The Elder Scrolls Online: Greymoor will mit der Rückkehr nach Himmelsrand nicht nur Skyrim-Fans fürs Online-Rollenspiel begeistern, sondern auch die ESO-Veteranen mit spielerischen Neuerungen wie der Einführung eines Antiquitätensystems. Im Zentrum und seit jeher größtes Aushängeschild von The Elder Scrolls Online steht aber vor allem eines: die Story.
Die Entwickler hatten mit dem jahresumfassenden Abenteuer »Das dunkle Herz von Skyrim« viele Erwartungen geweckt und versprachen eine düstere Geschichte mit mehr Horroranteil, der Hauptgegner sollte ein fieser Vampirfürst sein. So ganz wird dieses Versprechen jedoch nicht eingehalten.
In unserem ausführlichen Plus-Guide erklären wir euch übrigens, wie ihr die Abenteuer von ESO auch im Alleingang bestehen könnt:
Update am 29.05.2020
Wir haben den Test zu The Elder Scrolls: Online um unsere Eindrücke zu Helden, Story und Technik erweitert, ziehen ein Fazit und vergeben eine finale Wertung.
Die Helden: Mal wieder die Nostalgiekiste
Aber beginnen wir beim Anfang: Zu jeder guten Geschichte gehören (abseits der Spielercharaktere) ein paar Helden! Für Greymoor fischen die Entwickler erneut in der Nostalgiekiste und rekrutierten eine für Kenner des Grundspiels alte Bekannte, die Halbriesin Lyris Titanenkind. Die wurde uns schon im Tutorial des Grundspiels durch ihr heldenhaftes Opfer als aufrechter Charakter vorgestellt. Sie wächst uns während der Hauptgeschichte durch ihre geradlinige, erfrischend trockene Art sowie ihren unerschütterlichen Kampfgeist ans Herz.
In Greymoor ist die Veteranin jetzt wieder dabei und lässt unsere anderen Helfer des Öfteren ziemlich blass aussehen: Zum einen wäre da der beißunwillige, sich aus Kämpfen stets heraushaltende Vampirgelehrte Fennorian vom Haus Rabenwacht, der uns tatkräftig mit seinem Wissen unterstützt. Zum anderen die junge Prinzessin Svana, die einzige Tochter von Großkönig Svargrim.
Die steht zu Storybeginn sehr im Schatten des bestimmenden, bornierten Vaters, hat aber das Herz auf dem rechten Fleck. Beide müssen ihren Weg erst noch finden und machen zwar eine glaubhafte Helden-Entwicklung durch, ein echter Funke springt aber nicht über. Dafür sind beide trotz so mancher Leiden etwas zu generisch als Heldennachwuchs angelegt.
Die Story: Blutleer trotz Blutsaugern
Wer nicht jeden Spoiler oder jeden Trailer zu Greymoor vermieden hat, weiß um den finsteren Vampirchef als Strippenzieher im Hintergrund. Genau das macht die eher gemächlich verlaufende Story zu einer zähen Angelegenheit: Wir rätseln ewig mit Lyris, Fennorian und Svana wegen der verheerenden Gramstürme und einem Heilmittel für die Bürger herum, obwohl wir als Spieler längst wissen, dass da irgendwo im Hintergrund ein Vampirfürst lauert.
Ihr wollt selbst als Blutsauger in ESO spielen? In unserem Guide findet ihr alle Vampir-Skills und wichtigen Tipps zur Spielweise.
Kaum hat die zu vorhersehbar angelegte Story endlich Schwung aufgenommen und die Helden sind ins gegnerische Territorium vorgetrungen, liegt nach wenigen, knackig inszenierten Momenten auch schon der Zwischenboss der Geschichte im Staub. Sein Erschaffer entzieht sich uns geschickt - dem müssen wir schließlich noch im kommenden Story-DLC zu Leibe rücken!
Trotz der schicken Gebiete und dem blutig-düsteren Kastell Graumoor kommt so nur wenig Stimmung auf. Von unserem Antagonisten erfahren wir nur den Namen, vage Hinweise auf dessen Historie und seinen Wunsch nach Rache - hier wäre so viel mehr drin gewesen!
Da hilft auch nicht, dass viele Elemente des Welthintergrunds aus dem Hauptspiel eingebaut wurden: das Vampir-Haus Rabenwacht, Aschefürst Rada al-Saran und einige andere alte Bekannte dürften aufmerksamen Questfreunden aus den Gebieten Bangkorai und Kluftspitze ziemlich bekannt vorkommen.
Aber gerade gute Horrorgeschichten leben von Überraschungen, Ungewissheit und einem interessanten, gefährlichen Gegner. Greymoors Storyline jedoch hat nicht viele solcher Elemente, nicht einmal Radas verständliche Rachemotive werden groß beleuchtet.
Die Welt: Retten, rätseln, reisen
Die herrschende Bedrohungslage durch Gramstürme, Hexenmagie und Vampire wird in den Nebenquests durch die Sorgen und Nöte der einfachen Bürger glaubhaft vermittelt: Hier zeigen die Entwickler ihre ganze Routine beim Erzählen teils skurriler, teils sehr bodenständiger Geschichten mit dem gewissen Extra.
Wir befreien einen Abenteuer-Archäologen aus einer Flasche, folgen den Anweisungen einer sprechenden Puppe, helfen zwei Geisterjägerinnen und ermöglichen einem alternden Helden sein letztes großes Abenteuer.
Statt nur in sich abgeschlossene Erzählungen zu bieten, bauen einige Quests lose aufeinander auf: Zunächst bringt ihr in Morthal eine Mutter mit ihrer verfluchten Tochter wieder zusammen. Dann erkundet ihr das weitere Schicksal derjenigen, die den Fluch aussprach, während ihr der Mannschaft eines im Eis feststeckenden Schiffs helft.
Ähnliches erlebt ihr, wenn ihr die Quest von Kastell Graumoor löst und das Gewölbe Mittnacht-Hügelgrab besucht. Dieser tiefere Blick auf Entwicklungen ohne Reihenfolgezwang rundet unseren Eindruck der neuen Spielregion stimmig ab.
Das Problem: Täglich ächzt der Server
Schöne Geschichten muss man allerdings auch spielen können: Selbst zwei Tage nach Veröffentlichung waren die Server vom Spieleransturm spürbar überfordert. Heftige Lags machten Kämpfe zur reinen Qual, gerade zur abendlichen Hauptspielzeit bewegte sich unser Charakter oft nur im Schneckentempo oder wurde von für uns unsichtbaren Gegnern umgehauen.
Derartige Kinderkrankheiten sind Online-Rollenspielen zwar kurz nach einem Patch nicht ungewöhnlich. Gepaart mit verbuggten Quests, in denen wir weder nötige Gegenstäne aufheben noch Quest-NPCs ansprechen konnten, geht das Spielvergnügen erst mal flöten.
Echte Gamebreaker waren diese Bugs zwar nicht, wir konnten sie aber nur durch Löschen der jeweiligen Quest und erneutes Durchspielen bis zum problematischen Moment lösen. Je nach Questumfang haben wir teilweise bis zu zwanzig Minuten Fortschritt pro Versuch verloren - ärgerlich! Damit wird Greymoor technisch zum problematischsten Kapitelstart seit Jahren.
Aber auch abseits von solchen per Patch behebbaren Problemen kann Greymoor nicht ganz mit den Addon-Highlights der Vergangenheit mithalten. Es fehlt etwa eine neue Klasse wie Nekromanten in Elsweyr oder das nützliche Schmucksystem aus Summerset. Die einzige echte Neuerung, die Antiquitäten samt Mythic Gear, sind durch ihre Grind-Lastigkeit und Zufälligkeit ganz sicher nicht jedermanns Sache. Mehr dazu erfahrt im ersten Teil unseres Tests auf der folgenden Seite, in dem wir auch näher auf das große Highlight von Greymoor eingehen: der Spielwelt.
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