Thief - Falscher Name, gutes Spiel

Das neue Thief hat seinen Namen nicht verdient, denn es weckt die falschen Erwartungen. Warum das Schleichspiel von Eidos Montreal trotzdem ein Hit werden kann, verraten wir in der Angespielt-Vorschau.

Thief - Angespielt-Vorschau zum Schleichspiel Video starten 4:36 Thief - Angespielt-Vorschau zum Schleichspiel

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Mit dem Schleich-Abenteuer Thief verleiht Eidos Montreal einem PC-Klassiker neues Leben und geht dabei gleichzeitig ein Wagnis ein. Denn in Zeiten linearer Action, anspruchsloser Quicktime-Events und omnipräsenter Tutorials kommt hier ein Spiel, in dem es vor allem ums Schleichen und Lauern geht. Und wenn in einem Videospiel geschlichen wird, dann hat das oft jede Menge Frustpotenzial. Während Fehler in den meisten Actionspielen ohne Konsequenzen bleiben, und wir inzwischen sogar bei Rennspielen die Zeit zurückdrehen können, falls wir mal einen Unfall gebaut haben, ist das Versagen bei einem Stealth-Spiel regelrecht brutal.

Das Spiel sagt dann: Du hast Mist gebaut, das geht auch besser! Doch was in der Theorie fies wirkt, kann sich in der Praxis als überaus befriedigend erweisen. Nicht ohne Grund fand das ultraschwere Dark Souls viele Fans im PC- und Konsolen-Lager. Und nun kommt Thief und stellt das Schleichen in den Vordergrund. Nach dem ausführlichen Probespiel mit einer Vorabversion auf der PS4 können wir sagen: Es macht wirklich Spaß!

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Zum Auftakt Schuldgefühle

Gleich in der ersten Mission erleben wir in der Rolle von Meisterdieb Garrett ein Drama nach dem anderen. Es beginnt damit, dass er zusammen mit seiner ehemaligen Schülerin Erin auf einem Raubzug ist. Mit ihrem Greifhaken hängt sie ihn beim Sprint über die Dächer der namenlosen Stadt, die Thief als Schauplatz dient, problemlos ab. Sie hänselt den lahmen Garrett, der alles andere als froh ist, mit ihr zusammen zu arbeiten. Warum, erfahren wir umgehend: Während wir uns vorsichtig an eine Wache schleichen und sie mit einem gezielten Schlag zu Bett schicken, tötet Erin kurzerhand ihr Opfer. Garrett zieht Diskretion stets der Gewalt vor, er ist bedächtig, nicht impulsiv. Erins Verhalten ist ihm aber ein Dorn im Auge, weshalb er sich dann doch zu einer Impulshandlung verleiten lässt: Er klaut ihr heimlich den Greifhaken.

Doch kurz darauf stürzt Erin durch ein Glasdach mitten in ein bizarres, magisches Ritual hinein. Bevor sie ins Verderben fällt, blickt sie Garrett in die Augen. Ihr Blick sagt: »Wieso hast Du mir das Werkzeug weggenommen, mit dem ich mich retten könnte?« Danach stürzt das gesamte Gebäude ein, und Garret kommt erst ein Jahr später zu sich. Er hat keine Erinnerung an das, was in dieser Zeit geschah. Er bemerkt jedoch, wie sich seine alte Heimat verändert hat: Hunger, Armut, ungewöhnlich brutale Stadtwachen sowie eine seltsame Seuche, »Schwermut« genannt, machen die ohnehin schon gammelige Stadt zu einem ganz und gar trostlosen Ort. Immerhin ist sein altes Versteck im Glockenturm unberührt. Von dort aus macht er sich zu seinem alten Kumpel Basso auf. Der korpulente Hehler weiß stets, in wessen Händen sich gerade besonders wertvolle Schmuckstücke befinden.

Kleiner Stadtbummel

Auf den Straßen von »Stone Market« ist nicht viel los. Auf den Straßen von »Stone Market« ist nicht viel los.

Wir begeben uns nach »Stone Market«, einen der offenen Stadtteile, die wir zwischen den Story-Missionen frei erkunden können. Dort gibt’s allerlei Beute: achtlos liegen gelassene Kelche, von Elstern in ihre Nester getragene Münzen oder in Nischen verborgene Geldbeutel. Mit dem passenden Werkzeug oder etwas Kletterei gelangen wir auch in Wohnungen. Dort finden wir neben Wertsachen auch Dokumente, die Aufschluss über die Geschehnisse in der Stadt und auch potenzielle Zusatz-Ziele geben. Schade nur, dass diese Viertel nicht wirklich lebendig wirken. Immerhin gibt es für aufmerksame Spieler wirklich viel zu entdecken. Und es schadet nie, sich einige Zusatz-Groschen zu verdienen.

Es gibt zwar kein Rollenspiel-System mit Erfahrungspunkten und Level-Aufstiegen. Doch mit genügend Geld können wir unsere Spielfigur immer weiter verbessern. Damit kaufen wir nämlich nicht nur Heil-Items, Munition und neue Werkzeuge. Wir können auch Garretts Waffen schneller und stärker machen, Ausrüstung zum leiseren Schleichen anlegen oder gar neue Verwendungsmöglichkeiten für unsere Spezialenergie erlernen. Die allermeisten dieser Upgrades und Items kaufen wir beim Schwarzhändler gleich neben Bassos Unterschlupf. Ah, stimmt. Bei dem wollten wir ja längst vorbei schauen. Schön, wie man sich bei Thief in Nebenaufgaben verlieren kann.

Unser Held Garrett lässt sich vom Widerstands-Anführer Orion rasch als Helfer gewinnen. Für unseren Geschmack fügt sich der Dieb viel zu schnell. Unser Held Garrett lässt sich vom Widerstands-Anführer Orion rasch als Helfer gewinnen. Für unseren Geschmack fügt sich der Dieb viel zu schnell.

Dieb ohne Rückgrat?

Basso ist zu Recht erbost, als sich Garrett nach einem Jahr Funkstille plötzlich meldet. Doch anstatt die Ereignisse der vergangenen Monate aufzuklären, hat er einen heißen Tipp für uns. Für die Beschaffung eines Rings lockt eine stattliche Prämie. Einziges Problem: Sein Träger ist soeben verstorben und auf dem Weg ins Krematorium. Zähneknirschend macht sich Garrett auf den Weg. An dieser Stelle sind wir ein wenig unglücklich mit dem Verhalten des Meisterdiebs.

Im Prolog lernen wir ihn als prinzipientreu und risikoscheu kennen und plötzlich lässt er sich ohne großes Zögern auf riskante Abenteuer ein. Auch später, als er für den charismatischen Rebellen Orion ein geheimnisvolles Buch aufspüren soll, fügt er sich für unseren Geschmack gar zu schnell. Immerhin können wir nachvollziehen, dass er stets davon getrieben wird, mehr über Erins Leben und ihren Tod herauszufinden. Und so lange sich Garrett auf spannende Missionen in abenteuerlichen Schauplätzen schicken lässt, stößt uns sein Verhalten gar nicht so sauer auf.

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