Videospiel-Heldinnen 2015 - Uuuh, ein Mädchen!

2015 strotzte nur so vor Videospiel-Heldinnen. Zwar gab es bereits vorher jede Menge Frauen, allerdings selten so viele, in die man sich tatsächlich hineinversetzen kann. Gut so, findet Ann-Kathrin.

Lara ist eine super Mischung aus Gewissen und Kampfgeist. Lara ist eine super Mischung aus Gewissen und Kampfgeist.

Direkt einmal vorneweg: Frauen in Videospielen sind nicht im Jahr 2015 plötzlich aufgetaucht. Mario rettet seit 1981 hübsche Blondinen vor Affen und Riesensauriern. Aber weder Pauline (aus Donkey Kong) noch Prinzessin Peach konnten damals als tatsächliche Heldinnen bezeichnet werden. Das einzige, was sie bewiesen haben, ist unendliche Geduld, als überdurchschnittlich große Tiere sie wieder und wieder entführt haben. In den folgenden Jahren tauchten dann Ms. Pac-Man, Samus Aran (Metroid) und Lara Croft auf, Heldinnen mit ihrer eigenen Geschichte. Und allerspätestens Ellie aus The Last of Us beweist, dass Frauen in Videospielen nicht nur hilflose Häschen sind. Von Unterrepräsentation kann also schon lange keine Rede mehr sein.

Die Autorin
Ann-Kathrin Kuhls ist Redakteurin bei der GamePro und der GameStar und spielt eigentlich alles und jeden gern. Ob die Figur dabei ein Mann, eine Frau oder ein Mops ist, ist ihr dabei egal. Trotzdem freut sie sich, wenn sie einen gut ausgearbeiteten weiblichen Charakter spielen kann. Zwar hatte sie mit Kratos genau so viel Spaß wie mit Lara Croft, in Rollenspielen erstellt sie sich aber trotzdem lieber eine Frau.

Was macht also 2015 so besonders? Die Verbindung aus Masse und Qualität. 1981 standen uns genau zwei weibliche Hauptfiguren zur Auswahl. 2015 fallen mir aus dem Stand fünfzehn Heldinnen ein, die ich gerne spiele. Und das schließt die Damen der vorangegangenen Jahre nicht mit ein. Das ist klasse. Durch die reine Masse an verfügbaren Charakteren ist eine Vielfalt entstanden, in der eben nicht nur immer der gleiche Typ vertreten ist. Ich habe nicht mehr nur die superharte Heldin auf der einen und die hilflose Maus auf der anderen Seite, sondern auch alles dazwischen. Lara Croft und Quiet (deren Kleidungs-Unsinn wir hier mal kurz ausklammern) machen in Rise of the Tomb Raider und Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain mit ihren Feinden kurzen Prozess, während Catherine in SOMA die Menschheit rettet, ohne dabei einen einzigen Finger zu rühren.

Mehr UND besser

Dazu kommt die Qualität der Charaktere. Weibliche wie männliche Videospielfiguren sind in den letzten Jahren nicht mehr nur noch muskelbepackte Killermaschinen, sondern Menschen mit Meinungen und Moral. Sicherlich sind die meisten der Helden dabei immer noch muskelbepackt oder übernatürlich begabt. Aber dafür haben sie jetzt ein komplexeres Moralspektrum als einfach nur gut und böse. Ich sage nicht, dass es vor 2015 nur Duke Nukems gab (denn immerhin gab es den ja 13 Jahre lang gar nicht).

Dieses Jahr ist es mir nur besonders aufgefallen, dass viel Mühe in die Ausarbeitung der Charakterzüge gesteckt wurde. Wenn ich für Max Caulfield in Life is Strange eine Entscheidung treffen soll, kann ich ohne Probleme nachvollziehen, in welchem Dilemma sie steckt. Schließlich habe ich zuvor viel Zeit mit ihren Tagebüchern und Notizen verbracht. Mir gefällt, dass ich den Figuren abnehmen kann, warum sie etwas tun.

Das schließt natürlich auch die selbstverliebten, anstrengenden oder grausamen Charaktere mit ein. Michael De Santas Tochter Tracey ist eine der besten Versionen eines verwöhnten reichen Mädchens, die ich bis jetzt in einem Spiel gesehen habe. Durch ihre Posts auf LiveInvader (der Facebook-Persiflage von GTA 5) zu scrollen macht deswegen so viel Spaß, weil sie die perfekte Karikatur der Facebook-, Instagramm-, und Snapchat-Selbstdarstellerin darstellt. Es macht Sinn, dass ich Tracey von einem Boot mit fragwürdigen Produzenten retten muss, weil sie sich auf deren Machenschaften einlassen würde. In ihren Handlungen ist sie genauso nachvollziehbar wie Max.

Max wirkt deswegen so echt, weil jede ihrer Handlungsmöglichkeiten nachvollziehbar ist. Max wirkt deswegen so echt, weil jede ihrer Handlungsmöglichkeiten nachvollziehbar ist.

Die Mischung machts

Was nicht heißt, dass es nicht genauso viel Spaß macht, einfach mit coolen Waffen Bösewichte niederzumähen. Ich bin nicht der Meinung, dass wir alle Shooter durch Gesprächskreise ersetzen sollten. Genauso gerne wie eine Max Caulfield spiele ich in Battlefront einen Sturmtruppler, der nur dazu da ist, das Imperium zu verteidigen, indem er auf Rebellen schießt. Aber wenn mir nach etwas Feinsinnigerem zumute ist, habe ich im letzten Jahr mehr Möglichkeiten gehabt als noch vor ein paar Jahren. Und weil ich nunmal eine Frau bin, gefällt mir besonders, wie viele von diesen Möglichkeiten Frauen beinhalten.

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