Seite 2: The Witcher 3: Wild Hunt im Test - Auch auf dem PC ein Meisterwerk

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The Witcher 3 - Fazit - Das sagt der Tester zum Mega-Rollenspiel Video starten 8:35 The Witcher 3 - Fazit - Das sagt der Tester zum Mega-Rollenspiel

Denn im Verlauf der Hauptstory erleben wir immer wieder Momente und Handlungsbögen, die uns lange im Gedächtnis bleiben werden. Sei's eine Quest, die sich um Vergewaltigung und Abtreibung dreht, sei's ein Schäferstündchen, sei's ein Theaterstück, in dem Geralt eine interessante Rolle spielt, sei's eine klasse inszenierte Entscheidungsschlacht, die gar keine ist, weil das Spiel danach noch mal knapp 15 Stunden weitergeht, sei's der Perspektivwechsel, wir steuern nämlich nicht nur … Moment! Das haben die Entwickler zwar schon enthüllt, trotzdem verwenden wir sicherheitshalber die Spoiler-Funktion:

Warnung: der folgende Absatz enthält Spoiler

Sei's der Perspektivwechsel, wir steuern nämlich nicht nur Geralt, sondern auch Ciri, die nach ihrem kindlichen Hexertraining im Tutorial inzwischen zur jungen Frau und furchtlosen Schwertschwingerin herangewachsen ist, mit eigenen und sehr mächtigen Teleport-Fähigkeiten. Wir dürfen die weißhaarige Nachwuchs-Monsterjägerin zwar weder ausrüsten noch ihre Charakterwerte und Fähigkeiten anpassen, die Kämpfe mit ihr machen aber großen Spaß, weil sie dank ihrer Beamtalente noch beweglicher ist als der Hexer - eine hervorragende Idee!

Oder sei's das Finale, das diesmal - in Gegensatz zum dürren Abschlusskapitel von The Witcher 2 - absolut mitreißend ausfällt, die Hexer-Trilogie würdig beendet und noch dazu von unseren vorherigen Entscheidungen abhängt. Gemäß der Serientradition dürfen wir im Verlauf aller Haupt- und vieler Nebenmissionen von The Witcher 3 zwischen mehreren Vorgehensweisen wählen und dabei häufig sogar über Leben und Tod bestimmen. In letzter Konsequenz bedeutet das auch, dass wir nicht alles sehen, was The Witcher 3 zu bieten hat, weil wir durch unsere Entscheidungen ganze Auftragsketten verpassen können. Wie in den Vorgängern beweisen die Entwickler hier Mut zur Lücke.

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Das geschieht nun häufig sogar auf Zeit, wie beispielsweise in Telltales The Walking Dead tickt ein Timer herunter, sodass wir innerhalb weniger Sekunden und entsprechend aus dem Bauch heraus entscheiden müssen. Was verflucht schwierig ist, denn hier geht's selten klassisch um Gut und Böse, sondern ums kleinere Übel. Witcher-Entscheidungen loten seit jeher Grauzonen aus, oft wissen wir nicht, wozu sie später führen. Selbst an sich gute Taten können schreckliche Folgen haben - und umgekehrt, was uns das Spiel dann stets auch vor Augen führt (Hallo, Dragon Age: Inquisition!).

Wilde Jagd Geralts Erzfeind ist die Wilde Jagd, eine marodierende Geistertruppe.

Ciri Denn die Wilde Jagd verfolgt Geralts Ziehtochter Ciri, hier als junges Mädchen im Tutorial.

Und einige dieser Entscheidungen wirken sich eben auch gravierend auf das Ende aus - so gravierend, dass es davon gleich drei komplett unterschiedliche Varianten gibt. Alle sind auf ihre Weise schlüssig, aber … na ja, sagen wir, es gibt befriedigendere und unbefriedigendere. Welche unserer Entscheidungen (auch aus bestimmten Nebenmissionen) wozu geführt haben, zeigt The Witcher 3 in Rückblenden, teils in Spielgrafik, teils in Zeichentrick-Sequenzen. Wie wir's besser machen können (oder schlechter), müssen wir dann aber selber herausfinden. Hat da jemand »Wiederspielwert« gemurmelt?

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Die drei besten Dinge an The Witcher 3 - Das macht das Hexer-Rollenspiel herausragend Video starten 3:02 Die drei besten Dinge an The Witcher 3 - Das macht das Hexer-Rollenspiel herausragend

Wenige Übernahmen

Wenn uns an der Story irgendwas enttäuscht, dann nur ein Detail: Zum Ende des Prologs dürfen wir in einem Gespräch mit einem General fünf unserer Entscheidungen aus The Witcher 2 nachvollziehen, die dann ins Spiel übernommen werden. Fünf. Von Dutzenden, die wir im Vorgänger getroffen haben. Und diese fünf beeinflussen auch nur, ob bestimmte Nebenfiguren im Spiel auftauchen; einige davon absolvieren lediglich ultrakurze Gastauftritte.

Die Scoia’tael-Widerstandskämpfer spielen keine große Rolle mehr. Die Scoia’tael-Widerstandskämpfer spielen keine große Rolle mehr.

Die politische Großwetterlage und der generelle Verlauf der Handlung bleiben davon unbeeinflusst. Und vom ersten The Witcher ist hier gleich gar keine Rede. Schade um all den Hirnschmalz, den wir seinerzeit in die Entscheidungen gesteckt haben. Eine Spielstand-Importfunktion gibt es zudem nur in der PC-Version. Sie soll nach Aussage der Entwickler aber immerhin mehr Entscheidungen aus The Witcher 2 übernehmen als nur besagte fünf. Geralts Vorgehen im PC-exklusiven ersten The Witcher bleibt jedoch auch hierbei unberücksichtigt, selbst wenn man einen Spielstand aus dem ersten Teil in The Witcher 2 importiert hat.

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Ebenfalls schade ist, dass einige prominente Parteien und Charaktere aus den Vorgängern keine großen Rollen mehr spielen. Den Elfen- und Zwergen-Guerillakämpfern der Scoia'tael begegnen wir allenfalls kurz im Rahmen einiger Nebenquests; Geralts eventuelle Ex-Geliebte Shani spielt nicht mit, und auch der fanatische Orden der Flammenrose taucht nicht mehr auf, seine Rolle übernehmen die redanischen Hexenjäger. Andererseits treffen wir natürlich auch viele alte Bekannte, Kenner der Vorgänger werden durchaus das eine oder andere Mal wissend grinsen.

Eine Seefahrt, die ist lustig. Es sei denn, Sirenen reißen unser Boot kaputt. Eine Seefahrt, die ist lustig. Es sei denn, Sirenen reißen unser Boot kaputt.

Und Story und Entscheidungen sind ja noch nicht alles. Viel mehr noch als seine Vorgänger ist The Witcher 3 nicht nur ein Erzähl-, sondern auch ein Erkundungsspiel, das erstmals eine komplett offene Spielwelt und an jeder Ecke irgendwelche Ablenkungen bietet! Also Vorhang auf für die zweite Stärke des Hexer-Abenteuers: die Spielwelt!

Zehn Vorteile der PC-Version
Die Konsolenversionen von The Witcher 3 haben einen Vorteil: Die Kämpfe gehen mit dem Gamepad deutlich besser von der Hand. Doch auch die PC-Version hat ihre Vorzüge - wobei einige davon natürlich nur für Besitzer entsprechend potenter Systeme gelten.

1. Modbarkeit Ist das überhaupt ein Wort? Egal, es ist und bleibt ein großer Vorteil von PC-Spielen, dass ihre Spieler sie modifizieren und erweitern können. Bis das Mod-Toolkit REDkit für The Witcher 3 erscheint, dürfte es zwar noch ein wenig dauern (bei The Witcher 2 waren’s zwei Jahre), aber schon jetzt lassen sich beispielsweise Farbkorrektur-Mods installieren. Unser Bild stammt beispielsweise aus einer Kombination der Tools Reshade und SweetFX.

2. Bessere Grafik Auf den hohen und höchsten PC-Detaileinstellungen sieht The Witcher 3 klar besser aus als auf den Konsolen, nicht nur dank Kantenglättung, sondern auch dank zusätzlicher Effekte, etwa Nebelschwaden im Sumpf oder deutlichere Fußspuren im Schnee. Nur die Texturen sind auf dem PC allerdings nicht viel schärfer als auf der PS4 – schade. Und auch bei der Beleuchtung (diese Sonnenuntergänge!) können wir keinen nennenswerten Unterschied feststellen.

3. Konfigurierbarkeit The Witcher 3 sieht auf dem PC nicht einfach nur besser aus, sondern lässt sich auch detailliert anpassen. Es gibt nämlich nicht nur vorgefertigte Settings à la »mittel« oder »hoch«, sondern auch allerlei Einzeloptionen, beispielsweise können wir bei der Umgebungsverdeckung zwischen SSAO und dem Performance-Fresser HBAO+ wählen.

4. Höhere Framerate Während The Witcher 3 auf der PS4 und der Xbox One stets mit 30 fps (oder sogar weniger) läuft, dürfen wir die Framerate auf dem Rechner auf 30, 60 oder unbegrenzt viele Frames pro Sekunde einstellen. Höhere Bildraten brauchen ein starkes System, machen sich aber auch bemerkbar – vor allem in schnellen Kämpfen wirkt das Geschehen flüssiger.

5. Kürzere Ladezeiten Wenn wir einen Spielstand laden oder in ein komplett neues Gebiet wechseln, lädt Witcher 3 auf der Konsole manchmal 40 Sekunden lang. Auf dem PC geht’s schon mit einer normalen Festplatte in rund 20 Sekunden, mit einer SSD-Platte sind die Ladezeiten teils kürzer als zehn Sekunden.

6. Mehr Speicherslots Während uns beispielsweise die PlayStation 4 nur acht Savegames erlaubt, dürfen wir auf dem PC beliebig oft speichern. Das kann sehr praktisch sein, weil wir ja auch viele Entscheidungen treffen dürfen und so jederzeit zu einer interessanten Quest zurückspringen können, um einen anderen Pfad auszuprobieren.

7. Multimonitor-Support In unserem Test ließ sich The Witcher 3 per Nvidia Surround auf mehreren Monitoren spielen. Zwei Bildschirme können wir aber nicht empfehlen, weil Geralt dann stets in der Bildmitte, also »zwischen« den Monitoren steht und von deren Rahmen »zerteilt« wird. Auf drei Bildschirmen gibt’s dieses Problem logischerweise nicht, sogar das Interface bleibt brav auf dem mittleren Screen, damit wir nicht ständig nach links und rechts schauen müssen. Die anderen beiden Monitore zeigen dann mehr von der Umgebung – und gerne mal atemberaubende Panoramen. Das kostet allerdings auch viel Leistung.

8. Höhere Auflösung Wer mag, kann The Witcher 3 auf dem PC in höheren Auflösungen als 1080p spielen, etwa in 4K (3840x2160 Pixel)– ein entsprechenden Bildschirm sowie einen starken Rechner vorausgesetzt. Und ja, in höheren Auflösungen sieht das Spiel noch besser aus, auch wenn sich die Texturschärfe nicht anpasst.

9. Savegame-Import Nur auf dem PC dürfen wir einen Spielstand aus The Witcher 2 importieren. Dabei werden ein paar mehr Entscheidungen aus dem Vorgänger übernommen, als wenn wir am Anfang in einem Dialog unsere damalige Vorgehensweise nachvollziehen. Weltbewegend ist das nicht, aber nett.

10. Mausbedienung für Menüs Ja, okay, die Maus- und Tastaturbedienung von The Witcher 3 hat so ihre Tücken. Doch während sich die Kämpfe von The Witcher 3 mit dem Gamepad flüssiger lenken, spielt die Maus in den Menüs ihre Stärken aus. Gerade die Inventarverwaltung funktioniert dank Drag&Drop wesentlich einfacher als mit dem Pad. Oh, übrigens: Und würde mal interessieren, ob Kästen wie dieser überhaupt komplett gelesen werden. Wenn Sie ihn gelesen haben, dann schreiben Sie doch bitte das Codewort »Alpenveilchen« in die Kommentare. Danke!

Willkommen im Dreck

Es gibt Tage, da sollte man lieber im Bett bleiben. Für die meisten Bewohner der Witcher-Welt ist jeder Tag ein solcher Tag. Wer das Hexer-Universum als »düster« bezeichnet, könnte nämlich auch behaupten, die Oberfläche der Sonne sei »warm«. Die Welt von The Witcher 3 taumelt am Abgrund, seitdem das Imperium von Nilfgaard in den Nördlichen Königreichen eingefallen ist, die nach den, sagen wir, Ereignissen von The Witcher 2 nur noch bedingt abwehrbereit waren.

Lediglich das stolze Redanien stemmt sich noch gegen die Invasoren, durchaus erfolgreich sogar, es herrscht ein Patt. Was eine gute Nachricht wäre, hätte der redanische König Radovid nicht die unangenehme Angewohnheit, Zauberkundler und »Anderlinge« (Elfen, Zwerge) dem Scheiterhaufen zuzuführen. Drumherum drangsalieren Monster, Banditen und andere Armleuchter die verarmte Landbevölkerung, während im umkämpften Niemandsland die Flüchtlinge verelenden. Wir halten also fest: Krieg, Rassismus, Gier, Hass und Hunger - yeah, die Welt von The Witcher 3 könnte kaum einladender sein!

Rassismus Magier und Nichtmenschen enden in Novigrad auf dem Scheiterhaufen.

Verbrechen Sichtbare Kriegsfolgen: Im Niemandsland begrüßt uns ein Baum voller Erhängter.

Krieg An der Frontlinie im Niemandsland überqueren wir verheerte Schlachtfelder.

Wir finden nämlich klasse, dass der Entwickler CD Projekt in The Witcher 3 eine Dreckswelt fernab amerikanischer Plastik-Fantasy inszeniert, in The Witcher 3 gibt es wenig wirklich Gutes. So wenig, dass es klar überzeichnet ist; wer hier als Kind nicht vom versoffenen Vater verprügelt wurde, hat offenbar etwas falsch gemacht. Sei's drum, das gehört zum Universum, genauso wie die Beschäftigung mit heiklen Themen à la Rassismus. Der reicht von lodernden Scheiterhaufen im Großen bis zum kleinen Pferdehändler, der sich weigert, an Elfen zu verkaufen.

Eine Auftragskette konfrontiert uns sogar mit Alkoholmissbrauch, Vergewaltigung und Abtreibung. Nur den Anblick ausgemergelter Hungeropfer erspart uns The Witcher 3. Was wir sehr wohl sehen, sind Kriegsfolgen. Auf Geralts Pferd Plötze reiten wir über leichenübersäte Schlachtfelder und durch Flüchtlingslager, an jedem zweiten Ast baumeln Erhängte. Wohlgemerkt vor allem im Niemandsland. Denn die Welt hat noch mehr zu bieten, The Witcher 3 ist groß. Und die Oberfläche der Sonne warm.

Die drei schlimmsten Dinge an The Witcher 3 - Das nervt am Rollenspiel-Monstrum Video starten 2:18 Die drei schlimmsten Dinge an The Witcher 3 - Das nervt am Rollenspiel-Monstrum

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