Seite 2: The Last Stand - Schwarzeneggers letztes Kinogefecht?

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Arnie im Autopilot

Man kommt allerdings nicht umhin, die teils amateurhafte Schauspielkunst des alternden Schwarzenegger zu bemerken, die allzu deutlich unter der zehnjährigen Politpause des zu seinen Glanzzeiten schon nicht sonderlich begnadeten Actiondarstellers gelitten hat. Die Dialoge sind stellenweise ziemlich unsicher, der österreichische Akzent kommt (natürlich nur in der Originalversion) noch stärker zum Vorschein als früher.

Die Killertruppe des Drogenbarons räumt alle Unannehmlichkeiten für den Boss aus dem Weg. Die Killertruppe des Drogenbarons räumt alle Unannehmlichkeiten für den Boss aus dem Weg.

Doch das mag vielleicht gar nicht allein Arnies Schuld sein, denn »The Last Stand« markiert nicht nur Schwarzeneggers Rückkehr als Hauptdarsteller, sondern auch das englischsprachige Debüt des koreanischen Regisseurs Jee-woon Kim (»I saw the Devil«). Der Mann hat in seinem Heimatland tolle Arbeit geleistet, doch war möglicherweise mit dem Actionkracher etwas überfordert: Es ist nunmal kein Zuckerschlecken, Schauspieler zu führen und die Crew zu instruieren, wenn man nur bruchstückhaftes Englisch spricht. Zudem dürften ihm die Produzenten immer wieder dazwischengeredet haben - eine Erfahrung, die auch der chinesische Actiongott John Woo machen musste, als man ihn nach Hollywood holte.

Immerhin hat Jee-woon Kim mit seinen Landsmännern Ji-yong Kim (Kameramann) und Mowg (Komponist) gleich zwei Teammitglieder mitgenommen, die bereits bei »Doomsday Book« (2012) für ihn arbeiteten. Der atmosphärische Soundtrack und die ruhige Kameraarbeit sind es neben den gut ausgearbeiteten Kampfszenen auch, die »The Last Stand« rein optisch von den hyperaktiven Actionstreifen unterscheiden, die seit »Die Bourne Identität« die Augen der Kinobesucher strapazieren.

Austauschbares Drehbuch

Im Geiste ist Schwarzeneggers Comeback allerdings nicht mehr als eine der mehr oder minder kompetent heruntergekurbelten Videopremieren mit Dolph Lundgren, Jean-Claude van Damme oder Scott Adkins in den Hauptrollen, die Monat für Monat die Verkaufsregale der Elektronikmärkte überschwemmen. Das nicht mal im Nachhinein auf Arnold zugeschnittene oder mit markigen Sprüchen versehene Drehbuch ist voller Logiklücken, und das Budget ist sehr überschaubar (um es mal diplomatisch auszudrücken).

Johnny Knoxville zählt als durchgeknallter Waffennarr zu den ärgerlichsten Momenten des Films. Johnny Knoxville zählt als durchgeknallter Waffennarr zu den ärgerlichsten Momenten des Films.

Selbst die eigentlich guten Darsteller wie Oscarpreisträger Forest Whitaker (»Der letzte König von Schottland«, »Bloodsport«) und Luis Guzmán (»Traffic: Die Macht des Kartells«, »Mörderischer Tausch«) assoziiert man nicht unbedingt mit einem Actionkracher. Naja, und dann ist da noch Johnny Knoxville als Besitzer eines Waffenmuseums, der in einer Hommage an eine Figur aus Jee-woon Kims Kimchee-Western »The Good, the Bad and the Weird« (2008) ständig mit Fliegerhaube auf der Birne herumlaufen darf.

Sind wir mal ehrlich: Knoxville ist nur gut, wenn ihm jemand Billardkugeln ins Gemächt schleudert, oder er mit der Jackass-Gang anderen Schabernack anstellt. Als Schauspieler will ihn niemand sehen - und genau das ist auch das Problem mit seiner Rolle in »The Last Stand«: Sobald Knoxville auftritt, wünscht man seiner nervigen Comedy-Relief-Figur geradezu einen schnellen Tod. Hauptsache, der Bursche taucht nicht mehr im Film auf!

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Fazit

Kai Schmidt: Ich bin etwas unschlüssig, ob Arnies Comebackversuch nun gelungen ist, oder er sich vielleicht besser ein anderes Projekt für seine Rückkehr hätte aussuchen sollen. Klar, der Film ist bis auf leichte Durchhänger im Mittelteil sehr unterhaltsam, und es ist tatsächlich schön, Schwarzenegger nach all den Jahren wieder auf der Leinwand zu sehen - doch irgendwie will sich die Freude nach dem ersten Wiedersehen nicht halten: Wenn der beste Spruch »Ich bin der Sheriff!« lautet, und ihm nicht mal sein Markenzeichen (»Ich komme wieder!«) über die Lippen kommt, kann etwas nicht stimmen.

Sicher, wir haben es hier mit einem älteren, reiferen Schwarzenegger zu tun, doch »The Last Stand« ist einfach zu belanglos, zu billig produziert, als dass man tatsächlich mit dem guten Gefühl aus dem Kino kommt, einen echten Arnie gesehen zu haben. Es fehlt das gewisse Etwas, es fehlt der Arnold-Faktor. Dazu kommt, dass die deutsche Kinofassung einiger harter Momente beraubt wurde, um den Film auf eine FSK 16 zu bringen.

Mit etwas gutem Willen kann man das durchaus als »Hommage« an die gute alte Zeit sehen, denn speziell in den 90er-Jahren war es gang und gäbe, harte Actionstreifen zugunsten einer niedrigeren Freigabe teils radikal zu kürzen, doch heutzutage ist das einfach nur ärgerlich. Wenn ein Film schon explodierende Körper und blutige Schusswechsel bietet, dann will man sie als mündiger, zahlender Kinogänger auch sehen. Es ist schließlich auch keiner auf die Idee gekommen, »The Expendables« in einer kastrierten FSK-16-Version zu zeigen - und das war wohlgemerkt sogar der gleiche Verleih!

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