Ubi Soft kauft Blue Byte

Ein Stück Spielegeschichte ist beendet: Der wichtigste deutsche Hersteller verliert seine Selbstständigkeit.

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Am 8. Februar besiegeln Yves Guillemot (links) und Thomas Hertzler den Verkauf von Blue Byte an Ubi Soft. Am 8. Februar besiegeln Yves Guillemot (links) und Thomas Hertzler den Verkauf von Blue Byte an Ubi Soft.

Fast seit Anbeginn der Computerspiele-Zeitrechnung gilt Blue Byte hier zu Lande als die Vorzeigefirma schlechthin. Der legendäre Ruf gründet zwar auf vielen Wurzeln, eine davon geht aber tiefer: Die Siedler. Längst genießen die Wuselmännchen unter ihren Fans den gleichen Status wie Gartenzwerge bei Kleingärtnern. Ein Stück nationaler Daddel-Identität - rundum fleißig, friedlich und fröhlich.

Jetzt ist erst mal Schluss mit lustig. Der französische Publisher Ubi Soft übernimmt das Unternehmen aus Mülheim für rund 26 Millionen Mark mitsamt den Rechten an sämtlichen Spieleserien. Ein Schritt, den Blue Byte nicht ganz freiwillig gegangen ist. Offiziell beschwören beide Firmen, wie bei solchen Übernahmen üblich, die gemeinsame goldene Zukunft. Aber insbesondere bei den 64 Mitarbeitern von Blue Byte ist die Stimmung direkt nach dem Aufkauf schlecht. Verständlich, denn der Verlust der Eigenständigkeit kommt alles andere als freiwillig: Den Deutschen, finanziell in den letzten Jahren durch einige überzeugende, aber kommerziell meist nur mäßig erfolgreiche Spiele gebeutelt, drohte endgültig das Geld auszugehen.

»Rette uns!«

Battle Isle 4: Das letzte Spiel von Blue Byte als selbstständige Firma sieht gut aus, ist aber überkomplex. Battle Isle 4: Das letzte Spiel von Blue Byte als selbstständige Firma sieht gut aus, ist aber überkomplex.

Thomas Hertzler gründet Blue Byte 1988. Obwohl die Firma in der Öffentlichkeit lange Zeit auf Battle Isle und später Die Siedler reduziert wird, entstehen in den Entwicklerstudios immer wieder innovative, hochwertige Programme - nur leider verkaufen die sich nicht in ausreichender Zahl. Incubation etwa, Ende '97 veröffentlicht, gilt unter alten Strategie-Freaks und sogar bei vielen US-Programmierern immer noch als Kult. Über den Ladentisch wollten trotzdem weltweit bis heute nicht mehr als rund 60.000 Exemplare wandern.

Der große Erfolg in den USA stand stets auf dem Plan von Hertzler, den Mitarbeiter gerne mal als Choleriker beschreiben - letztlich sollten seine Träume dem Unternehmen viel Geld kosten. In Austin eröffnet er 1997 ein teures Entwicklerstudio, das aber nach knapp zwei Jahren die Produktion am merkwürdigen Online-Strategiespiel Shadowpact wieder einstellen muss. In den letzten Jahren steht Blue Byte immer wieder am Rand der Pleite. So manche Master-CD verabschiedet Hertzler angeblich mit Worten wie »Rette uns!« ins Presswerk.

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