Total War: Rome 2 - Es wird groß

Creative Assembly feilt weiter an Rome 2, dem bislang größten Teil der Total-War-Serie. Wir haben die Entwickler besucht, alles über die Barbaren erfahren und Details zum überarbeiteten Armee- und Politiksystem gesammelt.

Total War: Rome 2 - Vorschau-Video zur Varusschlacht (Schlacht im Teutoburger Wald) Video starten 8:50 Total War: Rome 2 - Vorschau-Video zur Varusschlacht (Schlacht im Teutoburger Wald)

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Durch die Straßen brausen deutsche Autos, an der Ecke verheißt das güldene »M« wenig güldene Matschburger und Schlabberfritten. Die Menschen tragen Klamotten aus China und fläzen auf Möbeln aus Schweden, über ihre südkoreanischen Fernseher flimmern amerikanische Serien. Nun die Preisfrage: In welcher europäischen Stadt befinden wir uns? Die Antwort: Egal! Wer durch das moderne Europa reist, sieht und erlebt fast überall dasselbe, kulturelle Globalisierung nennt sich das. Internationale Großkonzerne formen unsere Gesellschaft, mehr denn je wächst die Welt zusammen.

Vor 2.500 Jahren sieht das noch anders aus, in und um Europa erblüht eine Vielzahl von Kulturen. Doch schon damals bemüht sich eine Großmacht, alles zu vereinheitlichen - mit Blut und Morden statt Big Mac und Möbeln: Das römische Reich schickt sich an, die antike Welt zu unterwerfen. Und weil die antike Welt ungern unterworfen werden möchte, stemmt sich jedes Volk, jeder Stamm nach Kräften gegen Rom und nebenbei gegen die eigenen Nachbarn.

Natürlich auch in Rome 2, das die kulturelle Vielfalt dieser Epoche noch weit umfassender abbilden soll als das erste Rome von 2004. Wir haben die Entwickler besucht und einen Blick auf ein ambitioniertes, ein großes und komplexes Total War geworfen, auf die Barbaren, das neue Armeesystem - und auf eine Schlacht, in der die Germanen den Legionären ordentlich in den »culus« treten. Nein, das übersetzen wir nicht.

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Vom Stamm zur Nation

Wobei, schon falsch, »die Germanen« gibt's in Rome 2 gar nicht mehr, zumindest nicht anfangs. Wo das erste Rome die nord- und mitteleuropäischen Barbaren zu übergeordneten Kulturfraktionen à la »die Gallier« und »die Britannier« zusammenfasste, siedeln nun mehrere einzelne Stämme. Pro Kultur wird einer davon spielbar sein, etwa die britischen Icener und die gallischen Averner. Bei unserem Besuch enthüllte uns Creative Assembly zudem die spielerbare germanische Fraktion, den Stamm der Sueben, von deren Namen sich das moderne »Schwaben« ableitet.

Die Stämme stehen dann anfangs erst mal vor der Herausforderung, ihr Volk zu vereinigen - friedlich oder gewaltsam. So könnten sie Bündnisse schmieden oder ihre Nachbarn einfach erobern. Sie könnten aber auch Schlachten gegen die Römer und andere Aggressoren schlagen, um den Respekt ihrer Kulturgenossen zu verdienen und sie zu einer Konföderation zu überreden. Erst dann darf man die eigene Nation »gründen«, spielt also fortan statt der Sueben die Germanen, statt der Averner die Gallier, statt der Icener die Britannier.

Sueben Die germanischen Sueben leben von ihren wilden Kriegern: Sobald ihre Berserker den Feind in Nahkämpfe verwickelt haben, kann ihre Moral nicht mehr gebrochen werden – sie kämpfen bis zum Sieg. Oder bis zum Tod.

Icener Der britannische Stamm der Icener ist führend in der Eisenverarbeitung und beherrscht vor allem Überfälle sowie Plünderung. Als kriegerisches Volk erhöhen sie die Zufriedenheit ihrer Bürger mit jeder Kriegserklärung.

Averner Als Keimzelle des späteren Galliens profitieren die Averner von einem gesteigerten Einkommen durch Handwerksgüter sowie Vorteile bei der Goldverarbeitung. Im Kampf setzen sie auf ihre starke Kavallerie.

Auch die KI-Stämme sollen derweil versuchen, ihre Kulturen zu vereinen. Dabei können sie auch scheitern, was für abwechslungsreiche Partien sorgen dürfte. Es macht schon einen Unterschied, ob die Römer bei der Invasion Galliens auf mehrere untereinander zerstrittene Stämme stoßen - oder auf ein starkes gallisches Bundesheer.

Mehr Fraktionen, mehr Vielfalt

Bislang sind 12 spielbare Fraktionen angekündigt: Acht davon sind standardmäßig in der Verkaufsversion enthalten, eine gibt's als kostenlosen Download, drei weitere kommen als Vorbesteller-DLC hinzu. Gemäß der Total-War-Tradition genießt jedes Volk eigene Vorteile. Die Icener beglücken mit jeder Kriegserklärung ihre blutdurstige Bevölkerung, die exzellenten Goldschmiede der Averner sorgen für ein erhöhtes Einkommen. Und die Sueben kämpfen besonders effektiv gegen andere Barbaren, müssen als ausgemachte Unsympathen aber auch eine erhöhte Aufstandsgefahr in eroberten Städten in Kauf nehmen (das gilt bis heute, Stichwort »Schwaben in Berlin«).

Während so in Mitteleuropa barbarische Vereinigungskriege toben, stellt Rome 2 die anderen Fraktionen vor deutlich andere Herausforderungen. Die nordafrikanischen Karthager etwa sitzen als etablierte See- und Handelsmacht im gemachten Nest, scheffeln Geld und erfreuen sich dank ihrer Demokratie sehr zufriedener Bürger. Wer sie spielt, darf zum Beginn zwischen drei politischen Parteien wählen, die jeweils andere Vorteile bringen, ihre Interessen aber auch gegen die Rivalen verteidigen müssen. Und natürlich gegen die Römer, die sich als Alleinherrscher des Mittelmeerraums durchsetzen wollen.

Römer Die Römer profitieren von ihrem starken Militär und ihrer fortschrittlichen Metallverarbeitung. Als Spieler führt man eine von drei Familien: die Julier, die Cornelier und die Junier, jede davon genießt individuelle Vorteile.

Karthager Die Karthager sind eine starke See- und Handelsmacht mit zufriedenen Bürgern – der Demokratie sei Dank. Wer sie anführt, darf zwischen drei politischen Parteien wählen, die jeweils andere Vorteile bieten.

Makedonier Neben Vorteilen im Umgang mit anderen griechischen Fraktionen profitieren die Makedonier von einem erhöhten Einkommen und Wachstum. Allerdings misstrauen ihnen ihre Nachbarn, was Bündnisse erschwert.

Ägypter Das Reich der Pyramiden und Pharaonen kombiniert auf dem Schlachtfeld ägyptische und griechische Tugenden zu einer schlagkräftigen Armee, auch seine Flotte weiß zu überzeugen. Allerdings zeigen sich die ägyptischen Einwohner misstrauisch gegenüber der griechisch geprägten Oberschicht.

Parther Dieses zentralasiatische Stammesbündnis führt gepanzerte Reiterei ins Feld und verfügt dank der Seidenstraße über eine exzellente Transportroute. Als sehr tolerantes Volk haben die Patrher weniger Aufstandsprobleme in eroberten Ländereien. Außerdem lehnen sie die Sklaverei ab, was allerdings ihrer Wirtschaft schadet.

Pontier Der nordgriechische Stadt- und Handelsstaat verfügt über ein dichtes Spionagenetzwerk entlang der Meeresküsten und profitiert von guten Beziehungen zu den anderen griechischen Parteien.

Sparta Das! Ist! Sparta! Der griechische Stadtstaat profitiert natürlich in erster Linie von besonders zähen Kriegern und einer strammen öffenstlichen Sicherheit. Aufgrund ihrer einseitigen militärischen Ausbildung ziehen die Spartaner dafür weniger Vorteile aus Rohstoffen.

Athen Ihre mächtige Flotte ist das Rückgrat der altgriechischen Kulturhauptstadt, ihre schwache Landarmee hingegen die Achillesferse. Zum Kampagnenbeginn steht Athen noch unter der Knute der Makedonier, aus der es ausbrechen und einen neuen griechischen Staatenbund formen kann.

Epirus Der landwirtschaftlich geprägte Griechenstaat griff unter seinem Herrscher Pyrrhus schon einmal in den Kampf gegen Rom ein – sein teuer erkaufte Sieg prägte den Begriff »Pyrrhus-Sieg«. Nichtsdestotrotz rekrutiert Epirus die fähigsten Generäle sowie Amirale, leidet aber unter dem Hass der anderen griechischen Fraktionen.

Auf der griechischen Halbinsel strebt derweil Makedonien danach, die umliegenden Stadtstaaten zu Vasallen zu machen, denn jeder davon erhöht den Wohlstand und das Wachstum des Mutterreiches. Blöd nur, dass die anderen Griechen den aggressiven Makedoniern weniger vertrauen als der Durchschnittsbürger einem Investment-Banker. Außerdem hat Creative Assembly bislang Ägypten und das (im Gebiet des heutigen Iran ansässige) Partherreich als spielbare Fraktionen enthüllt, zum Verkaufsstart soll Pontien als kostenloses DLC-Volk hinzustoßen. Und für Vorbesteller gibt's zusätzlich drei griechische Stadtstaaten-Parteien, nämlich Athen, Epirus und Sparta.

Auch die bekommen eigene Stärken, eigene Herausforderungen - und natürlich eigene Einheiten, unterm Strich versprechen die Entwickler rund 500 Truppentypen." Zum Vergleich: Der Vorvorgänger Empire hatte trotz seines globalen Maßstabs »nur« rund 300. Ingesamt soll es 117 Fraktionen (natürlich nicht alle spielbar) und 183 Regionen auf der Kampagnenkarte geben (also ungefähr doppelt so viele wie in Shogun 2). Kurzum: Rome 2 wird groß. Verdammt groß.

Politik und Bürgerkriege

Anders als in Rome muss man die nicht-römischen Fraktionen nicht erst besiegen, um sie anführen zu dürfen. Wer den Römern zeigen möchte, wo der Kriegshammer hängt, kann also direkt als Suebe oder Makedonier einsteigen. Doch auch auf römischer Seite wird Rome 2 eine gehörige Vielfalt entwickeln. So wählt man zum Spielbeginn eine von drei Familien: die Julier, die Cornelier sowie die Junier. Jeder Clan genießt individuelle Vorteile bei Wirtschaft, Kultur und Militär.

General Varus führt seine Legionen in die Schlacht vom Teutoburger Wald. General Varus führt seine Legionen in die Schlacht vom Teutoburger Wald.

Allerdings kommandieren die Familien keine separaten Fraktionen mehr; wer die Römer anführt, befehligt das gesamte Reich. Das heißt allerdings nicht, dass Familienzwist keine Rolle mehr spielt, gegen das politische Tagesgeschehen der Ewigen Stadt wirkt jede Schlangengrube wie ein Streichelzoo. Im Senat wird tagein, tagaus gestritten; jede Familie versucht, die politischen Entscheidungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Um den Einfluss anderer Clans zu begrenzen, kann man ihre Angehörigen aus dem Senat abziehen und zu Generälen ernennen.

Das hat den Vorteil, dass sie aus Rom verschwinden - aber den Nachteil, dass sie im Feld Ruhm und Ehre sammeln, zu gestählten Feldherrn reifen und auf die dumme Idee kommen könnten, sich selbst zum Kaiser zu krönen und mit ihren Truppen gen Rom zu marschieren. Alternativ übergibt man die Führung der wichtigsten Legionen an die loyale Verwandtschaft, schwächt so aber die eigene Position im Senat. Oder man räumt unbequeme Senatoren kurzerhand per Attentat aus dem Weg.

Falls sich ein Heerführer tatsächlich von Rom und lossagt und zum Kaiser erklärt, entbrennt ein Bürgerkrieg. Was genau darin passiert, verraten die Entwickler jedoch noch nicht. Möglicherweise verliert man die Kontrolle über alle Streitkräfte der rebellischen Familie, möglicherweise spaltet sich das Reich sogar in zwei Fraktionen: eine senatstreue und eine aufständische. Immerhin deutet der Lead Campaign Designer Janos Gáspár bereits das mögliche Ergebnis des Bruderkampfs an: einen Wechsel der Regierungsform.

Römer : Erfolgreiche Generäle können sich selbst zum Kaiser krönen und auf Rom marschieren. Römer
Erfolgreiche Generäle können sich selbst zum Kaiser krönen und auf Rom marschieren.

Davon gibt es - was die Römer angeht - zwei: Republik und Kaiserreich. »Im Kaiserreich sind die Bürger tendenziell unzufriedener, man muss sich mehr um sie kümmern«, sagt Gáspár. »Dafür muss man sich nicht mit dem Senat herumärgern.« In der Republik hingegen sei wichtig, dass man im Senat stets genügend Unterstützer habe - zum Beispiel, indem man Missionen erledige. Gleichzeitig, führt Gáspár aus, müsse man vermeiden, dass die eigene Familie zu mächtig werde, denn das schüre Misstrauen in der Politik.

Möglich, dass die Senatoren zu erfolgreiche Spieler zur Bedrohung erklären und andere Sippen gegen sie aufhetzen - der Papst aus Medieval 2 lässt grüßen! Wer keine Lust auf den Dauer-Balanceakt zwischen »nicht zu mächtig werden« und »nicht zu viel Rückhalt verlieren« hat, kann auch einfach selbst die Monarchie ausrufen und einen Bürgerkrieg entfesseln. So oder so, dieses Politiksystem klingt verteufelt spannend. Zumal man bei allem Ränkespiel nie vergessen sollte, dass es da draußen auch noch andere Völker gibt, die, sagen wir, auf die Idee kommen könnten, mit Elefanten die Alpen zu überqueren.

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