Virtuelle Lieblingsorte - Da wollen wir uns ein Haus bauen

Far Cry Primal kann man eine ganze Menge vorwerfen, aber eins treibt das Spiel fast bis zur Perfektion: wunderschöne Landschaften. Dadurch inspiriert haben wir in unseren Köpfen gekramt und uns gefragt: Wo befinden sich unsere virtuellen Lieblingsorte?

Five Mile Creek, Firewatch

Markus Schwerdtel

Markus Schwerdtel (@kargbier)
Puh, wenn man so viel spielt wie ich, kommt man ganz schön rum und sieht jede Menge hübscher Landschaften. Aber nur bei einem Titel bin ich letzter Zeit länger stehengeblieben, um in Ruhe die Gegend zu genießen: Firewatch. Der begehbare Roman von Campo Santo spielt in den Bergen von Wyoming, und mit majestätischen Gipfeln kriegt man mich allein schon herkunftsbedingt immer. Erstaunlich ist aber, wie es Firewatch schafft, trotz vergleichsweise detailarmer Comicoptik Atmosphäre in die Landschafts-Stillleben zu pinseln.

Das liegt zum einen an der stilsicheren Farbgebung, zum anderen an der fast schon überirdischen Beleuchtung der Szenen. Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, wie der mittelalte Held Henry meine Abende auf der Terrasse des Feuerwächterturms zu verbringen - mit einer Dose kaltem Bier in der Hand und dem Blick in der Ferne.

Markus zieht es in die Berge von Wyoming. Markus zieht es in die Berge von Wyoming.

Die Karibik, Assassin's Creed 4: Black Flag

Dimitry Halley (@dimi_halley)
Meinen Sommer 2015 habe ich in der Karibik verbracht, obwohl es ursprünglich komplett anders geplant war. Eigentlich wollte ich Assassin's Creed 4: Black Flag nur kurz nachholen, um mich auf Unity vorzubreiten. Aber ich hatte ja keine Ahnung, wie beeindruckend diese Spielwelt sein würde. Ich verallgemeinere hier ganz bewusst »die Karibik«, weil man sich im Prinzip jede x-beliebige Insel herauspicken und als Postkarte verkaufen kann.

Strahlender Sonnenschein, weiße Palmenstrände, exotische Tiere - und dass ich das in der Haut eines sau coolen Piraten erkunde, gibt natürlich Bonuspunkte. Ubisoft hat hier eine der magischsten Open Worlds erschaffen, die ich je erlebt habe. Mittlerweile haste ich häufig durch Spiele hindurch, weil der »Pile of Shame« rasend schnell größer wird. Aber in Black Flag verbringe ich heute noch Stunden damit, einfach nur über die See zu segeln, an Stränden entlang zu flanieren und die höchste Stelle jeder Insel zu erklettern. Okay, ab und zu überfalle ich auch Spanier und versenke ihre Schiffe. Hihi.

Dimi fühlt sich unter Palmen und auf dem Meer am wohlsten. Dimi fühlt sich unter Palmen und auf dem Meer am wohlsten.

Unter dem Meer, Subnautica

Johannes Rohe (@DasRehRohe)
Subnautica entführt mich in eine Welt, die gleich doppelt anders ist als alles, was ich in meinem Alltag vor die Nase kriege. Zum einen vollführe ich eine astreine Bruchlandung auf einem fremden Planeten irgendwo am Rand des bekannten Universums. Zum anderen ist meine unfreiwillige neue Heimat vollständig von Wasser bedeckt. Mit Sauerstoffflasche und Schwimmflossen erkunde ich also die Unterwasserwelt eines außerirdischen Riesenozeans. Und dort ist es so schön, dass ich eigentlich gar kein Problem damit habe, ewig festzusitzen. Fremdartige Fische ziehen ihre Bahnen, Algen und Korallen blühen in allen Formen und Farben und in Unterseehöhlen wabern fluoreszierende Quallen.

Jeder Ausflug in dieses quietschbunte Paradies hält eine neue Überraschung parat. Nur zwei Dinge stören das wunderschöne Unterwasseridyll: fiese Riesenfische, die mich am liebsten mit Haut und Haaren verspeisen würden, und dieses Lied, das einfach nicht aus meinem Kopf will … Unter dem Meer, unter dem Meer! Wo wär das Wasser besser und nasser, als es hier wär? Die droben schuften wie verrückt, drum wirken sie auch so bedrückt. Wo hasst man streben, wo lebt man eben? Unter dem Meer!

Johannes quetscht sich gerne in einen Tauchanzug und geht baden. Johannes quetscht sich gerne in einen Tauchanzug und geht baden.

Skellige-Inseln, The Witcher 3

Heiko Klinge (@heikosklinge)
Seitdem ich als Knirps mit großen Augen die Zeichentrickabenteuer von Wicki verfolgt habe, gibt's für mich kaum was Cooleres als Wikinger. Kein Wunder also, dass die Skellige-Inseln in The Witcher 3 mein Herz im Sturm erobern konnten - im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn ich in tosender See mit meinem Schiff auf eine geheimnisvolle, unerforschte Insel zusegle, dann weckt das eben nicht nur den großen Geralt in mir, sondern … ähem ... auch den kleinen Wicki. Mit seinen grimmigen, aber herzlichen Stammeskriegern, den rustikal-gemütlichen Dörfern, der rauen Wildnis und nicht zuletzt auf einer Klippe thronenden Festung Kaer Trolde sehen die Skellige Inseln ziemlich genau so aus, wie ich mir mein kindliches Wikinger-Abenteuerland immer erträumt habe.

Ein Land, von dem ich jeden einzelnen Winkel erkunden wollte - vom schneebedeckten Gipfel des Gebirges auf Ard Skellig bis hin zum versunkenen Schiff auf dem Meeresboden. Und wie großartig es ist, dass es in jedem Winkel auch tatsächlich was zu entdecken gibt! Ich kann meinen Wikingerhelm gar nicht genug davor ziehen, mit wie viel Liebe zum Detail Entwickler CD Projekt meine Kindheitsfantasie in eine frei erkundbare Inselwelt verwandelt hat. Und so ist mein absolutes Highlight aus The Witcher 3 auch nicht das (ebenfalls großartige) Hexer-Besäufnis auf Kaer Morhen, sondern der Totenschmaus von König Bran - ein amtliches Wikinger-Gelage, wie ich es mir selbst als Steppke mit Holzschwert nicht wilder hätte ausmalen können.

Heiko würde am liebsten den Wikinger in sich rauslassen. Heiko würde am liebsten den Wikinger in sich rauslassen.

Schwarzweite, Skyrim

Michael Graf (@Greu_Lich)
An mir ist ein Archäologe verloren gegangen - ich mag nämlich Ruinen. Verlassene Orte erkunden, herausfinden, wer dort gelebt hat und was dort geschehen ist, das fasziniert mich. Natürlich auch in Spielen und natürlich auch in der Elder-Scrolls-Serie. Schon in Morrowind fand ich's spannend, in die verlassenen Bunker der steampunkigen Dwemer hinabzusteigen, wo Wachroboter im Waberlicht um keuchende Dampfmaschinen staksten. Und dann kommt Skyrim und untergräbt seine Frostwelt nicht nur mit einer Handvoll Dwemer-Höhlen wie seine Vorgänger - sondern mit einer ganzen, unterirdischen Stadt!

Mein erster Ausflug in die Schwarzweite ist auf ewig als »Wow«-Moment in mein Gedächtnis eingebrannt: Ruinen, Riesenpilze, Felssäulen und glitzernder Edelstein-»Sternenhimmel« - die Höhlenstadt hat sogar ihr eigenes Grafikset! Ich freue mich ohnehin immer, wenn sich Entwickler die Mühe machen, für einen einzigen Schauplatz ein eigenes Design zu entwerfen, das sich vom restlichen Spiel abhebt - vom Trollgemälde in Oblivion bis zum Weltraum in Call of Duty: Ghosts. Dass die Schwarzweite auch noch genau das Dwemer-Setting ausbaut, das ich an Elder Scrolls ohnehin immer mochte, macht sie für mich unvergesslich.

Michael vereint Archäologe und Höhlenforscher in sich. Michael vereint Archäologe und Höhlenforscher in sich.

Eisklammsund, Guild Wars 2

Petra Schmitz (@flausensieb)
Lange musste ich wahrlich nicht überlegen, meine Wahl fiel nach minimalem Grübeln auf den Eisklammsund in Guild Wars 2. Allein deswegen, weil das der einzige Ort in einem Spiel ist, über den ich schon mal ein Youtube-Video gemacht habe, allein um ihn zu zeigen. Und weil ich mich noch genau an das Gefühl, an die Gänsehaut erinnern kann, als ich das erste Mal einen der Eiskatamarane dort oben im Norden von Tyria nach Erreichen von Level 70 gesehen habe. Gigantisch sind diese Gebilde und wirken trotzdem wie mit leichten Pinselstrichen in die Landschaft gemalt, nicht schwerer als die Flocken, die sie umschweben.

Für meine Augen war und ist das nichts anderes als Kunst und eine größere Belohnung als das nächstbeste Item, das ich meiner Waldläuferin anlegen kann. Apropos Waldläuferin: Genau dort, wo sie steht, dort könnte ich mir ohne weiteres ein Haus bauen.

Petra möchte in den Eisklammsund ziehen. Petra möchte in den Eisklammsund ziehen.

Armadillo, Red Dead Redemption

Tobias Veltin (@FrischerVeltin)
Ich weiß noch genau, wie es war, als ich das erste Mal in Red Dead Redemption nach Armadillo geritten bin. Ich habe diese breite staubige Hauptstraße vor Augen, auf der man den Waffenqualm des letztens Duells quasi schmecken konnte. Links und rechts hübsch hintereinander angeordnet die Holzhäuser mit den ausladenden Veranden und Balkonen, Gemischtwarenläden und kleinere Gassen, in denen verwitterte Fässer und Sträucher stehen. An der Ecke der Saloon, genauso wie ich ihn mir in meiner perfekten Westernstadt vorstellen würde, mit Schwingtüren und Klavierklängen aus dem Inneren. Und während ich noch staunend die Straße entlang ritt und nach dem Sheriff's Office Ausschau hielt (das es natürlich auch gibt) - tuckerte im Hintergrund ein Zug heran, der schnaufend am Bahnhof hielt.

Dieser Moment hat sich auf ewig in mein Gedächtnis gebrannt. Rockstar hat mit Armadillo eine Westernstadt geschaffen, der zwar die Klischees aus allen Einschusslöchern triefen, die aber wahrscheinlich gerade dadurch zu einem Ort wird, der glaubwürdig ist und eine unglaubliche Magie und Atmosphäre ausstrahlt. Für mich ist Armadillo deshalb das perfekte Videospiel-Western-Städtchen. Und ich würde nicht zögern, mir dort eine eigene Hütte hinzuzimmern. Direkt neben den Saloon natürlich.

Tobi möchte gerne jeden Abend eine gepflegte Schlägerei im nahen Saloon erleben. Tobi möchte gerne jeden Abend eine gepflegte Schlägerei im nahen Saloon erleben.

Vinewood Hills, GTA 5

Kai Schmidt (@GamePro_de)
Ich mag Los Angeles und die Hollywood Hills sehr. Deshalb ist es nur logisch, dass ich meine Zelte sofort in Grand Theft Auto 5 aufschlagen würde. Und zwar in den Vinewood Hills. Rockstar Games haben die Gegend in ihrem schwarzhumorigen Gangster-Epos absolut treffend abgebildet.

Was gibt es schöneres, als morgens in seiner beschaulichen Hütte aufzuwachen und dann erst einmal mit dem Hund über die sonnigen Hügel zu wandern? Genau: mittags aufzuwachen und mit dem Hund wandern zu gehen! Oder ich gehe ein paar Schritte bergab und bin direkt in der pulsierenden Stadt mit ihren Geschäften und Restaurants. Zudem habe ich in GTA 5 auch das Gebirge direkt um die Ecke und kann ausgiebige Klettertouren unternehmen. Moment, eigentlich ist das ja genauso wie in München. Allerdings gibt es hier weniger Sonne.

Kais virtueller Lieblingsort ist wie München, nur ganz anders. Kais virtueller Lieblingsort ist wie München, nur ganz anders.

Ryan Amusements, Bioshock 2

Maurice Weber (@Froody42)
In die Unterwasserstadt Rapture habe ich mich schon beim ersten Tauchgang in Bioshock verliebt. Andrew Ryan schmettert mir seine Parasiten-Philosophie um die Ohren, und plötzlich kommt diese imposante Tiefsee-Metropole ins Bild - was für ein großartiger Moment! Und denkwürdige Orte entdeckte ich auf meinem Streifzug zuhauf. Da wären etwa die Domäne des irren Schönheitschirurgen Steinman, der sich selbst zum Picasso der Chirurgie ernannt hat. Oder Fort Frolic, wo Sander Cohen seine Jünger im Namen der Kunst hinschlachtet.

Mein Lieblingsplätzchen stammt aber aus dem (meiner Meinung nach zu Unrecht) eher unbeliebten zweiten Teil. Der baute Rapture einfallsreich aus und zeigte mir einige richtig spannende neue Seiten der Stadt. Allen voran Andrew Ryans Vergnügungspark. Hier sollte seine gnadenlose Weltsicht kindgerecht aufbereitet werden - was auf groteske Weise danebenging, die gruseligen Exponate dürften jedem Kind wohl eher Albträume bescheren, als es zum treuen Kapitalisten zu machen. Da langt etwa eine überdimensionierte Hand des Staates ins wohlige Familienheim und zerrt einen Knaben hinaus, um im Krieg für die Gemeinschaft zu sterben. Kaum ein Ort illustrierte so direkt und absurd, worum es in Rapture eigentlich ging, das machte Ryan Amusements zu meinem Lieblingsschauplatz in Bioshock 2.

Maurice ist - wie immer - sehr speziell, sein Lieblingsort hat was von einem Albtraum. Maurice ist - wie immer - sehr speziell, sein Lieblingsort hat was von einem Albtraum.

Bird Leg Cabin, Alan Wake

Michael Obermeier (@GameOvermeier)
Wenn ich die freie Auswahl hätte, würde ich am liebsten in der Bird Leg Cabin aus Alan Wake wohnen. Ja, das ist ausgerechnet die kleine Hütte auf Diver's Isle am Cauldron Lake, aus der Alans Frau Alice von einer dunklen Macht entführt wird, weshalb die Bude eher weniger hoch auf der Beliebtheitsskala des Taschenlampen-Helden landen dürfte.

Aber abgesehen davon ist es eigentlich ganz beschaulich im pazifischen Nordwesten, fernab der Zivilisation. Idyllische Wälder soweit das Auge reicht, jeden Tag ein Wahnsinnssonnenaufgang und wenn ich dann doch mal was brauche (Batterien, Schrotflinten), fahre ich einfach ins nahe Städtchen Bright Falls. Damit der Hausfrieden bestehen bleibt, opfere ich dann übrigens regelmäßig nervige Besucher (Finanzamt etc.) der »dunkle Präsenz«. Es ist kein See-, sondern ein Traumhaus!

Michi will sich gleichermaßen gruseln wie an einer fantastischen Landschaft erbauen. Michi will sich gleichermaßen gruseln wie an einer fantastischen Landschaft erbauen.

Developer Mansion, The Witness

Mirco Kämpfer (@MirCommander)
Wer wissen will, an welchem schönen Plätzchen ich am liebsten wohnen würde, muss im Rätselspiel The Witness das allererste versteckte Puzzle direkt am Anfang lösen. Anschließend öffnet sich ein neuer Durchgang und man kann eine beeindruckende, mehrstöckige Villa betreten, die einen fabelhaften Ausblick auf die gesamte Insel bietet.

Drinnen genieße ich bei einem Bierchen meine Lieblingsspiele auf einem 80-Zoll-Bildschirm, draußen lasse ich die Beine im Pool baumeln, während ich an meinem Spritz schlürfe und das stets bilderbuchschöne Sonnenwetter genieße. Über mir blauer Himmel, unter mir saftige Wiesen, am Horizont ein majestätischer Vulkan und Meer, so weit das Auge reicht. Und das Beste: Hier gibt es keine Menschenseele, abgesehen vom Plätschern eines Wasserfalls herrscht absolute Stille. Der perfekte Ort, um zu entspannen und zu leben. Ich fürchte nur, dass ich mir die Villa niemals leisten kann. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Mirco will kein Haus bauen, er zieht einfach in eine schon fertige Villa. Mirco will kein Haus bauen, er zieht einfach in eine schon fertige Villa.

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