Es gehört zum politischen Spiel, dass Parteien in Wahlkampfzeiten alles daran setzen, sich bei möglichst vielen Wählern einzuschmeicheln. Auch wenn das bedeutet, dass Aussagen von gestern auf einmal keine Rolle mehr spielen. Wenn also GameStar bei Parteizentralen anruft, um sich stellvertretend für viele hunderttausend Spieler zu erkundigen, wie ernst man es denn mit einem »Killerspiele «-Verbot meine, dann lautet die Antwort wenig überraschend: Alles halb so wild! Eigentlich finde man ein Verbot ziemlich doof.
Sagen dürfen das freilich vor allem die Nachwuchskader. Deren Standpunkt kann man im Zweifel getrost vergessen, wenn die grauen Eminenzen später Machtworte sprechen. Noch vor zwei Monaten empfahlen die Innenminister von CDU, CSU, SPD und FDP ein Verbot gewalthaltiger Spiele. Kaum anzunehmen, dass sie ihre Meinung auf einmal geändert haben. Nur spricht man vor der Wahl ungern über heikle Vorhaben. Vom Tisch sind sie deshalb nicht.
Die Aussagen der jüngeren Politiker auf diesen Seiten sind also mit Vorsicht zu genießen. Für Spieler ist – wie für alle Wähler – das wichtigste Instrument das Gedächtnis. Wer in der Vergangenheit Spieler vergrätzt und Verbote befürwortet hat, so wie CDU, CSU und Teile der SPD, der wird diese Linie kaum von heute auf morgen aufgeben. Wer sich bislang offen und tolerant gegenüber dem Medium Computerspiel gezeigt hat, wie Grüne und Linke, von dem darf man das auch weiterhin hoffen.
Kein Mensch sollte seine Wahlentscheidung allein davon abhängig machen, wie die Parteien zu Computerspielen stehen. Dafür sind Spiele, bei aller Liebe, zu unwichtig. Aber im Umgang mit unserem jungen Medium lässt sich manches über die generelle Geisteshaltung einer Partei ablesen: Wer ist sicherheitsgetrieben, wer populistisch, wer aktionistisch, wer gelassen? Was auch immer Ihre eigene Schlussfolgerung sein sollte: Gehen Sie wählen! Nutzen Sie die Chance, als Spieler die Zukunft von Deutschland mitzubestimmen.
Christian Schmidt
Stellvertr. Chefredakteur
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