LaBeouf bleibt baff
Das Geldhaibecken wird sogar nur am Rande gezeigt, da der eigentliche Fokus woanders liegt. Die Hauptrolle spielt der Transformers-Junge Shia LaBeouf, der eine Variation der Sheen-Figur aus dem ersten Teil spielt – allerdings nicht so interessant wie der alte Charakter, denn die meiste Zeit wird er davon abgelenkt, sich mit den Finanzgeschichten auseinanderzusetzen. Das maßgebliche Problem des ganzen Films ist seine Freundin (Carey Mulligan), die unentwegt stört. Ein Großteil der Handlung besteht darin, dass Jake ihre Familienprobleme lösen will, sie sich aber seinen Bemühungen widersetzt. Hochzeit und Kinder fallen als Begriffe, aber selbst wenn man diese unnötige Romanze für das zentrale Element der Hanldung hält, wirkt sie nicht. Die ständig nörgelnde Freundin bleibt unsympathisch und Stone hat keinerlei Händchen für Romantik. Darüber hinaus sieht LaBeouf einach zu jung aus, um ernst genommen zu werden, obwohl er sogar älter ist als Sheen damals.
Auch wenn Bretton und Gekko nicht das sind, was sie sein könnten, lebt der Film jedes Mal auf, wenn sie wieder auftauchen. Auch in den Nebenrollen ist der Streifen eigentlich gut besetzt: Der 94jährige, fast mumienhafte Eli Wallach aus Zwei glorreiche Halunken, Ex-Skeletor Frank Langella und Susan Sarandon aus Speed Racer heben zeitweise das Niveau, können aber auch nichts daran ändern, dass der Film in die falsche Richtung läuft. Gerade zu katastrophal ist das nachträglich neu gedrehte Ende, das es so zunächst nicht im Script gab. Statt in einem ambivalenten Finale, das den Figuren treu geblieben wäre, endet die Geldgeschichte im schlimmsten Melodramenkitsch.
Geld schläft nicht, der Rest schon
Visuell ist Stones Wall Street 2: Geld schläft nicht einer der auffälligsten Filme des Jahres, wobei das nicht unbedingt positiv gemeint ist. 1987 setzte Stone schon geteilte Bilder und schnelle Übergänge ein, um den Stress und die Hektik des Business-Alltags darzustellen, 2010 übertreibt er es aber. Unentwegt wird mit dem Bild herumgespielt, es gibt dutzende Einschübe, Aufteilungen und ein völlig verrücktes Durcheinander an Überleitungen. Es wirkt, als habe Stone die Funktion jetzt erst entdeckt und gleich mal alles Verfügbare gleichzeitig ausprobiert.
Es sticht sich mit dem eigentlichen Design und Klang des Films, da man ständig in eleganten Luxus-Suites und VIP-Bars hockt, die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. Ebenso passt der Soundtrack nicht, der gemächlich vor sich hindudelt, größtenteils auf alte Sinatra-Stücke zurückgreift, um nostalgisch und elegant zu erscheinen. Wenigstens verzichtet Stone überraschenderweise darauf, sich allzu sehr aufs Internet zu stürzen.
Fazit
Christian Mester (bereitsgesehen.de): Gerade jetzt zur Zeit der großen Wirtschaftskrise hätte Wall Street 2 ein bedeutender Film sein können, doch den Anspruch hat Stone nicht. Anstatt die aktuelle Finanzlage zum kritischen Thema zu machen und näher zu beleuchten, verrennt er sich in ein kitschiges Familienmelodram Wäre Gekko mal besser im Knast geblieben.
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