Kreativer Aderlass
Die stetigen finanziellen Probleme, gemeinsam mit der Konzentration der Entscheidungsträger auf den US-Markt, sorgen auch für einen kreativen Aderlass: Viele der altgedienten und erfahrenen Entwickler verlassen Blue Byte in den Jahren 1997 und '98 frustriert, um woanders anzuheuern oder eigene Studios aufzumachen - etwa ein Team um Thomas Friedmann, das Funatics (Catan, Cultures) gründet.
Zuletzt verschärft sich die Situation immer mehr: Battle Isle 4, von einem slowakischen Team programmiert, erscheint Ende 2000 als letztes Produkt unter eigener Regie. Dank schicker Grafik zwar schön anzuschauen, aber wegen des überfrachteten Spielprinzips zu kompliziert, zeigen ihm viele alte Fans die kalte Schulter.
Derzeit sind noch drei Titel in der Mache, die nach aktuellem Stand wie bislang geplant erscheinen sollen: Die historische Flugsimulation IL-2 Sturmovik, das Actionspiel Dragon's Lair 3D sowie das Online-Weltraumspiel Dark Space; den Test zum aktuellen, sehr guten Die Siedler 4 finden Sie in dieser Ausgabe.
Siedeln weltweit
Bei Ubi Soft hat man klare Vorstellungen, was mit Blue Byte passieren soll. Sowohl der Name wie das weiße Logo mit dem blauen Stein bleiben erhalten und prangen auch künftig auf Spielen »Made in Mülheim«. Thomas Hertzler meint zuversichtlich: »Ich habe vollstes Vertrauen, dass Ubi Soft den besonderen Charakter unserer Spiele erhalten wird.« Programmierer, Grafiker, Designer und alle anderen Entwickler sollen weiterhin in dem Ort an der Ruhr arbeiten. Lediglich Marketing und Vertrieb werden mit denen von Ubi zusammengelegt. Hertzler hat aber mit seinem alten Unternehmen allerdings nur noch als freischaffender Berater zu tun, so beide Firmen offiziell - sprich: Er ist raus. Gleich nach Vertragsabschluß reiste er in die USA.
Yves Guillemot, Chef von Ubi Soft, will kräftig in die beiden Hauptreihen Die Siedler und Battle Isle investieren. Er plant, »dafür zu sorgen, dass diese wunderbaren Titel, nachdem sie solch einen enormen Erfolg in Europa feiern konnten, nun auch Spieler auf der ganzen Welt in ihren Bann ziehen«. Schon bislang erschienen zwar die meisten Programme aus Mülheim auch in Resteuropa und den USA, waren dort aber trotz aller Marketing-Bestrebungen und teurer Werbung Verkaufsflops.
Die erweiterte Fassung des Artikels sowie zusätzliche Screenshots finden Sie in GameStar 04/2001.
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