Eine verrückte Kaufgewohnheit kostet mich richtig viel - und ich habe gar nichts davon

Redakteur Alex kauft sich schon seit Jahren praktisch jeden DLC für Paradox-Spiele. Nur zockt er gar nicht. Was ist da los?

Vor zwei Tagen war es mal wieder so weit. Motiviert durch das Schauen diverser Let’s Plays habe ich meine alljährliche Runde durch den Steam-Shop gedreht und das Weltraum-Epos Stellaris um die im abgelaufenen Jahr neu hinzugekommenen, herunterladbaren Inhalte ergänzt. Seit dem Release vor über sechs Jahren sind da, für Paradox-Spiele typisch, einige zusammengekommen. Der aktuellste DLC hört auf den Namen Overlord und erweitert den Strategie-Hit um einige nützliche Mechaniken, um Allmachtsfantasien noch freieren Lauf zu lassen, als das bisher bereits der Fall war.

So hatte auch ich schon die Messer gewetzt und Pläne geschmiedet, das Universum zu unterjochen. Nur um dann festzustellen, dass ich sie ebenso schnell wieder in der Schublade verschwinden lasse, wie ich den DLC ergattert hatte – ganz genau so, wie in all den Jahren zuvor. Und leider ist Stellaris nicht die eine Ausnahme, die eine einzige Leiche in meinem Spiele-Keller.

Ich mache das mit praktisch allen aktuellen Titeln aus dem Hause Paradox so – und nicht nur da. Civilization, Anno und viele mehr lassen grüßen. Doch warum mache ich das? Warum kaufe ich mir Spiele, gönne mir jede Erweiterung, jedes noch so kleine Spezies-Pack, nur um sie dann nicht auch nur eine Sekunde zu spielen?

Alexander Köpf
Alexander Köpf

Redakteur Alex schreibt seit über drei Jahren für die Hardware- beziehungs jetzt Tech-Redaktion von GameStar. Neben seinem Faible für Technik liebt er Strategiespiele ganz besonders. Was allerdings nicht heißt, dass er sie auch unbedingt spielt. Dennoch füllt er sie mit allen dazugehörigen Erweiterungsinhalten auf. Ein Spleen, der ihn richtig viel Geld kostet - und gar nichts bringt.

Es klingt nach Pile of Shame, ist es aber nicht

Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht. Zumindest nicht mit Sicherheit. Ich bin von daher selbst schon sehr gespannt, wie es im folgenden Text weitergeht und ob ich während des Schreibens vielleicht auf die Lösung komme.

Wobei ich einschränkend noch etwas sagen muss: Es stimmt gar nicht, dass ich keine Sekunde spiele! Bis ins Startmenü gelange ich meistens schon. Ganz selten starte ich sogar eine Partie, aber insgesamt kommt nicht einmal mehr als eine Stunde Spielzeit zusammen. Und das ist sogar noch viel schlimmer, weil es zeigt, dass ich aus irgendeinem Grund einfach nicht in das Spiel eintauchen kann. Warum also kaufe ich dennoch jeden verfluchten DLC?

Jetzt könnte man argumentieren, dass das doch der typische Pile of Shame sei, den wohl jeder Spieler vor sich herschiebt. Aber nein, das ist was anderes! Einen Riesenhaufen der Schande habe ich nämlich auch, ich weiß also genau, wo der Unterschied liegt! Ein Spiel einmal in einem Sale, oder weil ich spontan Lust darauf habe, zu kaufen und es dann doch nur in der Ecke liegen zu lassen, ist eine Sache. Zu wissen, dass ich es ohnehin nicht spiele und dennoch jahrein, jahraus für die neusten Erweiterungen den Geldbeutel aufmache, eine ganz andere.

Seit ich mir Overlord samt diverser kleiner Packs gekauft habe, sind mir dazu einige Gedanken durch den Kopf gegangen. Was will ich eigentlich? Warum bereitet es mir so viel Freude, anderen beim Aufbau ihres galaktischen Imperiums zuzusehen und schaffe es selbst nicht einmal über Alpha Centauri hinaus? Ich spiele, oder vielmehr möchte übrigens als Mensch spielen, wie sich Stellaris-Veteranen und Hobby-Astronomen wohl denken können. Auch das ist wieder so eine völlig hirnrissige Sache: Ich weiß, dass ich unter keinen Umständen jemals als Pilz, Reptil oder lebender Stein spielen würde. Dennoch bin ich natürlich auch im Besitz des Lithoiden-Spezial-Pakets. Es geht ja schließlich ums Prinzip.

Ich bin einfach ein zwanghafter Perfektionist

Prinzip - das ist das Stichwort! Vielleicht komme ich jetzt meinem Problem ja ein Stück näher. Wenn ich so in mich hineinhorche, ist es ganz bestimmt irgendeine Prinzipien-Sache. Oder vielmehr etwas Zwanghaftes, vermischt mit einer großen Portion Perfektionismus.

Dass der Lautstärkeregler nur in Zehner- oder Fünferschritten verstellt werden darf, ist nur einer aus einer ganzen Reihe meiner Spleens. Dass der Lautstärkeregler nur in Zehner- oder Fünferschritten verstellt werden darf, ist nur einer aus einer ganzen Reihe meiner Spleens.

Ok, jetzt, da ich es schreibe, fällt es mir echt wie Schuppen von den Augen. Natürlich ist es etwas Zwanghaftes. Schließlich bin ich ich. Das wäre nicht mein erster Tick, um es noch freundlich zu formulieren. Ich kann am Lautstärkeregler immer nur in Zehner- oder Fünfer-Schritten lauter und leiser machen, unter keinen Umständen dürfen dort Zahlen wie 33 oder 27 stehen, selbst wenn es für meine Ohren angenehmer wäre. Es geht einfach nicht anders. Außerdem esse ich Gummibärchen in einer bestimmten farblichen Abfolge und es müssen immer zwei gleichfarbige gleichzeitig sein. Ich merke mir unendlich lange Zahlen auswendig, weil - ja, weil eben. Und ich versuche generell immer alles zu ordnen.

So kann ich zum Beispiel nicht einfach mit den Fingern der einen Hand auf dem Tisch trommeln, ohne die exakt spiegelverkehrte Bewegung mit der anderen Hand auszuführen. Und das am besten sogar zweimal und dann noch einmal mit der anderen Hand, damit es sich auch auf einer übergeordneten Ebene richtig anfühlt – richtig für mich zumindest. Infiniter Regress würde man das in der Mathematik nennen, aber das ist ein anderes Thema.

Wobei ich mich gerade frage, wie ich eigentlich Texte für die Arbeit schreibe. Oh Gott, ich darf gar nicht daran denken, wie es wäre, wenn ich jetzt auch da noch alles spiegelverkehrt tippen müsste. Was da wohl für irres Zeug rauskäme. Raus aus meinem Kopf, ihr schädlichen Gedanken!

Eine verhängnisvolle Verkettung

Na, jedenfalls mag ich komplexe Strategiespiele grundsätzlich sehr gerne. Und Science-Fiction-Fan bin ich noch dazu. Es ist praktisch gar nicht anders möglich, als in regelmäßigen Abständen auf Stellaris zu treffen. Unglücklicherweise harmonisiert die Verkaufsstrategie von Paradox mit seinen vielen DLCs so gar nicht mit meinen... nennen wir es charakterlichen Unzulänglichkeiten. Oder eigentlich sogar sehr gut, nur eben nicht aus meiner Sicht.

Nun aber genug von meinen Ticks und Spleens. Es geht hier schließlich um ein ernstes Thema, nämlich bares Geld! Nachdem meine Beweggründe zumindest vage geklärt sind, lautet die große Frage: Was kann ich in Zukunft also anders machen? Was kann ich tun, um mein mehr oder weniger sauer verdientes Geld besser beisammen zu halten?

Apropos mehr oder weniger sauer verdientes Geld: Wenn ihr wissen wollt, wie knochenhart der Job als Hardware- respektive Tech-Redakteur ist, hört doch mal in unseren Podcast rein:

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Meine Empfehlung an mich selbst und alle, denen es – aus welchen Gründen auch immer – ähnlich geht wie mir: Egal um was es geht - neue Computer-Hardware, ein Spiel oder gar nur ein DLC -, man sollte lieber zwei- oder dreimal nachdenken, bevor der Kaufbutton betätigt wird. Und es schadet auch nicht, sich der eigenen Beweggründe bewusst zu sein. Ich weiß jetzt, dass ich Zwängen unterliege, also kann ich das nutzen, um beim nächsten Mal nicht in diese Falle zu tappen.

Aber hey, heute ist Sonntag, ich kann also noch das halbe Wochenende Stellaris spielen und mein Welten-Reich aufbauen. Und das sage ich bestimmt nicht mit einem Augenzwinkern!

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