Seite 2: Trine 3: Artifacts of Power im Test - Für dieses Spiel entschuldigt sich der Entwickler

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Belanglose Kämpfe

Klar, die Kämpfe in den vorherigen Trine-Spielen sind ebenfalls kaum mehr als eine nette Abwechslung. Aber weil die Gegner gerade im zweiten Teil mit den verschiedenen Höhenebenen arbeiteten, um uns mit Wurfgeschossen das Leben schwer zu machen, war es dort (besonders im Koop) ein Heidenspaß, die verschiedenen Fähigkeiten unserer Helden gegen sie einzusetzen. So hielten wir zum Beispiel mit dem Magier einen Skelettkrieger in die Höhe, während unser Kollege als Zoya ihm den Kopf von der Rübe schoss. Solche Manöver sind in Trine 3 nicht mal im Ansatz möglich.

Auf der Übersichtskarte wählen wir das nächste Level. Eigentlich überflüssig, weil wir ohnehin jede Mission spielen müssen, um genügend Freischaltpunkte zu gewinnen. Auf der Übersichtskarte wählen wir das nächste Level. Eigentlich überflüssig, weil wir ohnehin jede Mission spielen müssen, um genügend Freischaltpunkte zu gewinnen.

Stattdessen laufen die Wurzelmonster, Skelette und fiesen Magier in weitläufigen Arena-Abschnitten stupide auf uns zu, wir wechseln in der Regel immer zu Pontius und stampfen und hauen sie zu Klump. Das ist alles, komplexer wird es nur bei den Boss-Kämpfen, in denen wir zusätzlich noch mit Zoyas Pfeilen auf den Gegner schießen müssen. Wo wir uns im Vorgänger noch auf jede Konfrontation mit den fiesen Goblins gefreut haben, sind die Kämpfe jetzt kaum mehr als eine minimale Herausforderung, die man eben erledigen muss, bevor es mit dem Rätseln und Hüpfen weitergeht.

Das größte Problem von Trine 3: Artifacts of Power hat aber nur indirekt mit der schwierigen Bedienung und den schwachen Kämpfen zu tun. Es hängt vielmehr mit dem eingangs erwähnten Statement von Frozenbyte zusammen, die sich für eine Tatsache entschuldigen: Dass das Spiel nicht fertig ist. Die Entwickler haben sich mit dem Versuch, Trine 3 größer, besser und komplexer als die Vorgänger zu machen, ziemlich übernommen. Und das merkt man in nahezu jedem Aspekt.

Das unfertige Trine

Zum Beispiel gibt's im Ansatz eine Story, die von den Ursprüngen des magischen Trine-Artefakts erzählt. Und von dem Versuch der drei Helden, sich endgültig von dessen Macht zu befreien. Nur wirkt der Plot löchrig und endet in einem unbefriedigenden Cliffhanger. Auch die Kampagne ist recht kurz. Zwar waren auch die bisherigen Trine-Spiele nicht für ihre enorme Spieldauer bekannt, sie haben es aber geschafft, ihre Spielmechaniken in einer runden Dramaturgie zu verstauen. Trine 3 endet gefühlt in der Mitte, gerade wenn es spannend wird.

Da helfen auch die knapp zehn Challenge-Missionen nichts, in denen man nur einen Helden durch ein kurzes Level steuern darf und dabei von all dessen Fähigkeiten Gebrauch macht. Denn die haben ein spielerisches Problem: Anders als in der Kampagne gibt es keinen Respawn - nach jedem Ableben muss man neu starten. Dabei ist wegen des hakeligen Manövrierens gefühlt nur jeder dritte Tod unsere Schuld. Frustrierend.

Kurios: Ein Level findet innerhalb eines Buches statt. Das abwechslungsreiche Leveldesign ist eine der größten Stärken des Spiels. Kurios: Ein Level findet innerhalb eines Buches statt. Das abwechslungsreiche Leveldesign ist eine der größten Stärken des Spiels.

Und dann gibt's noch die umgemodelten Erfahrungspunkte, eine der größten Schwächen des Spiels: Wo wir im Vorgänger für aufmerksames Erkunden der Level mit Erfahrung belohnt wurden, um neue Fähigkeiten zu aktivieren, gibt's in Trine 3 eine unsinnige Stage-Freischaltung. Das Erfahrungssystem fällt nämlich weg, jeder Held hat nur noch eine Fähigkeit und eine Waffe. Kisten und Balken mit dem Magier stapeln geht nicht mehr, Explosivpfeile, Eispfeile und Hammer auch nicht.

Stattdessen müssen wir die Punkte sammeln, um neue Areale freizuschalten. Wer also unaufmerksam spielt, dem bringt das Absolvieren eines Levels nichts - die Kampagne beenden wir nur, wenn wir entweder in jeder Stage alle versteckten Punkte finden oder genügend Challenge-Missionen erledigen, um die fehlenden Orbs auszugleichen. Das ist eine regelrecht nervige Mechanik, die gefühlt einzig deshalb existiert, um den Punkten irgendeine Funktion zu geben.

Das Ende einer Trilogie?

Dass Trine 3: Artifacts of Power am Ende doch eine verhältnismäßig gute Wertung erhält, liegt an der fantastischen Präsentation und daran, dass es in vielen Momenten einen guten Fluss aus Rätseln und Geschicklichkeitseinlagen bietet - nur eben lange nicht so gut wie in den Vorgängern. Die Grafik kann man dabei gar nicht hoch genug auf ein Podest stellen: Sowohl künstlerisch als auch im Hinblick auf die tollen Lichteffekte ist Trine 3 eine Augenweide, jede Szenerie ist abwechslungsreich gestaltet, Charakter- und Gegnermodelle prägnant designt. Auch der Soundtrack ist serientypisch herausragend gut und untermalt die Märchenstimmung mit der richtigen Klangkulisse.

Stellt man die vielen Probleme des Spiels neben die guten Passagen und die tolle Präsentation, dann ergibt sich ein im Schnitt solider 3D-Plattformer. Frozenbyte hat es in Trine 2 und dessen Addon bewerkstelligt, den Mix aus Kämpfen, Springen und Rätseln in 2D zur Meisterschaft zu bringen. Der Wechsel in die dritte Dimension war ein großes Risiko - raus aus der Komfortzone und rein in ein neues Spieldesign. Und daran hat sich der Entwickler übernommen. Am Ende des Tages ist das Ergebnis in Ordnung, es stellt sich nur die Frage, ob ein konservativerer 2D-Teil letztlich nicht doch die bessere Entscheidung gewesen wäre.

Die Kämpfe sind stupide Arena-Prügeleien. Mit zwei Angriffstypen gewinnen wir jedes Gefecht. Die Kämpfe sind stupide Arena-Prügeleien. Mit zwei Angriffstypen gewinnen wir jedes Gefecht.

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