern statt tüfteln will und deshalb total aus der (Gnomen-)Art schlägt, schließt man ebenso schnell in sein Herz wie die beiden anderen Hauptcharaktere, die adrette Elfe Ivo und den zynischen Möchtegern-Kapitän Nate. Auch bei den Nebenfiguren beweisen die Entwickler Kreativität. So treffen Sie auf eine Drachendame, die von Transport auf Terror umschulen will, diskutieren mit einem metrosexuellen Paladin über Mode oder helfen Zombies bei ihrer Werbekampagne.

Sämtliche Dialoge sprühen vor Wortwitz und netten Running-Gags. Besonderes Lob gebührt den Autoren von The Book of Unwritten Tales für die dauerhaft motivierende Handlung, die mit mehreren Wendungen sowie einem verblüffenden Kniff kurz vor dem Finale punktet. Allerdings verschenkt das Team ausgerechnet beim Oberbösewicht, der Erzhexe Montroga, viel Potenzial. Dem wortkargen Tentakelmonster huschen kaum mehr als fünf Sätze über die Lippen, das Gefühl einer Bedrohung bleibt weitgehend aus.

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Mit Heldenmut

In Adventures kann keiner sterben. Wilbur probiert es trotzdem. In Adventures kann keiner sterben. Wilbur probiert es trotzdem.

Wie bei Ceville schlüpfen Sie in The Book of Unwritten Tales im Verlauf der etwa 20 Spielstunden umfassenden Geschichte in die Rolle aller drei Helden und lösen (mal allein, mal in Zusammenarbeit mit den anderen beiden Charakteren) nachvollziehbare Kombinationsrätsel.

Die Anzahl an Gegenständen im Inventar und gleichzeitig betretbaren Gebieten bleibt dabei stets übersichtlich. Zudem spendiert das Programm ausreichend Hinweise, und der Schwierigkeitsgrad nimmt mit jedem der fünf Akte angenehm zu. Nette Ideen würzen die witzigen Knobeleien zusätzlich. So zeichnen Sie mit Ivo Wegpunkte auf einer Karte nach, öffnen ein an das Brettspiel Mastermind erinnerndes Kombinationsschloss oder brauen beim Magiermeister Markus einen Zaubertrank, indem Sie mit der Maus im richtigen Moment das richtige Kraut zugeben und anschließend kräftig umrühren. Bei aller Kreativität nerven allerdings gelegentliche Design-Macken, etwa wenn Rätsel an bestimmte Voraussetzungen gekoppelt sind.

So dürfen Sie den Boden in einem Maschinenraum erst dann mit Öl sabotieren, wenn Sie zuvor ein bestimmtes Gespräch geführt haben. Oder man zwingt Sie, ein- und dieselbe Aktion gleich dreimal auszuführen (der Oger-Cocktail!). Oder Sie müssen Gegenstände mehrfach anschauen, bevor sie überhaupt benutzbar werden. Immerhin blendet die genretypische Hotspot-Funktion interaktive Elemente, die sich nur angucken, aber nicht kombinieren lassen, aus, wenn die Helden nichts mehr dazu zu sagen haben -- das kaschiert die Design-Schnitzer zumindest teilweise.

Mit Toleranz

Ivo und Wilbur spielen Gott im Magen eines riesigen Monsters. Ivo und Wilbur spielen Gott im Magen eines riesigen Monsters.

Ein kleines Bisschen mehr Feinschliff hätte die an sich hervorragende Bedienung von The Book of Unwritten Tales vertragen können. Beispielsweise lassen sich die sehr guten, aber teils langwierigen Charakteranimationen nicht abbrechen, was besonders beim Wechseln der Figuren nervt. Auch dass die Helden nur gehen, aber nicht rennen, stört bisweilen.

Doch all das ist Kritik auf hohem Niveau, denn die packende Geschichte und die liebenswerten Helden -- die Kerndisziplinen eines jeden Adventures -- machen derartige Macken mehr als wett. Die stimmungsvoll beleuchteten und derzeit konkurrenzlos hübschen 3D-Landschaften tragen ihren Teil dazu bei.

Ob wir mit Wilbur eine Zaubererlehre im malerischen Seefels absolvieren, mit Ivo durch Montrogas feuerrot leuchtende Festung schleichen oder Nate aus der Vogelperspektive durch eine verwinkelte Mine schicken, selten fühlten wir uns in einer Spielwelt so wohl, mussten wir so häufig über nette Anspielungen und Details schmunzeln, waren wir so traurig, als die ungeschriebene Geschichte schließlich vorbei war -- das beste Zeichen für ein hervorragendes Adventure.

Weiterführende Links zum Thema:

» Test-Video zu The Book of Unwritten Tales

» Wertungskasten zu The Book of Unwritten Tales
» Bildergalerie mit weiteren Screenshots aus der Testversion
» Komplettlösung und Tipps zu Unwritten Tales

» Vergleichbare Spiele im Adventure-Genre

» Werbung: The Book of Unwritten Tales im Preisvergleich und Verleihshop

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