Seite 3: Vodafone / Kabel Deutschland drosselt nicht mehr - Hintergrund und Anbietervergleich

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Internetprovider vs. Drosselungen

skyDSL per Statellit drosselt offiziell nicht und setzt auf eine Fair-Use-Klausel, das vergleichsweise langsame und teure Angebot ist aber nur in Ausnahmefällen überhaupt interessant. skyDSL per Statellit drosselt offiziell nicht und setzt auf eine Fair-Use-Klausel, das vergleichsweise langsame und teure Angebot ist aber nur in Ausnahmefällen überhaupt interessant.

Immer wieder versuchen Internetanbieter in Deutschland, eine Volumendrosselung bei einem zu großen Datenaufkommen durchzusetzen. In der Vergangenheit musste die Telekom einen Rückzieher machen, nachdem die Drosselungspläne für herkömmliche DSL-Verträge für einen gigantischen Shitstorm, zahlreiche Vertragskündigungen und auch ein Urteil des Landgericht Kölns wegen Unverhältnismäßigkeit der zu starken Drosselung sowie (wieder) die Kollision mit dem Begriff Flatrate. Aktuell gibt es deshalb nur wenige Festnetzprovider, die ab einer gewissen Volumengrenze die Bandbreite der Kunden kappen.

So bietet Telefonica Germany (O2) mit den Verträgen O2 DSL All-In M sowie All-In L ein Datenvolumen von 300 Gigabyte pro Monat. Gedrosselt wird nur, wenn das Volumen drei Monate in Folge erreicht oder überschritten wurde. O2 drosselt dann die Geschwindigkeit des Internetzugangs für den Folgemonat und alle weiteren Folgemonate bei erneuter Überschreitung der Grenze auf 2 Mbit/sek. Der Provider bietet Speed-Pakete zum Nachbuchen an, mit denen die Drosselung aufgehoben werden kann.

Eine Sonderlösung sind sogenannte Fair-Use-Klauseln, wie sie sich beispielsweise bei Satelliten-DSL-Anbietern finden. Die Anbieter arbeiten mit Priorisierungen bei der Geschwindigkeit - Nutzer mit nur geringem Verbrauch bekommen also mehr Anteil vom arg begrenzten Maximum. Wer sich mit großen Downloads »unfair« verhält, bekommt einen geringer priorisierten Speed-Slot zugeteilt, was die Geschwindigkeit dynamisch aber oft drastisch senkt. Ärgerlich dabei: Die Anbieter arbeiten nicht transparent, sodass schwer abgeschätzt werden kann, welcher Verbrauch zu einer geringeren Geschwindigkeitspriorisierung führt. Ähnlich arbeitet die Telekom auch bei den Hybrid-Verträgen, die LTE und DSL miteinander kombinieren - dafür gibt es im Gegenzug keine echte Volumendrosselung bei Hybrid.

In einigen Internetverträgen, beispielsweise vom norddeutschen Anbieter wilhelm.tel, finden sich Bestandteile, die die Einführung einer Drosselung problemlos ermöglichen würden. Auch Vodafone bleibt bei den aktuell gültigen AGB und lässt sich damit die theoretische Rückkehr zur Drosselung offen. Wilhelm.tel setzte die vertraglich vereinbarte Drosselungsmöglichkeit bislang nicht durch, Vodafone scheint ebenfalls für die nächste Zeit davon geheilt zu sein.

Pro und Contra Drosselung

Star Citizen nutzt P2P-Verbindungen zum Verteilen der zahlreichen Updates, die noch dazu oft sehr groß ausfallen. Star Citizen nutzt P2P-Verbindungen zum Verteilen der zahlreichen Updates, die noch dazu oft sehr groß ausfallen.

Aus Sicht eines Internetproviders ist eine Volumendrosselung durchaus verlockend. Kabel-Anbieter arbeiten generell mit einer unter den Nutzern eines Verteilers aufzuteilenden Maximalgeschwindigkeit - je mehr Anwender also online sind, desto langsamer wird die Leitung für jeden einzelnen Nutzer des Verteilers.

Mit einer Drosselung die Poweruser von Filesharingdiensten auszusperren, ist eine vernünftig klingende Lösung - zumindest wäre sie es im Jahre 2003 gewesen. Seinerzeit dominierten P2P-Netzwerke die Filesharing-Szene, legale Anwendungsmöglichkeiten von One-Click-Hostern und P2P gab es zwar auch, sie waren aber bei weitem nicht so stark verbreitet wie heute.

Aus heutiger Sicht fehlt es den Drosselungsplänen von Vodafone stark an Transparenz - wie erkennt das Unternehmen eigentlich, ob ich gerade »gute« oder »böse« Daten transferiere? Wie tief muss der Datenverkehr gescannt werden, um legale Windows-Updates schnell weiterzuleiten, illegale P2P-Downloads hingegen nicht? All diese Fragen wollen oder können die Anbieter offenbar nicht beantworten, was eine öffentliche Diskussion stark erschwert.

Kritiker bemängeln auch ein Aushebeln der Netzneutralität durch solch selektive Drosselungen. In Zukunft könnten die Provider schließlich auch Dienste drosseln, die nicht extra für einen Highspeedkanal im Kabelnetz zahlen wollen oder können. Man erinnere sich an die aufpreispflichtige »Fastpath«-Technologie der Telekom, die nichts anderes als ein Weglassen eines größtenteils unnötigen Fehlerkorrekturverfahrens war. Wer guten Ping haben will, soll zahlen, dürfte bereits in einigen Köpfen profitorientierter Manager herumschwirren.

Vodafone drosselt nicht mehr

Noch in den ersten Dezembertagen konnten aufmerksame Nutzer von Vodafones Kabel-Anschlüssen eine Volumendrossel für P2P und One-Click-Hoster feststellen und reproduzieren. Seit heute (04.12.2015), als nur wenige Tage später, sind offenbar tatsächlich keine Drosselungen mehr aktiv. Eine Antwort auf unsere diesbezüglichen Nachfragen steht von Vodafone noch aus.

Nutzer anderer Internetanbieter sind, von den wenigen Ausnahmen wie gewissen O2-Verträgen abgesehen, erst einmal wieder auf der sicheren und ungedrosselten Seite. Ob und wann sich der nächste Anbieter vorwagt? Es bleibt unklar - bisher jedenfalls erzeugte jede Ankündigung einer Zwangs-Drosselung für einen Aufschrei unter den Nutzern. Diese Reaktionen waren offenbar stark genug, um sowohl die Telekom als auch Vodafone zu Rückziehern zu bewegen – gut so!

Auch Geforce Now, ein Spiele-Streamingdienst von Grafikkartenhersteller Nvidia, wäre ungedrosselt weiter gelaufen. Auch Geforce Now, ein Spiele-Streamingdienst von Grafikkartenhersteller Nvidia, wäre ungedrosselt weiter gelaufen.

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