Theoretisch betrachtet: Diaries of a Spaceport Janitor - Der Müll der Anderen

Um der Trostlosigkeit des Hausmeisterdaseins eines 16-Bit-Raumhafens zu entkommen, sind drastische Mittel gefragt: Mit einem Fluch belegt werden, ist nur eines davon. So verwandelt Diaries of a Spaceport Janitor die Langeweile in den Antrieb für ein eigenwilliges Anti-Spiel um das Sammeln und Zerstören von Dingen. Schlussendlich macht es vor allem traurig.

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»Der Glanz der Produktion und die Gewalt ihrer Einsätze existieren nicht mehr. Noch produziert alle Welt, und zwar immer mehr, doch auf subtile Weise ist die Arbeit zu etwas Anderem geworden: einem Bedürfnis, Objekt eines sozialen Verlangens«, äußerte sich der Medientheoretiker und Philosoph Jean Baudrillard in »Agonie des Realen« etwas abfällig über die Erwerbstätigkeit, die scheinbar keinem hehren Zweck mehr dient, sondern nur noch dem profanen Zusammenhalt der Gesellschaft, die sich über die Arbeit definiert. Du hast einen Job, du funktionierst, du bist einer von uns.

Das Leben eines Raumhafen-Hausmeisters besteht weder aus gewaltigem Einsatz, noch kommt mir das Sammeln und Verbrennen von Müll wie ein tiefes Bedürfnis vor, noch erscheint die Operation »Sauberer Raumhafen« irgendwie glanzvoll. Ganz davon zu schweigen, dass mein Job alles andere als sozial goutiert wird - denn Freunde habe ich keine - während ich mich Tag für Tag über den Hafen schleppe, Müll sammelnd, Müll verbrennend, Müll sammelnd, Müll verbrennend … Stopp!

Da war doch was mit »Gewalt ihrer Einsätze«, also physischer Bedrängung. Seit ich auf einer Art Drogentrip durch die Katakomben des Raumhafens gegeistert bin, folgt mir ein fliegender und kreischender Totenkopf. Das fällt definitiv unter Gewalt am Arbeitsplatz. Und ist ein ziemlich sicheres Zeichen für ein bemerkenswertes Anti-Spiel.

Der Autor
Maximilian Schulz (26) studiert Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation in Berlin. Er räumt nicht gerne auf. Allerdings würde er lieber aufräumen als sich langweilen, behauptet er. Dazu muss man aber anmerken, dass zu langes Aufräumen zu Erschöpfung führt und Langeweile eine angenehme Abwechslung darstellen kann. Dennoch: Max hätte lieber eine unaufgeräumte Wohnung und dafür ein Spiel, über das er schreiben kann.

Auf dem Raumhafen tobt das Leben. Und wir stehen mittendrin und kriegen nichts davon mit. Auf dem Raumhafen tobt das Leben. Und wir stehen mittendrin und kriegen nichts davon mit.

Verfluchte Arbeit

Ein Blick in die Wohnung eines Menschen kann viel über dessen Bewohner verraten, jedenfalls geht Daniel Miller, der Autor des Buches »Trost der Dinge«, davon aus. Miller erzählt die Geschichte von 15 Haushalten einer Straße und analysiert die Menschen anhand der Objekte in ihren vier Wänden.

Meine Hausmeisterwohnung ist gähnend leer bis auf ein Bett und eine Art Playstation, die einen direkten Draht zu meiner Gottheit herzustellen weiß, und bei der ich mein Gehalt abhole - die umgekehrte Kollekte, wenn man so will.

Tatsächlich aber habe ich so wenig Geld, dass sich mir die Welt von Diaries of a Spaceport Janitor gar nicht erschließen kann. Meine ärmliche Wohnung als Mittelpunkt, ewig wiederkehrend, weil mein Alien auch schlafen muss, ist zugleich Sinnbild für mein Arbeitsleben. Es ist dröge bis ans Limit der Erträglichkeit. Trost ist hier ganz weit entfernt.

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