Tyranny - So spielt sich das neue Obsidian-Epos

Tyranny soll der böse Bruder des großartigen Pillars of Eternity werden. Wir haben das neue Obsidian-Rollenspiel ausprobiert und herausgefunden, warum sich trotzdem auch gutherzige Paladine drauf freuen dürfen.

Tyranny - Erster Gameplay-Trailer von der E3 2016 Video starten 1:28 Tyranny - Erster Gameplay-Trailer von der E3 2016

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Nein, Tyranny ist kein Rollenspiel, das seinen Zauber auf den ersten Blick entfaltet. Denn wer nicht genau hinschaut, der mag das neue Projekt von Obsidian lediglich für einen seichteren, kleineren Ableger des famosen Pillars of Eternity halten. Es sieht fast genauso aus, wirkt mit seinen flott inszenierten Kämpfen aber deutlich simpler und soll laut den Entwicklern zudem schneller durchgespielt sein.

Also nur ein kleines Zwischenprojekt, bis Pillars of Eternity 2 erscheint? Weit gefehlt, wie uns Projektleiter Brian Heins im Vorgespräch beim Anspieltermin erläutert: »Das kam bei vielen offenbar falsch rüber. Tyranny wird ein richtig großes Rollenspiel und genau das liefern, was die Leute von einem Obsidian-Titel erwarten. Unser neues Baby ist schon seit zweieinhalb Jahren in Entwicklung, aktuell sitzen über 40 Kollegen dran.«

Höchste Zeit also, uns einen eigenen Eindruck davon zu verschaffen, was genau das Besondere an diesem Tyranny ist. Und dazu erobern wir eine Burg. Oder verteidigen sie. Oder verraten unseren Auftraggeber. Oder, oder, oder …

Kürzer, aber mehr Wiederspielwert

Ja, Tyranny wird kürzer werden als Pillars of Eternity. Brian Heins veranschlagt rund 25 Stunden, wenn wir strikt der Hauptstory folgen. Aber mindestens 50 Stunden, falls wir alles erkunden und sämtliche Nebenbeschäftigungen mitnehmen wollen. Diese Schätzungen gelten jedoch wohlgemerkt nur für ein einmaliges Abenteuer. Denn Tyranny will neue Rollenspiel-Maßstäbe in Sachen Entscheidungsfreiheit und Wiederspielwert setzen.

So soll es in Tyranny zwar »nur« rund 90 unterschiedliche Areale geben (Pillars of Eternity hatte circa 150), davon werden wir aber lediglich maximal 70 in einem Spieldurchgang zu sehen bekommen - je nachdem, wie wir uns im Verlauf der Geschichte entscheiden.

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Die grundsätzliche Ausgangssituation bleibt freilich stets gleich: Die böse Imperatorin Kyros hat die Fantasy-Lande der »Tiers« (zu Deutsch: Die Ebenen) mit einem grausamen Krieg überzogen und - Überraschung - gewonnen. Wir spielen eine Mischung aus Gesetzeshüter und Richter, der nach Kyros' Willen im nahezu komplett zerstörten Reich für Recht und Ordnung sorgen soll. Die Interpretation dieser anfänglichen Aufgabe bleibt dabei komplett uns überlassen und wird den Verlauf des Abenteuers maßgeblich verändern.

Eine Frage von Angst und Respekt

Diese Einflussnahme auf Welt und Story beginnt bereits bei der Charaktererstellung. Hier bestimmen wir nämlich nicht nur das Aussehen unseres Helden, sondern auch dessen Vorgeschichte und Rolle im vergangenen Krieg. Wie verlief eine Schlacht? Was ist wo passiert? Abhängig von unseren Antworten sollen sich komplette Questketten, Charakterbeziehungen und Schauplätze maßgeblich ändern.

Tyrannys Fokus auf Entscheidungen geht so weit, dass diese sogar die Fähigkeiten unserer vierköpfigen Heldengruppe definieren. So schalten wir Skills unter anderem dadurch frei, dass wir uns bei einer Fraktion einen bestimmten Ruf erarbeiten. Tyranny misst diesen in Favor (Gunst) und Wrath (Zorn) und zeigt uns nachvollziehbar nach (!) jeder Aktion an - egal ob schnippische Dialogantwort oder weitreichende Questentscheidung, wie sich diese auswirkt.

Wenn uns unsere Kameraden genug fürchten oder respektieren, schalten wir besonders mächtige Skill-Kombos frei. Wenn uns unsere Kameraden genug fürchten oder respektieren, schalten wir besonders mächtige Skill-Kombos frei.

Das Verhältnis zu unseren Mit-Abenteurern misst Tyranny ebenfalls, nämlich mit Respekt und Angst. Und auch hier mit Auswirkungen aufs Spiel; wenn wir gewisse Angst- oder Respektwerte erreichen, schaltet dies Kombo-Skills mit dem jeweiligen Kollegen frei. So wirft unser Haudrauf einen Gegner zu Boden, damit Kollege Speerkämpfer diesen fachgerecht aufspießen kann.

Plus-Report: Der Reiz des Bösen

Tyranny verabschiedet sich damit komplett von der klassischen Charakterplanung eines Pillars of Eternity - statt mit jedem Levelaufstieg die gewünschten Werte zu erhöhen, bestimmen unsere Handlungen auch die Entwicklung unseres Helden. Konsequenterweise verbessern sich deshalb alle klassische Fähigkeiten wie in Skyrim durch Gebrauch und lassen sich beliebig kombinieren. Wer bevorzugt schwere Rüstungen trägt und mit Feuerzaubern um sich wirft, steigert automatisch die entsprechenden Werte. Jetzt aber genug der trockenen Theorie, wir haben schließlich noch eine Burg zu erobern. Oder zu verteidigen. Oder … Sie wissen schon.

Burgeroberung im Auftrag des Bösen

Erster Demo-Anlauf, die Helden befinden sich auf Stufe 5, haben also schon einige Abenteuer hinter sich: Unser Magier erreicht den äußeren Belagerungsring und wird dort von »Fifth Eye« begrüßt, dem Anführer einer Söldnerarmee namens »Scarlet Chorus«, die für Kyros eine Zitadelle erobern soll, in der sich die Rebellen verschanzt haben.
Der Plan: Direkt durchs Haupttor brechen. Das Problem: Rebellenmagier, die das Tor mit einem Versiegelungszauber schützen. Also sollen wir die Mauern auf der Westseite der Burg erklimmen, hinterrücks die Magier erschlagen und so den Weg für die Hauptarmee freimachen.

Der Quasi-Vorgänger:Unser Test zum Rollenspiel-Meisterwerk Pillars of Eternity

Direkt vor der Mauer entbrennt das erste Gefecht gegen die Verteidiger. Die pausierbaren Echtzeitkämpfe funktionieren grundsätzlich genau wie in Pillars of Eternity, sehen aber zum einen dank schickerer Animationen und Zaubereffekte viel hübscher aus und spielen sich zum anderen spürbar flüssiger.

So gibt's kein »Friendly Fire« bei Flächenzaubern mehr, Helden wechseln bei waffenbasierten Skills automatisch die Ausrüstung, und das Schlachtgeschehen ist dank zahlreicher hilfreicher Bildschirmanzeigen deutlich besser lesbar - egal ob aktive Buffs, Reichweiten oder Fähigkeiten-Cooldowns. Am besten gefällt uns aber das im Spiel integrierte Wiki: Wer bei Scarlet Chorus, Tiers, Kyros und Co. nur noch Bahnhof versteht, der klickt in Dialogen und Menüs einfach auf den unverständlichen Begriff und landet direkt im entsprechenden Lexikoneintrag.

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