The Red Strings Club im Test - Getöpferte Dystopie

Das Cyberpunk-Adventure The Red Strings Club serviert im Test spielerisch eher leichte Kost, seine philosophische Story liegt uns dafür aber umso schwerer im Magen.

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The Red Strings Club begeistert im Test vor allem durch seine tiefsinnige Geschichte. The Red Strings Club begeistert im Test vor allem durch seine tiefsinnige Geschichte.

Das letzte Deus Ex ist zulange her und Cyberpunk 2077 von CD Projekt liegt noch in weiter Ferne. Höchste Zeit also für ein neues Spiel mit dystopischem Zukunftssetting. Das dachten sich wohl auch Deconstructeam und Devolver Digital. Mit The Red Strings Club liefern sie im Test schon jetzt einen Cyberpunk-Thriller vom Feinsten ab. Gerade Fans, die das neue Werk der Witcher-Macher kaum erwarten können, sollten deshalb unbedingt einen Blick auf das Spiel werfen.

Im Rahmen seiner Sci-Fi-Story bombardiert uns das Adventure mit den komplexen philosophischen Problemen, die mit der fortschreitenden Technik einhergehen. Schnell wird uns bewusst, dass wir gar nicht so leicht beantworten können, was Glück oder der freie Wille ist. Irgendwann zweifeln wir so selbst Dinge an, bei denen wir uns eigentlich sicher waren.

Also müssen wir gar nicht mehr auf Cyberpunk 2077 warten? Nicht ganz. Denn auch wenn The Red Strings Club auf der Story-Ebene alles aus dem Setting herausholt, enttäuscht es uns spielerisch ein wenig.

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Zum Glück gezwungen

In seinen rund vier bis fünf Stunden Spielzeit lebt The Red Strings Club hauptsächlich von zwei Dingen: Seiner Geschichte und seiner Cyberpunk-Atmosphäre. Letztere entsteht vor allem durch die schön gestalteten Schauplätze. Egal, ob wir im Red Strings Club mit seinem leuchtenden Neonschriftzug einen Drink servieren oder in einer grauen Fabrik quietschbunte Glücksimplantate zusammenbauen, das Adventure trifft genau die richtige Mischung aus verrückt, düster und nachdenklich.

Trotz Pixel-Look verzichten die Macher dabei keineswegs auf Details. Vom Stil her erinnert das Spiel sehr an die großartigen Wadjet-Eye-Adventures wie die Blackwell-Reihe. Wir hätten uns aber ein paar mehr der detailverliebten 2D-Hintergründe gewünscht. Neben besagter Bar und Fabrik gibt es nur eine Handvoll kleine Ausflüge an andere Orte. Damit dürfen wir nach Adventure-Maßstäben verhältnismäßig wenig erkunden und entdecken.

Diesen Mangel gleicht The Red Strings Club mit einer packenden und überraschenden Thriller-Story aus. Die dreht sich wie im Cyberpunk üblich um eine große Konzernverschwörung. Als Barbesitzer und Informationshändler Donovan kommen wir der gemeinsam mit unserem Hacker-Freund Brandeis zufällig auf die Schliche.

Eines Abend stolpert die Androidin Akara-184 beschädigt in den Red Strings Club. Brandeis schließt sich über sein Implantat an ihr neurales Netzwerk an. Wir sehen so, was der Roboter gesehen hat: Die Firma Supercontinent Ltd. plant, jeden Menschen mit Implantaten zu versehen, die automatisch glücklich machen - ob man nun will oder nicht.

Die Bar »The Red Strings Club« steht im Mittelpunkt der Geschichte. Von hier aus decken wir die Konzernverschwörung auf. Die Bar »The Red Strings Club« steht im Mittelpunkt der Geschichte. Von hier aus decken wir die Konzernverschwörung auf.

Geschüttelt, nicht gerührt

Unser Ziel ist es fortan, mehr über den Plan zu erfahren und ihn zu verhindern. Wir locken diverse Mitarbeiter der Firma in unsere Bar und horchen sie aus. Hier beginnt das richtige Spiel: The Red Strings Club steuert sich wie ein klassisches Point&Click-Adventure mit der Maus, setzt aber nicht auf die typischen Kombinationsrätsel. Wir müssen uns stattdessen in einigen Minispielen beweisen.

Die fallen schön abwechslungsreich aus und werden direkt in die Geschichte integriert: Wir mischen Getränke, töpfern Implantate, geben uns am Telefon für jemand anderes aus, spielen eine Runde russisches Roulette oder beantworten Quiz-Fragen.

Drinks servieren wir zum Beispiel, indem wir unterschiedliche Spirituosen in einem Glas mischen. Daneben sehen wir die Gefühle unseres Gegenübers und eine Seelendisk, die wir auf das jeweilige Gefühlsfeld bewegen sollen. Jeder Alkohol steht für eine Richtung. Bewegt mein Getränk sie zum Beispiel nach unten und nach links und sie erreicht das Gefühl »Stolz« oder »Furcht«, kann ich gezielt Fragen stellen, denen gegenüber mein Gast in diesem Zustand offener ist als sonst.

Das klingt kompliziert, gestaltet sich spielerisch aber sehr einfach. Ohne Zeitdruck kann man immer wieder rumprobieren, bis das Ergebnis sitzt oder einen anderen Drink servieren. Die anderen Spiele funktionieren vom Prinzip her ähnlich. So kommt kein Frust auf, allerdings haben wir uns zwischendurch unterfordert gefühlt. Gerade wenn man mehrere Drinks hintereinander mixen muss, wird es etwas eintönig. Selbst wenn später neue Elemente wie ein Shaker hinzukommen, der diagonale Bewegungen ermöglicht.

Die Spielideen fallen kreativ aus: Wir sollen einen Drink mischen, der den richtigen Nerv bei unserem Gast trifft. Die Spielideen fallen kreativ aus: Wir sollen einen Drink mischen, der den richtigen Nerv bei unserem Gast trifft.

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